Schwäbische Zeitung (Biberach)
Verein verteilt Lebensmittel an die Hungernden
Die Kinderhilfe Ugwaku des früheren Biberacher Pfarrers Odoeme hilft in Nigeria
BIBERACH/UGWAKU (sz) - Während man in Europa bereits wieder Lockerungen der Verhaltensvorschriften beschließt, steht der afrikanische Kontinent erst am Anfang der Pandemie. In Nigeria gelten in der Zwischenzeit strenge Ausgangssperren, die durch Sicherheitskräfte häufig mit Gewalt und Erschießen durchgesetzt werden. Laut der Menschenrechtskommission des Landes sind dadurch schon mehr Menschen ums Leben gekommen als durch das Virus selbst. Die Maßnahmen betreffen auch das Dorf Ugwaku, in dem sich der frühere Biberacher Pfarrer Paul Odoeme mit seiner Kinderhilfe engagiert. Diese wurde bereits mehrfach durch die SZWeihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“unterstützt.
Das Verlassen des häuslichen Raumes ist in Nigeria nur zur Lebensmittelbesorgung erlaubt. Die offiziellen Zahlen des mit mehr als 206 Millionen bevölkerungsreichsten Landes Afrikas scheinen mit 1273 Infizierten und 40 Todesfällen (Stand 26. April, Nigeria Centre for Disease Control) zwar noch überschaubar, die Tendenz ist jedoch wie überall stark steigend. Die engen wirtschaftlichen Beziehungen zu China tun dazu ihr Übriges.
Am meisten betroffen sind derzeit Lagos (584) und die Hauptstadt Abuja (103). Ob diese Zahlen der tatsächlichen Situation entsprechen, muss jedoch stark bezweifelt werden, da Untersuchungen kaum durchgeführt werden. Es wird berichtet, dass das Krankenhauspersonal bei Einlieferung eines Verdachtfalls teilweise die Flucht ergriffen hat, da es an der nötigen Schutzkleidung fehlt.
Die strengen Verhaltensvorschriften betreffen auch Ugwaku, Standort des dort von Pfarrer Paul Odoeme initiierten und vom Verein Kinderhilfe Ugwaku erstellten Schulzentrums, zu dessen Finanzierung auch viele Spenden aus Biberach und Umgebung geholfen haben. Das gesamte Areal ist derzeit verwaist, die Kinder und Jugendlichen sind zu Hause bei ihren Familien und auch jegliche Bauarbeiten an den bereits begonnenen oder geplanten weiteren ehrgeizigen Vorhaben ruhen. Dies betrifft die Fertigstellung des Sportcenters, den Bau einer Photovoltaikanlage und die Planung einer Berufsschule.
Die Lebenshaltungskosten sind in
Nigeria in den letzten Monaten um mehr als 30 Prozent gestiegen und für einen Großteil nicht mehr bezahlbar Die Menschen hungern und kämpfen um ihr Überleben. Ein geschwächter Organismus aber bietet Krankheiten und dem Virus eine ideale Angriffsfläche. Viele der Menschen sind Tagelöhner und durch Corona arbeitslos geworden.
Davon sind auch Familien der Schulkinder in Ugwaku betroffen. Durch die Stilllegung der Schulmensa fehlen zudem täglich 600 warme Mahlzeiten für die Kinder und Jugendlichen. Der Verein Kinderhilfe Ugwaku ruft daher zu einer Spendenaktion „Hungerhilfe“auf, um den
Hungernden in Ugwaku und Umgebung zu helfen. So konnte bereits ein ansehnlicher Betrag nach Nigeria transferiert werden, mit dem der Schulleiter und die Schwester von Paul Odoeme Grundnahrungsmittel eingekauft und die Bedürftigen an drei Ausgabestellen versorgt haben. Der Verein bittet um weitere Spenden. Jeder Euro ist wichtig und erreicht die Hungernden vor Ort, kein Cent geht verloren.
Weitere Informationen und die Daten des Spendenkontos gibt es online unter www.kinderhilfe-ugwaku.de