Schwäbische Zeitung (Biberach)
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Traumjob Ministerpräsident – Bodo Ramelow hat nie einen Hehl daraus gemacht, was er will. Seit Dezember 2014 ist der heute 63-Jährige Deutschlands erster Ministerpräsident der Linken und Chef einer rot-rotgrünen Koalition. Wer ist dieser ambitionierte Mann, der in Thüringen weiter regieren will? Sozialist und Christ, sagt Ramelow von sich. Der gebürtige Niedersachse, der nach dem Mauerfall als Gewerkschaftsfunktionär nach Thüringen kam, passt nur bedingt ins gängige Klischee. Er wolle kein Parteisoldat sein, sagt Ramelow von sich. „Ich sitze ja nicht für die Linke, sondern für Thüringen im Bundesrat.“
Ramelow ist ein Freund klarer Worte. Er ist bekennender Legastheniker, neuerdings auch bekennender Dieselfahrer und unter den Thüringer Landespolitikern wahrscheinlich der „Twitter-König“. Was er gerade denkt, tut oder worüber er sich ärgert, lässt der Spitzenlinke per Kurznachrichtendienst alle Welt wissen. Und da kann es schon mal ruppig zugehen, mit Passagen wie „kotzt mich an“.
Geboren wurde Ramelow im niedersächsischen OsterholzScharmbeck. In Hessen absolvierte er eine Ausbildung zum Kaufmann. Mit 25 Jahren wurde er Gewerkschaftssekretär in Mittelhessen. Von dort ging er 1990 nach Thüringen und stieg zum Landeschef der damaligen Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) auf. 1999 begann seine politische Karriere: Ramelow zog für die PDS in den Thüringer Landtag ein – zwei Jahre später war er ihr Fraktionschef.
Nach einem Zwischenspiel im Bundestag und als Fusionsbeauftragter der Linken mit der WASG profilierte er sich als wortgewaltiger, manchmal auch aufbrausender Oppositionsführer im Landtag – bis zum Wechsel in die Staatskanzlei 2014 als Chef einer rot-rot-grünen Regierung. Selbst politische Gegner wie Thüringens Alt-Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) äußern sich freundlich. Ramelows Beliebtheitswerte seien beeindruckend, so Vogel kürzlich. (dpa)