Schwäbische Zeitung (Biberach)
Konzepte sollen gegen Leerstand helfen
Leer stehende Geschäfte waren schon vor Corona ein Problem – Diese Gegenmittel gibt es
BIBERACH - Leere Schaufenster, verschlossene Türen: Im Biberacher Stadtgebiet gibt es ein paar leer stehende Geschäfte, was sich vor allem in der Ulmer-Tor-Straße und der Bürgerturmstraße bemerkbar macht. Diese Entwicklung hängt zwar nicht direkt mit der Corona-Pandemie zusammen, doch könnte die Krise die Situation verschlimmern. Was kann jeder Einzelne dagegen tun? Die „Schwäbische Zeitung“klärt mit Stadtverwaltung sowie Industrieund Handelskammer Ulm (IHK) wichtige Fragen.
Laut IHK ist die Leerstandsquote in Biberach vergleichsweise niedrig, doch es gibt Schwierigkeiten bei Neuvermietungen. Was kann die Stadt tun, damit sich das Problem durch Corona nicht noch weiter verschärft?
Derzeit baut die Stadt Biberach eine Leerstandsbörse auf, wofür offensichtliche Leerstände in der Innenstadt erfasst wurden. „Wir bitten nun die Eigentümer von Gewerbeimmobilien, ihre Leerstände zu melden beziehungsweise uns zu erlauben, ihre Kontaktdaten an potenzielle Interessenten weiterzugeben“, erläutert der Erste Bürgermeister und Wirtschaftsförderer,
Ralf Miller. Weitere Hilfsangebote seien zum Beispiel der Verzicht auf Gebühren oder die Stundung von Mieten und Steuern.
Kommen die Hilfen an?
Die Stadt Biberach hat nach eigenen Angaben insgesamt 14 Mietverhältnisse mit Unternehmen. Von ihnen haben bislang kaum welche von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, ihre Miete zu stunden. Anders sieht es bei der Soforthilfe aus. „Im Einzelhandel haben zahlreiche Unternehmen einen Antrag gestellt und in der Zwischenzeit meist auch ihr Geld erhalten“, sagt Jonas Pürckhauer von der IHK-Unternehmensförderung. Im Zusammenspiel mit Kurzarbeitergeld und Steuerstundung helfe dies kurzfristig.
Haben Geschäftsleute schon signalisiert, ihren Laden aufgeben zu müssen?
„Glücklicherweise nein“, sagt Miller. Trotzdem sei die Lage für Einzelhändler, Gastronomie und für alle Unternehmen, die ihre Betriebe nicht oder eingeschränkt betreiben dürfen, „sehr schwierig, zum Teil existenziell“. Das bekräftigt auch Pürckhauer und spricht sich dafür aus, dass alle Händler unabhängig von Verkaufsfläche und Branche wieder wirtschaften dürfen: „Trotz erster politischer Lockerungen fehlt für viele Händler weiterhin eine klare Perspektive.“Sämtliche Geschäfte sollten zeitnah die Chance bekommen zu zeigen, dass sie „Corona-verträgliche“-Konzepte mit Abstandsregeln beziehungsweise Hygienevorschriften erfüllen können.
In der Ulmer-Tor-Straße in Biberach stehen mehrere Geschäfte leer, obwohl hier eigentlich viele Menschen wegen der Nähe zum Bahnhof und zum Parkhaus „Ulmer Tor“vorbeikommen müssten. Aus welchen Gründen ist das so?
„Die Straße hat eher die Funktion einer Verbindung und zeigt die typischen Symptome einer Randlage“, erläutert Pürckhauer. Dieses Problem existiere schon länger. Bürgermeister Miller hofft, dass die inzwischen abgeschlossene Erweiterung des Parkhauses „Ulmer Tor“und die geplante Umgestaltung der UlmerTor-Straße Abhilfe schaffen: „Auch die Öffnung der Brücke über den Eselsberg wird sich positiv auf die östliche Innenstadt auswirken.“
Ein wichtiger Frequenzbringer für die östliche Innenstadt war Osiander. Nach dem Umzug an den oberen Marktplatz nutzt nun die Jugendkunstschule die Räume in der Bürgerturmstraße vorübergehend. Inwiefern zeichnet sich eine dauerhafte Lösung ab?
„Inwieweit es derzeit mit einer Neuvermietung vorangeht, ist uns nicht bekannt“, erläutert Pürckhauer. Er vermutet, dass die Corona-Krise kaum förderlich sei. Die Stadt versucht unterdessen, die Achse weiter aufzuwerten. „Wo früher Stellplätze waren, laden künftig Bänke zum Verweilen und Ausruhen ein“, erläutert Miller. „Die Blumensäulen, die wir im Rahmen des Stadtmarketingpreises gewonnen haben, werden bepflanzt.“
Wie sollten sich Kunden am besten verhalten, um weiteren Leerstand zu verhindern?
„Am besten kaufen die Menschen bewusst lokal oder regional ein und unterstützen damit den Handel vor Ort“, empfiehlt Pürckhauer. „Das gilt übrigens auch jetzt schon.“Sollte ein persönlicher Einkauf nicht möglich sein, könnte man auf Lieferservices und Onlineshops der lokalen Händler zurückgreifen. Dafür wirbt auch Ralf Miller: „Ein vielseitiger, attraktiver Einzelhandel ist ein wichtiger Baustein unserer attraktiven und liebenswerten Innenstadt.“Inhabergeführte Geschäfte hätten Charme und eine hohe Anziehungskraft.