Schwäbische Zeitung (Biberach)
Keine Kindergartengebühren im April
Ochsenhausen setzt Gebühren aus – So läuft die Notbetreuung
OCHSENHAUSEN - Die Stadt Ochsenhausen wird den Einzug der Gebühren für die städtischen Kindergärten und Kitas im April aussetzen. „Wir schließen uns der Empfehlung der Landesverbände an. Damit möchten wir den Eltern entgegenkommen und sie entlasten“, sagt Monika Merk, Sprecherin der Stadt.
Der Städte- und Gemeindetag und die Kirchen in Baden-Württemberg hatten den Trägern der Einrichtungen empfohlen, die Gebühren im April auszusetzen. Doch bindend ist diese Empfehlung nicht. Und ob die Eltern in Ochsenhausen die Gebühren für den Monat April nicht trotzdem irgendwann zahlen müssen, ist damit nicht entschieden. „Die endgültige Entscheidung trifft der Gemeinderat“, sagt Merk.
Bis diese Entscheidung fällt, dürfte es noch etwas dauern. Die nächste Sitzung des Gemeinderats, die für den 31. März geplant war, wurde wegen der Corona-Krise abgesagt. Die Summe der Gebühren, die die Stadt im April eingenommen hätte, gibt Merk mit 23 000 Euro an. Wie die Schulen sind auch die Kindergärten in Ochsenhausen derzeit geschlossen. Wer denkt, dass die Kindergartenmitarbeiter nun automatisch frei hätten, der irrt. „Die Erzieherinnen arbeiten“, sagt Merk. Doch was tun sie, während die Einrichtungen zu sind?
„Nicht alle Kinder sind zu Hause“, sagt Michael Schmid-Sax, der bei der Stadt für Kindergärten und Schulen zuständig ist. Für Kinder, deren Eltern beide sogenannte systemrelevante Berufe ausüben und bei denen kein Elternteil zu Hause bleiben kann, hat die Stadt eine Notfallbetreuung eingerichtet. Zu den systemrelevanten Berufen zählen Gesundheitsversorgung, Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz, Energie- und Wasserversorger, öffentlicher Nahverkehr, Müllentsorgung und die Lebensmittelbranche.
Die Zahl der Kindergartenkinder, die in der Notfallbetreuung sind, bezeichnet Schmid-Sax als „sehr überschaubar“. „Es sind insgesamt fünf Kinder in der Notbetreuung“, sagt Schmid-Sax. „Wir waren überrascht, dass die Zahlen so niedrig sind. Aber wir mussten die Regeln auch relativ eng auslegen. Es gab schon Anfragen von Eltern, die wir ablehnen mussten, weil sie die Kriterien nicht erfüllten. Das tat mir leid. Nur Kinder, bei denen beide Eltern oder das alleinerziehende Elternteil in einem systemrelevanten Beruf arbeitet, können in die Notbetreuung.“Da es so wenige Kinder sind, hat die Stadt eine gemeinsame Notbetreuung für alle Kindergärten in Ochsenhausen eingerichtet. Dabei wechseln sich der katholische Kindergarten St. Benedikt und der städtische Kindergarten ab. Die Einrichtung der Notbetreuung habe recht stressfrei ohne großen Widerstand vonseiten der Eltern funktioniert, sagt Schmid-Sax. Das bestätigt auch die Leiterin des katholischen Kindergartens, Claudia Kutscher.
„Wir haben die Eltern über einen Elternbrief informiert. Die Eltern haben es gut aufgenommen, auch weil sie wissen, dass das nicht unsere, sondern eine politische Entscheidung ist“, sagt Kutscher. „Die, die ihre Kinder bringen dürfen, sind dankbar.“Die Kinder werden von jeweils zwei
Erzieherinnen betreut. Doch auch ohne Kinder hätten die pädagogischen Fachkräfte genug zu tun, sagt Kutscher. „Es gibt immer etwas, das aufgearbeitet werden muss“, sagt sie. So sei der Sommerputz vorgezogen worden. „In den Räumen werden die Spielsachen ausgeräumt, aussortiert und wieder eingeräumt“, berichtet sie. Doch die nun zur Verfügung stehende Zeit werde vorrangig nicht für das Putzen und Reinigen, sondern für die pädagogische Arbeit verwendet, sagt Kutscher. „Wir sind Fachpersonal in einer Bildungseinrichtung“, betont Kutscher. „Wir haben im Team eine To-do-Liste mit Aufgaben und Arbeiten erstellt.“
Die Liste der Arbeiten reicht vom Arbeiten am Qualitätsmanagement für den Kindergarten über Erstellen von Dokumentationen bis hin zum Vorbereiten von bestimmten Themen und dem Selbststudium von Fachliteratur. „Wir nutzen die Zeit, um in Ruhe Angebote und Aktivitäten vorzubereiten“, sagt Kutscher. Die Bandbreite spanne sich von religiösen Erzählungen über naturwissenschaftliche Inhalte bis hin zu Musik, Rhythmik und Bewegung. Darüber hinaus würden die Mitarbeiter des Kindergartens Fachliteratur nach Hause mitnehmen, um sich im Selbststudium neue Themen anzueignen. „Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Montessori-Pädagogik“, sagt Kutscher. Weitere Themen sind Datenschutz und die Erarbeitung eines Schutzkonzepts zur Verhinderung von sexuellem Missbrauch. Die Mitarbeiter seien in zwei Gruppen eingeteilt, erläutert Kutscher. „Eine Gruppe kommt vormittags, eine nachmittags. Und dann wieder umgekehrt. Etwa 20 bis 30 Prozent ihrer Arbeitszeit sind die Erzieherinnen im Homeoffice.“Elterngespräche würden auch durchgeführt, aber wegen des Coronavirus nur noch telefonisch.
Auch die Erzieherinnen und der Erzieher im städtischen Kindergarten arbeiten. „Die Mitarbeiter waren verunsichert. Wir haben die Spielregeln kommuniziert und die Mitarbeiter daran erinnert, dass sie nach wie vor die Pflicht haben, die Arbeitsleistung zu erbringen“, sagt Schmid-Sax.