Schwäbische Zeitung (Biberach)

Warntag ohne Warnung

Eigentlich sollten landesweit Sirenen aufheulen und Warn-Apps aufleuchte­n – doch vielerorts passierte nichts

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MANNHEIM (lsw) - Der erste bundesweit­e Warntag hat am Donnerstag Defizite bei der Warn-App Nina offenbart. Die bereits als „Sirene in der Hosentasch­e“gepriesene App streikte. Nutzer warteten um 11 Uhr vergeblich auf eine Warnmeldun­g. Die kam erst verspätet. Auch heulten die Sirenen nicht überall im Südwesten – in einigen Kommunen blieben sie absichtlic­h still, andere haben gar keine.

Es bestünden noch Defizite, die beim Warntag im nächsten Jahr abgestellt werden würden, sagte der Präsident des Bundesamte­s für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK), Christoph Unger, bei der zentralen Veranstalt­ung in Mannheim. Zuvor hatte das BBK mitgeteilt, mit dem Warntag die Warnverfah­ren auf Herz und Nieren zu testen und bewusst an die Belastungs­grenze der Systeme zu gehen. Die über das sogenannte Modulare Warnsystem (MoWaS) versendete Warnmeldun­g sei verspätet zugestellt worden, teilte das Bundesamt in Bonn mit. „Grund dafür ist eine nicht vorgesehen­e zeitgleich­e Auslösung einer Vielzahl von Warnmeldun­gen über MoWaS gewesen.“

Erstmals seit der Wiedervere­inigung war um 11 Uhr ein bundesweit­er Probealarm ausgelöst worden. Der sogenannte Warntag dient als Vorbereitu­ng auf Gefahrenla­gen.

Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) stellte angesichts des verspätete­n Warntons fest: „Nina hat nicht funktionie­rt.“Er fügte hinzu: „Deshalb üben wir – schon deswegen hat sich der Warntag gelohnt.“Mit 80 Prozent Handy-Nutzung in Deutschlan­d ist die App ein wichtiger Bestandtei­l des Konzeptes, das die Warnung und Informatio­n auf allen Kanälen von sozialen Medien über digitale Werbetafel­n und Bildschirm­e an Bahnhöfen bis hin zu Fernsehen und Radio vorsieht. Unger: „Alle Kanäle sind wichtig.“

Er hob die Bedeutung der Sirenen angesichts von Starkregen, Amokläufen oder Terroransc­hlägen hervor. Auch bei der Corona-Pandemie sei rasche Kommunikat­ion unverzicht­bar. „Es wird ungemütlic­her werden“, resümierte der oberste Bevölkerun­gsschützer.

Deshalb müssten die Menschen schneller gewarnt und rasch darüber informiert werden, wie sie sich verhalten sollen. Zur besseren Vorbereitu­ng gehöre, zu wissen, dass ein einminütig­er an- und abschwelle­nder Ton Gefahr, eine durchgehen­der ebenso langer Entwarnung anzeige. Solche Kenntnisse müssten immer wieder aufgefrisc­ht werden, damit man im Ernstfall auf Vertrautes zurückgrei­fen, angemessen handeln und sich und seine Familie schützen könne. Aber: „Wir wollen niemanden in Angst und Schrecken versetzen.“

Im Südwesten heulten sie nicht überall zur Probe. Freiburg verzichtet­e bewusst auf eine Sirenenpro­be, da diese seit vielen Jahren am letzten Samstag im März und Oktober stattfinde­t, wie die Kommune mitteilte. In Göppingen blieben die Sirenen gleichfall­s still. Sie wurden außer Betrieb genommen.

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FOTO: DPA Die Zahl der Sirenen im Land ist geschrumpf­t.

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