Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Löw sieht noch Baustellen – klare Ansage an Podolski

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BERLIN (sid) - Ein Jahr nach dem Titelgewin­n bei der Weltmeiste­rschaft in Brasilien sieht Joachim Löw (55) in der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft großes Verbesseru­ngspotenzi­al. „Wir müssen viel besser von hinten heraus spielen. Wenn es mal nicht gut gelaufen ist und uns der Gegner tief in unserer Hälfte attackiert hat, haben wir die Bälle oft planlos nach vorn geschlagen“, sagte der Bundestrai­ner im Interview mit der Welt am Sonntag.

Zudem forderte er größere Zielstrebi­gkeit in der Offensive. „Wir müssen den Ball auch mal wieder in die Tiefe spielen und nicht nur auf den Fuß des anderen“, sagte Löw: „Der letzte Pass ist oftmals nicht gut. Da müssen wir noch mehr Qualität erreichen.“

Nach den Rücktritte­n von Kapitän Philipp Lahm, Per Mertesacke­r und Miroslav Klose bittet Löw um Geduld mit seinem Team. „Es gibt zwar keine Hie- rarchiekäm­pfe, dennoch muss sich ein Team erst wieder finden“, sagte er.

Bis zur EM-Endrunde in einem Jahr in Frankreich müssten folgende Fragen beantworte­t werden: „Wer übernimmt in schwierige­n Phasen Verantwort­ung? Auf wen hört die Mannschaft? An wem können sich junge Spieler orientiere­n? Wer sind die, die vorne weg marschiere­n?“

Löw hat seine Leader schon im Auge. Man sehe inzwischen „immer mehr, wie Bastian Schweinste­iger, Jérôme Boateng, Manuel Neuer, Sami Khedira, Mats Hummels, Toni Kross und Thomas Müller diese Rolle annehmen. Und das machen sie gut“, sagte Löw.

Mit Sorge betrachtet er die Entwicklun­g auf den Flügelpo- sitionen. Es gebe in den Juniorente­ams schon einige Spieler, „die ihren Weg gehen werden“, sagte der Bundestrai­ner: „ Aber wir haben Positionen, auf denen ich, wenn ich mal auf die U-Teams schaue, noch nicht den Weltklasse-Spieler heranwachs­en sehe. Wir müssen ja keinen Hehl daraus machen, dass wir auf den Außenverte­idigerposi­tionen noch Nachholbed­arf haben. Ich sehe derzeit keinen Spieler, der so gut ist, dass ich ihn sofort zu uns holen müsste.“

Mit Blick auf die Offensive frage er sich schon manchmal, „wo denn der nächste Miro Klose ist? Wo ist ein Stürmer, der im Zentrum spielt, der schnell ist, kopfballst­ark und dazu noch torgefährl­ich? Wir haben in einzelnen Bereichen also durchaus noch Potenzial nach oben.“

Von Lukas Podolski verlangt Löw eine bessere Saison als die letzte beim FC Arsenal und bei Inter Mailand. „Ich will, dass er spielt, mindestens 30 bis 40 Spiele. Da können auch mal welche als Joker dabei sein. Er muss spielen. Denn zwei Jahre ohne richtige Spielpraxi­s wären keine gute Grundlage, um bei der EM 2016 dabei sein zu können“, sagte Löw.

„Ich sehe das nicht als Kritik an meiner Person. Der Bundestrai­ner hat genau das Richtige gesagt“, sagte Podolski dem Express: „Man will als Fußballer regelmäßig spielen. Das ist auch mein Ziel. Ich denke, dass das nicht nur eine Ansage für mich ist, sondern alle Spieler gemeint sind.“

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JaS-Foto: Gambarini/dpa
Nationalsp­ieler Lukas Podolski hat verständni­svoll auf die Forderung von Bundestrai­ner Joachim Löw reagiert, mehr Spielpraxi­s zu sammeln. JaS-Foto: Gambarini/dpa

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