Schwäbische Zeitung (Biberach)
Brokkoli ist der neue Spinat
Die USA sind großartig darin, Schrott als Gold zu verkaufen. Nehmen wir nur FastFood-Restaurants, womit sie einst die Welt überschwemmten. Seither futtern wir labbriges Hack zwischen zwei labbrigen Brötchenhälften und jauchzen: „Mmh, lecker. Und macht schön dick.“Wobei nur der zweite Teil stimmt. Andersrum funktioniert das Prinzip aber auch. Popeye etwa, die US-Comicfigur, wurde nun 90 Jahre alt. Früher verkaufte der Seemann uns Kindern Spinat als was Schmackhaftes, das stark macht. Zugegeben, in Deutschland war sein Erfolg mau. Wir liebten zwar Popeye, Spinat hassten wir aber weiter. Was wohl daran lag, dass uns aufgetauter Rahmspinat in quasi flüssiger Form serviert wurde. Später erfuhren wir, dass Spinat eine Pflanze mit Blättern ist und schmeckt. Brokkoli ist übrigens der neue Spinat. Nicht weil Brokkoli flüssig serviert wird, sondern weil Eltern beim Trendgemüse den alten Fehler wiederholen und den Kindern sagen: „Ist gesund, iss!“Das wirkt genauso wie: „Schmeckt wie alte Schuhsohle, iss!“
Popeye ist inzwischen vergessen, dafür gibt es neue Vorbilder, etwa Victoria Beckham. In ihrem Foodblog schreibt die Modedesignerin tatsächlich, sie nehme morgens zwei Esslöffel Apfelessig zu sich – auf leeren Magen. Danach gibt es einen „Grünen-Monster-Smoothie“, wobei die Betonung auf Monster liegt – weil mit Brokkoli und Spinat. Mittags: gedünsteter Fisch – mit Brokkoli. Abends, Sie ahnen es, etwas aus dem Gemüseregal, gerne Brokkoli. Wenn es knusprig werden soll, kommen Chiasamen dazu. Wahlweise auch alte Schuhsohle. (dg)