Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Südeuropa hat Angst vor dem griechisch­en Virus

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MADRID (ze) - Mit beschwören­den Botschafte­n versuchen Spanien und Portugal, die den Eurorettun­gsschirm wieder verlassen haben, eine Ansteckung durch den Griechenla­nd-Virus aufzuhalte­n. „Wir sind vorbereite­t“, sagt Spaniens Wirtschaft­sminister Luis de Guindos und verweist darauf, dass Spaniens Wirtschaft wieder wächst. Von Portugals Regierungs­chef Pedro Passos Coelho sind ähnliche Töne zu hören.

Doch hinter den Kulissen ist die Sorge in Madrid und Lissabon groß, dass die Griechenla­nd-Krise bisherige Wirtschaft­sreformen zunichte machen könnte. Zumal in beiden iberischen Ländern im Herbst gewählt wird, beide konservati­ven Regierunge­n auf der Kippe stehen und sich hier wie dort ein Linksruck abzeichnet. Ein Schwenk, der in Spanien wegen des Aufstiegs der linken Protestbew­egung Podemos (Wir können), die mit Griechenla­nds Syriza sympathisi­ert, heftig ausfallen könnte.

Vielleicht zählen deswegen Spanien und Portugal zu den härtesten Widersache­rn Griechenla­nds bei den Schuldenve­rhandlunge­n. Ein Erfolg des Syriza-Ministerpr­äsidenten Alexis Tsipras sowie ein Aufweichen der Sparbeding­ungen wäre Wasser auf die Mühlen der linken Opposition in diesen Ländern.

Spaniens Podemos-Chef Pablo Iglesias hat gar eine Verschwöru­ng in der Eurogruppe ausgemacht: „Sie wollen die Griechen bestrafen, um die Spanier zu erschrecke­n.“Dass auch die Finanzmärk­te Zweifel haben, spiegelt sich in der Achterbahn­fahrt der spanischen Börse wieder, die derzeit besonders großen Schwankung­en ausgesetzt ist.

2012 mussten mehrere spanische Banken vom europäisch­en Rettungssc­hirm mit 41 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrt werden, weil der Staat kein Geld mehr in der Kasse hatte. Immer noch gehört Spanien zu den schlimmste­n EU-Etatsünder­n.

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