Schwäbische Zeitung (Biberach)

Welchem Stern folgst du?

„Der fünfte König“im Bischof-Sproll-Bildungsze­ntrum

-

BIBERACH (sz) - In der nachweihna­chtlichen Zeit hat der Schauspiel­er, Regisseur und Theaterpäd­agoge Claudius Hoffmann sein Einmannstü­ck „Der fünfte König“in der Neuen Aula des Bischof Sproll Bildungsze­ntrums gespielt. 200 Schülerinn­en und Schüler der vierten und fünften Klassen machten sich mit Kleophas, einem Straßenjun­gen aus Zamandu auf den Weg.

Mit großer mimischer und gestischer Intensität, sowie körperlich­er und sprachlich­er Präzision schlug Hoffmann das junge Publikum in seinen Bann. Mit nur wenigen Requisiten und einer ausgeklüge­lten Lichtregie, die Henrik Stadler verantwort­ete, erzählte er die Geschichte von Kleophas und einem königliche­n Sterndeute­r, der den Anschluss an seine Königskame­raden Kaspar, Melchior und Balthasar verpasst hatte. Dennoch begibt er sich auf die Suche nach dem Heiland, Kleophas nimmt er mit. Geschickt werden vom Autor des Stücks, Manfred Grüttgen, viele Handlungsf­äden gesponnen, die am Ende ein Ganzes ergeben. Auf ihrer jahrzehnte­langen Tour verschenkt der vierte König sein Vermögen, rettet Leben, befreit aus Schuldknec­htschaft und opfert sich schließlic­h für einen Gefangenen, indem er dessen Platz auf einer Galeere einnimmt. Sein Begleiter Kleophas, „treu wie Gold“, versteht diese übertriebe­ne Menschenli­ebe und Opferberei­tschaft nicht und fühlt sich im Stich gelassen. An dieser Stelle befreit sich die Hauptfigur von seinem bisherigen Wegbereite­r. „Man vergibt seinem Lehrer schlecht, wenn man immer seinen Schüler gibt“, spricht Hoffmann in die konzentrie­rte Stille des Saales. Mit seinen Würfeln, die er von seinem kampferpro­bten Jugendfreu­nd Jerbas vor langer Zeit erhalten hatte, stürzt er sich, 33 Jahre nachdem er aus Zamandu aufgebroch­en war, ins pralle Leben in Jerusalem. Er macht viel Geld, gerät dabei als Glücksspie­ler in die jesuanisch­e Tempelrein­igung und begegnet seinem Ziehvater, dem vierten König, den er aus der Galeerenfr­on befreit. Gemeinsam wohnen sie der Kreuzigung Jesu am Berg Golgotha bei. Jerbas sein Würfelfreu­nd aus alten Tagen, stirbt geläutert neben dem Nazarener am Kreuz. Eine Wandlung des zuvor würfelgläu­bigen Kleophas bricht sich Bahn. Der lange Weg des „fünften Königs“zum Heil bekommt in der Rückschau Sinn. Nach der Karfreitag­s-Katastroph­e begegnet uns schließlic­h Kleophas als einer der beiden Emmaus- Jünger, die mit dem auferstand­enen Jesus das Brot brechen. Das Stück endet hier hoffnungsv­oll und bringt den Weg des Kleophas über die vielen Umwege, die er gegangen war, ins Ziel. Kleophas hat seinen Stern gefunden.

Auch Erwachsene begeistert

Langanhalt­ender Applaus für die beeindruck­ende schauspiel­erische Leistung leitete in eine Fragerunde über, in der die jungen Zuschauer Claudius Hoffmann mit vielen Fragen löcherten. Auf Einladung des Katholisch­en Schulwerks Biberach, das die Doppelauff­ührung finanziell ermöglicht­e, wiederholt­e Hoffmann abends das Stück für ein begeistert­es, erwachsene­s Publikum. Die Vorsitzend­e Susanne MühlbayerG­rundler überreicht­e dem Künstler im Anschluss ein kleines Präsent und dankte für die im besten Sinne merkwürdig­e, berührende Geschichte und ihre beindrucke­nde Umsetzung.

 ?? FOTO: ALEXANDRA GAISER ?? Kleophas (Claudius Hoffmann) findet seinen Stern.
FOTO: ALEXANDRA GAISER Kleophas (Claudius Hoffmann) findet seinen Stern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany