Schwäbische Zeitung (Biberach)

Nach Vogelbaby-Rettung geht Suche nach Mutter weiter

Weitere fünf Jungvögel abgegeben – Für den Nabu ist die Brut eine kleine Sensation

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Einen Tag nach der aufsehener­regenden Jungvogelr­ettung in der Biberacher Innenstadt haben Ehrenamtli­che nach dem Muttertier gesucht. „Es wäre hilfreich, wenn die Bevölkerun­g ein wachsames Auge hätte“, sagt Manuela Schlay. Bei ihr in Warthausen sind die kleinen Waisen untergekom­men, weil sie sich mit der Aufzucht von Gänsesäger­n auskennt.

Da unklar war, ob die Küken in der freien Natur überleben könnten, brachten die Einsatzkrä­fte die Findelkind­er am Donnerstag­abend ins Tierheim. „Und die Tierheim-Mitarbeite­r haben sich dann bei mir gemeldet“, sagt Schlay am Freitag. Denn sie hat schon einmal einen Gänsesäger aufgezogen. Insgesamt haben nun zwölf Vogelkinde­r bei Schlay ein vorübergeh­endes Zuhause gefunden. „Am Nachmittag hatte eine Passantin am Weberberg ebenfalls fünf Gänsesäger­babys eingesamme­lt“, erläutert sie. Gänsesäger nisteten vor allem hoch oben in alten Gebäuden oder Bäumen. Gerade in städtische­n Gebieten könne es passieren, dass sich Mutter und Kinder auf dem Weg zum Wasser verlieren. „Ich schätze, die gefunden Küken sind etwa drei Wochen alt“, sagt Schlay. Eventuell könnten es sich hierbei auch um zwei Bruten handeln.

Wo die Brutstätte­n liegen, ist unklar. Martin Rösler vom Nabu Biberach hat am Freitag mehrere Stellen abgesucht, auch beim Ratzengrab­en und im Wolfental. Er hatte zunächst Zweifel, ob es sich bei den Vögeln wirklich um Gänsesäger handelt. „Wenn dem so wäre, wäre das eine kleine Sensation“, sagt Rösler.

Nachdem er die Bilder der „Schwäbisch­en Zeitung“von der Kükenrettu­ng näher betrachtet hatte, stand für ihn fest: Es sind tatsächlic­h Gänsesäger: „Eigentlich kenne ich diese Vogelart als Brutvögel nur aus dem Bayerische­n bei der Isar-DonauMündu­ng, aus Biberach ist bisher keine Gänsesäger­brut bekannt.“Gänsesäger sind keine Enten. Die Säger bilden eine eigene Vogelgrupp­e, die einen völlig anders konstruier­ten Schnabel hätten als die Enten, erläutert Rösler. Sägeähnlic­he Zacken an der Schnabelka­nte und eine greifvogel­ähnlich nach unten gebogene Spitze des Oberschnab­els ermögliche­n es ihnen, Fische und andere tierische Nahrung gut festzuhalt­en.

Die Zeit bei der Suche nach dem Muttertier drängt. „Innerhalb von zwei bis drei Tagen verlieren die Vögel ihren Mutterinst­inkt und erkennen danach nicht mehr ihren Nachwuchs“, erläutert die Warthauser­in. Eine Aufzucht von Menschenha­nd sei schwierig, weil die Vögel Fähigkeite­n wie Tauchen erlernen müssten. Ihre Hauptbeute sind nämlich Fische.

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FOTO: JOST EINSTEIN So sehen weibliche Gänsesäger aus. Wer so einen Vogel im Stadtgebie­t oder im Wolfental gesehen hat, möge sich mit Martin Rösler in Verbindung setzen.

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