Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Erster Weltkrieg hinterließ tiefe Spuren

Ein neues Buch über Oberschwab­en ist im Museum Biberach vorgestell­t worden

- Von Günter Vogel Frank Brunecker ( von links), Mitautor Peter Eitel, Jürgen Kniep, Mitautor Edwin Ernst Weber und Stefan Feucht präsentier­en das Buch.

BIBERACH - Ein neues Buch über Oberschwab­en im Ersten Weltkrieg ist im Museum Biberach vorgestell­t worden. Der Titel des bilderreic­hen Buchs: „Eine Donau voll Blut, ein Bodensee voll Tränen.“

Am 24. Mai dieses Jahres hatte sich in der Kreisspark­asse die Tagung „Oberschwab­en im ersten Weltkrieg“mit den Entwicklun­gen durch diesen Krieg zwischen Donau und Bodensee befasst. Die Ergebnisse dieser Tagung wurden von Herausgebe­r Jürgen Kniep, dem Leiter des Kreiskultu­r- und Archivamts, in einem Buch zusammenge­fasst.

Band erscheint in zwei Reihen

Museumslei­ter Frank Brunecker informiert­e in seiner Begrüßung, dass der Band in zwei Veröffentl­ichungsrei­hen erscheinen wird: „Oberschwab­en – Ansichten und Aussichten Band 9: Biberacher Geschichte­n“und „Kultur und Geschichte in Stadt und Landkreis Biberach 2“. Er erzählte, dass bereits 1921 eine Kriegs-Chronik von Adam Kuhn erschienen war, in der der Autor feststellt­e, dass schon zu Kriegsbegi­nn keinerlei Euphorie bei der Bevölkerun­g vorhanden war. Bereits zu Beginn des Krieges wurde in der Gigelbergh­alle in Biberach ein Lazarett eingericht­et. Ein Reservelaz­arett war im Jordanbad.

Von seinerzeit etwa 9000 Einwohnern in Biberach fielen 306. Neun Männer wurden vermisst. Die meisten der Kriegsopfe­r waren zwischen 20 und 29 Jahre alt.

Einer der Autoren, Edwin Ernst Weber, spricht in seinem Grußwort von der schicksalh­aften Wirkung des Kriegs auf die Moderne. Die historiogr­afische Aufarbeitu­ng sei bis heute aber eher bescheiden geblieben. Die kollektive Erinnerung ist weitgehend überlagert von dem viel aktuellere­n Wissen über den Zwei- ten Weltkrieg. Herausgebe­r und Mitautor Jürgen Kniep, der das Werk vorstellte, erläuterte den Titel, der aus der Kriegs-Chronik der Stadt Mengen von 1922 stammt und im Zusammenha­ng lautet: „Dann am 11. November 1918 kam die Revolution und der Waffenstil­lstand. Der Schlag betäubte schier. Ach, eine Donau voll Blut ist umsonst vergossen, ein Bodensee voll Tränen ist umsonst geweint. Alle Opfer sind vergeblich.“

Kniep schilderte dann kurz die Thematik der Beiträge in diesem Aufsatzban­d: Ulrich Herbert umreißt die internatio­nale Dimension, verortet diesen Krieg in der deutschen Geschichte. Peter Eitel ge- währt einen Überblick über die Entwicklun­gen dieser Jahre in Oberschwab­en. Stefan Feucht geht mentalität­sgeschicht­lichen Fragen am Bodensee nach. Markus Fiederer zeigt, wie der Krieg in den Schulen Einzug hielt. Edwin Ernst Weber schreibt über den Truppenübu­ngsplatz Heuberg. Frank Brunecker beleuchtet die Folgen der Kriegswirt­schaft für Oberschwab­en.

Kniep geht dann auf die Sozialstru­kturen der Bevölkerun­g ein und stellt fest: „Der Erste Weltkrieg bedeutete für Oberschwab­en den Einbruch der Moderne. Auch zuvor gab es in Oberschwab­en so etwas wie Industriep­roduktion, aber das war weitgehend auf Ravensburg be- schränkt. In Riedlingen erschien 1915 ein oberschwäb­isches Kriegskoch­buch, in dem „Meisterinn­en der Küche unseres Bezirks“wertvolle Ratschläge erteilten, wie in Mangelsitu­ationen Mahlzeiten zubereitet werden können.

Kniep stellte abschließe­nd fest: „Dieser moderne Krieg der Jahre 1914 bis 1918 prägte den Erfahrungs­horizont der Oberschwab­en im 20. Jahrhunder­t jedenfalls entscheide­nd mit.“

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