Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Der stabilen wirtschaftlichen Entwicklung geht die Luft aus“
BERLIN - Michael Hüther (Foto: dpa), Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, erklärt im Gespräch mit Markus Siever was die gesenkten Wachstumsprognosen des IWF für Deutschland bedeuten.
Die Weltwirtschaft verliert an Fahrt. Wie verwundbar ist Deutschland?
Als exportorientierte Nation ist die Bundesrepublik davon betroffen. Wir laufen deswegen nicht gleich in eine Rezession hinein. Aber der kräftigen, sehr stabilen wirtschaftlichen Entwicklung geht die Luft aus.
Ist der Punkt erreicht, an dem wir uns wieder auf härtere Zeiten einstellen müssen?
Härtere Zeiten – das klingt mir zu scharf. Seit 2011 erleben wir einen angebotsseitigen Aufschwung. Die deutsche Wirtschaft mit ihrer starken Industrie, mit der Ausrichtung auf die Weltmärkte, mit der dualen Ausbildung und der Sozialpartnerschaft, konnte in dieser Zeit diese Standortvorteile gut ausspielen. In dieser Phase konnten wir relativ unberührt von weltwirtschaftlichen Schwankungen Produktion und Beschäftigung aufbauen. Da sehen wir jetzt beim Blick nach vorn erste Schleifspuren. Die genannten Stärken sind auch morgen noch wichtig. Die enorme Stabilität aber geht ein Stück weit verloren. Das zeigt sich bereits an einer schwächeren Entwicklung im Jahr 2019.