Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nach Vogelbaby-Rettung geht Suche nach Mutter weiter
Weitere fünf Jungvögel abgegeben – Für den Nabu ist die Brut eine kleine Sensation
BIBERACH - Einen Tag nach der aufsehenerregenden Jungvogelrettung in der Biberacher Innenstadt haben Ehrenamtliche nach dem Muttertier gesucht. „Es wäre hilfreich, wenn die Bevölkerung ein wachsames Auge hätte“, sagt Manuela Schlay. Bei ihr in Warthausen sind die kleinen Waisen untergekommen, weil sie sich mit der Aufzucht von Gänsesägern auskennt.
Da unklar war, ob die Küken in der freien Natur überleben könnten, brachten die Einsatzkräfte die Findelkinder am Donnerstagabend ins Tierheim. „Und die Tierheim-Mitarbeiter haben sich dann bei mir gemeldet“, sagt Schlay am Freitag. Denn sie hat schon einmal einen Gänsesäger aufgezogen. Insgesamt haben nun zwölf Vogelkinder bei Schlay ein vorübergehendes Zuhause gefunden. „Am Nachmittag hatte eine Passantin am Weberberg ebenfalls fünf Gänsesägerbabys eingesammelt“, erläutert sie. Gänsesäger nisteten vor allem hoch oben in alten Gebäuden oder Bäumen. Gerade in städtischen Gebieten könne es passieren, dass sich Mutter und Kinder auf dem Weg zum Wasser verlieren. „Ich schätze, die gefunden Küken sind etwa drei Wochen alt“, sagt Schlay. Eventuell könnten es sich hierbei auch um zwei Bruten handeln.
Wo die Brutstätten liegen, ist unklar. Martin Rösler vom Nabu Biberach hat am Freitag mehrere Stellen abgesucht, auch beim Ratzengraben und im Wolfental. Er hatte zunächst Zweifel, ob es sich bei den Vögeln wirklich um Gänsesäger handelt. „Wenn dem so wäre, wäre das eine kleine Sensation“, sagt Rösler.
Nachdem er die Bilder der „Schwäbischen Zeitung“von der Kükenrettung näher betrachtet hatte, stand für ihn fest: Es sind tatsächlich Gänsesäger: „Eigentlich kenne ich diese Vogelart als Brutvögel nur aus dem Bayerischen bei der Isar-DonauMündung, aus Biberach ist bisher keine Gänsesägerbrut bekannt.“Gänsesäger sind keine Enten. Die Säger bilden eine eigene Vogelgruppe, die einen völlig anders konstruierten Schnabel hätten als die Enten, erläutert Rösler. Sägeähnliche Zacken an der Schnabelkante und eine greifvogelähnlich nach unten gebogene Spitze des Oberschnabels ermöglichen es ihnen, Fische und andere tierische Nahrung gut festzuhalten.
Die Zeit bei der Suche nach dem Muttertier drängt. „Innerhalb von zwei bis drei Tagen verlieren die Vögel ihren Mutterinstinkt und erkennen danach nicht mehr ihren Nachwuchs“, erläutert die Warthauserin. Eine Aufzucht von Menschenhand sei schwierig, weil die Vögel Fähigkeiten wie Tauchen erlernen müssten. Ihre Hauptbeute sind nämlich Fische.