Schwäbische Zeitung (Biberach)
Stadt Ulm kurz vor kritischer Corona-Marke
Das Gesundheitsamt sieht dennoch keinen Handlungsbedarf – Das sind die Gründe
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ULM - Was ist da los in Ulm? Bundesweit belegt die Stadt einen Spitzenplatz in der Corona-Statistik des Robert-Koch-Instituts. Sie liegt auf Platz fünf, was neue Fälle umgerechnet auf 100 000 Einwohner angeht. Doch das Gesundheitsamt sieht akut keinen Handlungsbedarf.
Die oberste deutsche Corona-Behörde, das Berliner Robert-Koch-Institut (RKI), vermeldet für Ulm ein dynamisches Corona-Geschehen.
Am Montag lag die Stadt bei der sogenannten Corona-Inzidenz auf Platz fünf. Bundesweit sind demnach nur in vier Städten, beziehungsweise Landkreisen in den vergangenen sieben Tagen mehr Corona-Fälle gemeldet worden als in Ulm.
Die Inzidenz gibt an, wie viele neue Fälle in sieben aufeinander folgenden Tagen auf umgerechnet 100 000 Einwohner aufgetreten sind.
Und je höher die Inzidenz, desto strenger irgendwann die Schutzmaßnahmen. Bundesweit gilt: Ab 50 Infizierten kann es wieder zu lokalen Lockdowns kommen, also zum Herunterfahren einzelner Bereiche des öffentlichen Lebens.
Spitzenreiter am Montag war Landshut in Bayern mit einer Inzidenz von 51. Bedeutet: Dort sind in sieben aufeinanderfolgenden Tagen insgesamt 51 Menschen (von 100 000 Bewohnern) neu erfasst worden, in deren Körper das neuartige Coronavirus nachgewiesen wurde.
Auf den weiteren Plätzen folgen Memmingen (Inzidenz 45), Rosenheim (44) und München (35). Und dann Ulm, mit einer Inzidenz (am Montag) von 33.
33 Neu-Infizierte: Das sind zwar noch keine 50. Allerdings ist in BadenWürttemberg ab einer Inzidenz von 35 eine Vorwarnstufe erreicht. Die zuständigen Gesundheitsämter vor Ort sind dann angehalten, das lokale Geschehen noch genauer zu beobachten, die Bevölkerung weiter zu sensibilisieren und Tests auszuweiten.
Und das für Ulm zuständige Gesundheitsamt? Bleibt entspannt, sieht keinen akuten Handlungsbedarf. Grund: Es „rechnet“anders als das RKI. Wie eine Sprecherin des Gesundheitsamts mitteilt, sei die gesondert für Ulm erhobene Inzidenz gar nicht entscheidend.
Das Gesundheitsamt ist für Ulm und den Alb-Donau-Kreis gemeinsam zuständig und angesiedelt unter dem Dach des Landratsamts in der Ulmer Schillerstraße. Die Sprecherin erklärt: Entscheidend sei, wie hoch die Corona-Zahlen des Kreises sowie der Stadt Ulm zusammengenommen sind. Und nach dieser „Rechnung“sei alles mehr oder weniger im grünen Bereich.
Aktuell (Stand Dienstag) liegt der Inzidenzwert für den Kreis sowie die Stadt Ulm bei 22. Grund: Die verhältnismäßig wenigen Neu-Infektionen im Kreis. Sie „heben“die höheren Zahlen im Stadtkreis Ulm quasi „auf“.
Um Vorwürfe zu entkräften, das Gesundheitsamt rechne sich die Statistik in seinem Zuständigkeitsbereich „schön“, liefert die Sprecherin prompt die rechtliche Grundlage. Sie verweist auf den „Handlungsleitfaden zur Umsetzung von regionalen Maßnahmen im Falle des Überschreitens des 7-Tage-Inzidenzwertes von 50 gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner der Landesregierung“. Darin stehe: Dass „in Fällen, in denen der Amtsbezirk eines Gesundheitsamts einen Landkreis sowie einen Stadtkreis erfasst (wie in Ulm), der Schwellenwert auf den Amtsbezirk des Gesundheitsamts bezogen wird“. Die Sprecherin: „Insofern werden von uns die Zahlen immer auf die Gesamtzuständigkeit des Gesundheitsamts, also für den Alb-Donau-Kreis einschließlich der Stadt Ulm, betrachtet.“
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