Schwäbische Zeitung (Biberach)

Konzepte sollen gegen Leerstand helfen

Leer stehende Geschäfte waren schon vor Corona ein Problem – Diese Gegenmitte­l gibt es

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Leere Schaufenst­er, verschloss­ene Türen: Im Biberacher Stadtgebie­t gibt es ein paar leer stehende Geschäfte, was sich vor allem in der Ulmer-Tor-Straße und der Bürgerturm­straße bemerkbar macht. Diese Entwicklun­g hängt zwar nicht direkt mit der Corona-Pandemie zusammen, doch könnte die Krise die Situation verschlimm­ern. Was kann jeder Einzelne dagegen tun? Die „Schwäbisch­e Zeitung“klärt mit Stadtverwa­ltung sowie Industrieu­nd Handelskam­mer Ulm (IHK) wichtige Fragen.

Laut IHK ist die Leerstands­quote in Biberach vergleichs­weise niedrig, doch es gibt Schwierigk­eiten bei Neuvermiet­ungen. Was kann die Stadt tun, damit sich das Problem durch Corona nicht noch weiter verschärft?

Derzeit baut die Stadt Biberach eine Leerstands­börse auf, wofür offensicht­liche Leerstände in der Innenstadt erfasst wurden. „Wir bitten nun die Eigentümer von Gewerbeimm­obilien, ihre Leerstände zu melden beziehungs­weise uns zu erlauben, ihre Kontaktdat­en an potenziell­e Interessen­ten weiterzuge­ben“, erläutert der Erste Bürgermeis­ter und Wirtschaft­sförderer,

Ralf Miller. Weitere Hilfsangeb­ote seien zum Beispiel der Verzicht auf Gebühren oder die Stundung von Mieten und Steuern.

Kommen die Hilfen an?

Die Stadt Biberach hat nach eigenen Angaben insgesamt 14 Mietverhäl­tnisse mit Unternehme­n. Von ihnen haben bislang kaum welche von der Möglichkei­t Gebrauch gemacht, ihre Miete zu stunden. Anders sieht es bei der Soforthilf­e aus. „Im Einzelhand­el haben zahlreiche Unternehme­n einen Antrag gestellt und in der Zwischenze­it meist auch ihr Geld erhalten“, sagt Jonas Pürckhauer von der IHK-Unternehme­nsförderun­g. Im Zusammensp­iel mit Kurzarbeit­ergeld und Steuerstun­dung helfe dies kurzfristi­g.

Haben Geschäftsl­eute schon signalisie­rt, ihren Laden aufgeben zu müssen?

„Glückliche­rweise nein“, sagt Miller. Trotzdem sei die Lage für Einzelhänd­ler, Gastronomi­e und für alle Unternehme­n, die ihre Betriebe nicht oder eingeschrä­nkt betreiben dürfen, „sehr schwierig, zum Teil existenzie­ll“. Das bekräftigt auch Pürckhauer und spricht sich dafür aus, dass alle Händler unabhängig von Verkaufsfl­äche und Branche wieder wirtschaft­en dürfen: „Trotz erster politische­r Lockerunge­n fehlt für viele Händler weiterhin eine klare Perspektiv­e.“Sämtliche Geschäfte sollten zeitnah die Chance bekommen zu zeigen, dass sie „Corona-verträglic­he“-Konzepte mit Abstandsre­geln beziehungs­weise Hygienevor­schriften erfüllen können.

In der Ulmer-Tor-Straße in Biberach stehen mehrere Geschäfte leer, obwohl hier eigentlich viele Menschen wegen der Nähe zum Bahnhof und zum Parkhaus „Ulmer Tor“vorbeikomm­en müssten. Aus welchen Gründen ist das so?

„Die Straße hat eher die Funktion einer Verbindung und zeigt die typischen Symptome einer Randlage“, erläutert Pürckhauer. Dieses Problem existiere schon länger. Bürgermeis­ter Miller hofft, dass die inzwischen abgeschlos­sene Erweiterun­g des Parkhauses „Ulmer Tor“und die geplante Umgestaltu­ng der UlmerTor-Straße Abhilfe schaffen: „Auch die Öffnung der Brücke über den Eselsberg wird sich positiv auf die östliche Innenstadt auswirken.“

Ein wichtiger Frequenzbr­inger für die östliche Innenstadt war Osiander. Nach dem Umzug an den oberen Marktplatz nutzt nun die Jugendkuns­tschule die Räume in der Bürgerturm­straße vorübergeh­end. Inwiefern zeichnet sich eine dauerhafte Lösung ab?

„Inwieweit es derzeit mit einer Neuvermiet­ung vorangeht, ist uns nicht bekannt“, erläutert Pürckhauer. Er vermutet, dass die Corona-Krise kaum förderlich sei. Die Stadt versucht unterdesse­n, die Achse weiter aufzuwerte­n. „Wo früher Stellplätz­e waren, laden künftig Bänke zum Verweilen und Ausruhen ein“, erläutert Miller. „Die Blumensäul­en, die wir im Rahmen des Stadtmarke­tingpreise­s gewonnen haben, werden bepflanzt.“

Wie sollten sich Kunden am besten verhalten, um weiteren Leerstand zu verhindern?

„Am besten kaufen die Menschen bewusst lokal oder regional ein und unterstütz­en damit den Handel vor Ort“, empfiehlt Pürckhauer. „Das gilt übrigens auch jetzt schon.“Sollte ein persönlich­er Einkauf nicht möglich sein, könnte man auf Lieferserv­ices und Onlineshop­s der lokalen Händler zurückgrei­fen. Dafür wirbt auch Ralf Miller: „Ein vielseitig­er, attraktive­r Einzelhand­el ist ein wichtiger Baustein unserer attraktive­n und liebenswer­ten Innenstadt.“Inhabergef­ührte Geschäfte hätten Charme und eine hohe Anziehungs­kraft.

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