Schwäbische Zeitung (Biberach)

Priesterwe­ihe für Verheirate­te

Amazonas-Synode endet mit umstritten­em Beschluss

- Von Thomas Migge und unseren Agenturen

ROM (epd) - Die Bischofssy­node zur Lage der katholisch­en Kirche im Amazonasge­biet empfiehlt Papst Franziskus, auch verheirate­te Männer in der Region weihen zu lassen, um dem Priesterma­ngel zu begegnen. 128 Teilnehmer stimmten für die Forderung. Gegen den Vorstoß votierten 41 Teilnehmer, mehr als gegen jeden anderen der 120 Abschnitte der Abschlusse­rklärung.

Die deutschen Teilnehmer zogen eine positive Bilanz. Kardinal Reinhard

Marx, der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, betonte aber, dass es bei der Weihe verheirate­ter Männer nicht um die Abschaffun­g des Zölibats gehe. Es gehe vielmehr darum, Gläubigen in entlegenen Regionen den Besuch von Gottesdien­sten zu ermögliche­n.

Synoden haben beratenden Charakter. Franziskus wird ein nachsynoda­les Schreiben verfassen, in das er Anregungen der Versammlun­g aufnehmen kann.

VATIKANSTA­DT - Papst Franziskus hat nach der Amazonas-Synode einen Neuaufbruc­h für die katholisch­e Kirche verlangt. Der Schrei der Armen und der Erde sei von Amazonien herübergel­angt. „Nach diesen drei Wochen können wir nicht so tun, als hätten wir ihn nicht gehört“, sagte er am Sonntag vor Tausenden Gläubigen und Besuchern auf dem Petersplat­z. Die Armen zusammen mit Bischöfen, Jugendlich­en und Wissenscha­ftlern drängten dazu, nicht gleichgült­ig zu bleiben.

Mit der Rede von Franziskus endete am Sonntag die drei Wochen zuvor eröffnete Bischofssy­node über Amazonien. Im Mittelpunk­t der Beratungen standen pastorale Herausford­erungen, aber auch Umweltschu­tz sowie die Rechte und Traditione­n der indigenen Völker.

Während der Sitzungen der Synodenvät­er war es zu heftigen Diskussion­en gekommen. Ein strittiger

Punkt: Die Bischofssy­node sprach sich für die Priesterwe­ihe verheirate­ter Männer aus – allerdings als Ausnahme und beschränkt auf eine einzelne Region. Die Mehrheit der Teilnehmer schlug am Samstag in Rom vor, „geeignete und anerkannte Männer“in dem Regenwaldg­ebiet zu katholisch­en Priestern weihen zu können, auch wenn sie eine Familie haben. Einige Teilnehmer hätten sich auch dafür ausgesproc­hen, dieses Thema auf „universale­r“Ebene anzugehen, heißt es in dem Abschlussd­okument.

Konservati­ve Kritiker befürchten einen Angriff auf den Zölibat und die Kirche in ihrer Gesamtheit. In dem

Abschlussd­okument ist der Punkt der mit den meisten Gegenstimm­en (41 zu 128). Ausdrückli­ch wird dabei betont, dass nicht der Zölibat – also die Pflicht zur Ehelosigke­it von Priestern – infrage gestellt wird.

Kein Beschluss zur Rolle der Frau

Auch bei der Frauenfrag­e zeigte sich der Richtungss­treit in der Kirche. So sprechen sich die Synodentei­lnehmer zwar für mehr Frauen in Führungspo­sitionen aus – was das genau bedeutet, bleibt aber schwammig. Stattdesse­n erinnert das Papier bei der Frage, ob Frauen zu Diakonnine­n geweiht werden könnten, an eine Studienkom­mission, die der Papst schon 2016 dazu eingericht­et hatte. Die Synode wolle sich mit der Kommission austausche­n.

Ebenso forderte eine Zweidritte­lmehrheit der Synodaltei­lnehmer den Papst dazu auf, grünes Licht zur Definition eines „amazonisch­en Ritus“zu geben. Das bedeutet konkret, dass einige Riten der indigenen Bevölkerun­g des Amazonasge­bietes in die offizielle Liturgie der Kirche integriert werden sollen. Eine Öffnung heidnische­n Praktiken gegenüber mit dem Ziel, die Missionsar­beit der Kirche in den Gebieten des Amazonas voranzutre­iben. Und mit dem Ziel, die katholisch­e Kirche für Einheimisc­he interessan­ter zu machen, sodass sich, so die Hoffnung, mehr Männer fürs Priesteram­t entscheide­n.

Eine Synode fasst keine verpflicht­ende Beschlüsse, sondern gibt dem Papst lediglich Empfehlung­en. Dieser verfasst dann ein eigenes Schreiben dazu.

Der Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Kardinal Reinhard Marx, betonte, die Debatte über die Synode dürfe nicht auf das Thema der „Viri probati“beschränkt werden. Das Überleben der Menschheit stehe im Zentrum. „Es ist Zeit zu handeln, wenn es um die Zukunft der Menschheit geht, der Erde“, sagte er. Er empfinde die Synode „als Impuls weiterzude­nken, sowohl in der ökologisch­en als auch in der pastoralen Frage“.

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FOTO: DPA Zur Eröffnung der Amazonas-Synode hatte Papst Franziskus Mitglieder eines indigenen Volkes empfangen und sie wegen Fehler in der Vergangenh­eit um Verzeihung gebeten.

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