Erster Weltkrieg hinterließ tiefe Spuren
Ein neues Buch über Oberschwaben ist im Museum Biberach vorgestellt worden
BIBERACH - Ein neues Buch über Oberschwaben im Ersten Weltkrieg ist im Museum Biberach vorgestellt worden. Der Titel des bilderreichen Buchs: „Eine Donau voll Blut, ein Bodensee voll Tränen.“
Am 24. Mai dieses Jahres hatte sich in der Kreissparkasse die Tagung „Oberschwaben im ersten Weltkrieg“mit den Entwicklungen durch diesen Krieg zwischen Donau und Bodensee befasst. Die Ergebnisse dieser Tagung wurden von Herausgeber Jürgen Kniep, dem Leiter des Kreiskultur- und Archivamts, in einem Buch zusammengefasst.
Band erscheint in zwei Reihen
Museumsleiter Frank Brunecker informierte in seiner Begrüßung, dass der Band in zwei Veröffentlichungsreihen erscheinen wird: „Oberschwaben – Ansichten und Aussichten Band 9: Biberacher Geschichten“und „Kultur und Geschichte in Stadt und Landkreis Biberach 2“. Er erzählte, dass bereits 1921 eine Kriegs-Chronik von Adam Kuhn erschienen war, in der der Autor feststellte, dass schon zu Kriegsbeginn keinerlei Euphorie bei der Bevölkerung vorhanden war. Bereits zu Beginn des Krieges wurde in der Gigelberghalle in Biberach ein Lazarett eingerichtet. Ein Reservelazarett war im Jordanbad.
Von seinerzeit etwa 9000 Einwohnern in Biberach fielen 306. Neun Männer wurden vermisst. Die meisten der Kriegsopfer waren zwischen 20 und 29 Jahre alt.
Einer der Autoren, Edwin Ernst Weber, spricht in seinem Grußwort von der schicksalhaften Wirkung des Kriegs auf die Moderne. Die historiografische Aufarbeitung sei bis heute aber eher bescheiden geblieben. Die kollektive Erinnerung ist weitgehend überlagert von dem viel aktuelleren Wissen über den Zwei- ten Weltkrieg. Herausgeber und Mitautor Jürgen Kniep, der das Werk vorstellte, erläuterte den Titel, der aus der Kriegs-Chronik der Stadt Mengen von 1922 stammt und im Zusammenhang lautet: „Dann am 11. November 1918 kam die Revolution und der Waffenstillstand. Der Schlag betäubte schier. Ach, eine Donau voll Blut ist umsonst vergossen, ein Bodensee voll Tränen ist umsonst geweint. Alle Opfer sind vergeblich.“
Kniep schilderte dann kurz die Thematik der Beiträge in diesem Aufsatzband: Ulrich Herbert umreißt die internationale Dimension, verortet diesen Krieg in der deutschen Geschichte. Peter Eitel ge- währt einen Überblick über die Entwicklungen dieser Jahre in Oberschwaben. Stefan Feucht geht mentalitätsgeschichtlichen Fragen am Bodensee nach. Markus Fiederer zeigt, wie der Krieg in den Schulen Einzug hielt. Edwin Ernst Weber schreibt über den Truppenübungsplatz Heuberg. Frank Brunecker beleuchtet die Folgen der Kriegswirtschaft für Oberschwaben.
Kniep geht dann auf die Sozialstrukturen der Bevölkerung ein und stellt fest: „Der Erste Weltkrieg bedeutete für Oberschwaben den Einbruch der Moderne. Auch zuvor gab es in Oberschwaben so etwas wie Industrieproduktion, aber das war weitgehend auf Ravensburg be- schränkt. In Riedlingen erschien 1915 ein oberschwäbisches Kriegskochbuch, in dem „Meisterinnen der Küche unseres Bezirks“wertvolle Ratschläge erteilten, wie in Mangelsituationen Mahlzeiten zubereitet werden können.
Kniep stellte abschließend fest: „Dieser moderne Krieg der Jahre 1914 bis 1918 prägte den Erfahrungshorizont der Oberschwaben im 20. Jahrhundert jedenfalls entscheidend mit.“