Schwäbische Zeitung (Biberach)
Guter Rat ist nicht teuer
Mit der Frage, was die 82-jährige Oma tatsächlich braucht, kann man sich an die Wohnberatung der Caritas wenden, die in Kooperation mit der Diakonie und dem Landkreis Biberach angeboten wird (siehe unten Tipp 5). Daniela Wiedemann koordiniert ehrenamtliche Wohnberater. Diese beraten und informieren ältere Menschen und ihre Angehörigen, wie das Zuhause der Senioren an deren Bedürfnisse angepasst werden kann. Die Beratung ist kostenlos und neutral. Fördermöglichkeiten
Die Wohnberater klären auch darüber auf, welche Fördermöglichkeiten es gibt. „Es gibt im Prinzip zwei Töpfe: Da ist einmal die Pflegekasse. Sie bezahlt bis zu 4000 Euro pro Person für Maßnahmen, die das Wohnumfeld verbessern. Voraussetzung ist mindestens Pflegegrad 1. Zum Zweiten gibt es Zuschüsse der KfW-Bank für barrierefreies Umbauen. Hier bekommt man zehn Prozent der Kosten, maximal 50 000 Euro, an Zuschuss.“Wiedemann rät dazu, mit Anträgen nicht zu lange zu warten: „Da sollte man ganz schnell sein, der Topf für dieses Jahr ist fast leer.“
Sich frühzeitig zu kümmern – das rät Wiedemann Angehörigen wie Senioren grundsätzlich (Tipp 6). „Im Alter braucht man länger, bis man sich auf etwas Neues eingestellt hat. Je älter die Menschen sind, desto schwieriger ist es, etwas in der Wohnung zu verändern.“ Das A und O: Barrierefreiheit
Für Christian Walz vom Seniorenbüro Biberach ist die Barrierefreiheit ein wichtiges Kriterium, das eine seniorengerechte Wohnung erfüllen sollte (Tipp 1): „Es sind im Wesentlichen zwei Dinge, die eine Wohnung barrierefrei machen: Komme ich in die Wohnung, ohne Stufen überwinden zu müssen? Gibt es eine bodengleiche Dusche, in die ich nicht reinsteigen muss, sondern einfach reingehen kann?“Für Walz geht jedoch Barrierefreiheit noch weiter: „Wenn ich Barrieren überwinden muss, bin ich unsicher. Unsicherheit führt zu Stürzen. Barrierefreiheit heißt, Sicherheit wiederzugewinnen.“(Tipp 2)
Damit sich Senioren sicherer bewegen können und auch sicherer fühlen, gibt es laut Walz eine Reihe von mitunter einfachen Maßnahmen, die ergriffen werden können: „Wenn ich mich an einem Handlauf festhalten kann, fühle ich mich sicherer als ohne. Das klingt banal, aber wenn man darauf angewiesen ist, hat so ein Geländer eine große Wirkung.“Auch mehr Licht kann in der Wohnung für mehr Sicherheit sorgen. In der Checkliste der Wohnberatung findet sich die Frage nach der Beleuchtung mehrmals. Dabei geht es auch um die Nacht. „Ein Nachtlicht oder ein Bewegungsmelder sind ganz wichtig“, sagt Wiedemann.
Für mehr Sicherheit können auch viele kleine und große technische Gerätschaften sorgen. Gerhard Mohr präsentiert ein spezielles Bügeleisen. „Es hat einen Sensor im Griff. Wenn ich den Griff los lasse, heizt es nicht weiter.“Mohr ist ein Technikbotschafter. Wie die Wohnberater sind auch die Technikbotschafter ehrenamtliche Berater. Sie informieren über technische Hilfsmittel, die Senioren ein selbständiges Wohnen ermöglichen und den Alltag erleichtern. Es ist ein gemeinsames Angebot der Pflegebrücke, der Bürger für Bürger und des Stadtseniorenrats Biberach. Die Beratung ist kostenlos und unabhängig.
Die Technikbotschafter informieren nicht nur über Hilfen und technische Unterstützungen, sie warnen auch vor Dingen, die unnütz sind oder sogar gefährlich werden können. „Haltegriffe im Bad, an der Toilette oder an der Dusche sind eigentlich was Nützliches. Doch solche mit Saugnäpfen sind mehr eine Gefahr als eine Hilfe. Sie scheinen für den Moment bombenfest, aber wenige Minuten später können sie lose sein. Wir empfehlen nur Griffe, die fest verschraubt werden“, sagt Mohr.