Schwäbische Zeitung (Biberach)
Still und verdrängend
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Still und wortkarg lebt er mit seinem kleinen, spitzen Mäulchen in heimischen Gefilden und fällt trotz seiner silbern schimmernden Haut nicht besonders auf. Zugleich ist das Tierchen sowohl anpassungsfähig als auch resilient, denn es fühlt sich nicht nur bei Kälte, sondern auch bei hohen Temperaturen so wohl, dass die Weibchen jedes Frühjahr ihre Eier auf kleine Steine, Sand oder Pflanzen kleben. Artig bewachen die Männchen – mit sprießenden weißen Warzen auf dem Kopf – die Brut, bis die Kleinen aus eigener Kraft ausschwirren und alles dafür tun, damit die Art erhalten bleibt: fressen. Kleine wirbellose Tierchen und Pflanzenreste schmecken ihnen. Sie fühlen sich also wohl in unseren Breiten, obwohl diese rund maximal zehn Zentimeter große Wesen ursprünglich aus Ostasien stammen. Dummerweise gelten die Geschöpfe aber als stoische Überlebenskünstler und verdrängen seit den 70er-Jahren in ihren süßwässrigen Lebensräumen mitteleuropäische Arten, weil sie deren Nahrungskonkurrenten sind. Naturschützern stößt so etwas auf. Dabei ist es gar nicht mal ihre Schuld, dass ihre Artgenossen und Vorfahren so weit nach Westen gelangt sind. Vermutlich waren und sind es Fischer, die das Tierchen nicht richtig aussortieren. Angler nutzen es sogar manchmal als Köder und leisten seiner Verbreitung wohl Vorschub. Uns würde es nicht wundern, wenn der Blaubandbärbling seine kleine Schnauze spitzt und heimlich in sich hineinlacht. (ksc)