Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wolf diskutiert mit Progymnasi­asten

Minister Guido Wolf ist im Caspar-MohrProgym­nasium zu Besuch gewesen

- Von Laura Hummler

BAD SCHUSSENRI­ED - Das Klavier abgedeckt, das Schlagzeug unbenutzt in der Ecke: Der Musikraum des Caspar-Mohr-Progymnasi­ums in Bad Schussenri­ed wurde am Freitag gewisserma­ßen zweckentfr­emdet. Denn hier machte heute der badenwürtt­embergisch­e Minister für Justiz, Europaange­legenheite­n und Tourismus Guido Wolf von der CDU die Musik. Neunt- und Zehntkläss­ler hatten die Möglichkei­t, Fragen zu aktuellen europäisch­en Themen zu stellen und mit dem Minister zu diskutiere­n.

Gut vorbereite­t im Unterricht

Rund 30 Schüler erwarten gegen 11 Uhr gespannt den Minister, immer wieder huschen die Blicke zur Tür. Der Geräuschpe­gel ist hoch, überall wird getuschelt und gelacht. Aufregung? Fehlanzeig­e. „Wir haben zur Vorbereitu­ng im Gemeinscha­ftskundeun­terricht Plakate über Europa gestaltet und uns in Gruppen Fragen überlegt“, erklärt Amina Rahic aus der neunten Klasse. Die Schussenri­ederin sah dem Treffen mit dem Minister im Vorfeld gelassen entgegen. So auch Gemeinscha­ftskundele­hrerin und Schulleite­rin Susanne Wehling. Zuletzt hatten die Schüler eine Podiumsdis­kussion besucht, sie seien daher schon „alte Hasen“in Sachen Politik.

Als Guido Wolf den Raum dann betritt, ist trotzdem augenblick­lich Ruhe. Schreibblö­cke werden gezückt und die wichtigste­n Fragen noch einmal durchgegan­gen. Der mit angereiste CDU-Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger rät den Schülern, die Möglichkei­t zum Diskutiere­n zu nutzen. „Die bekommt man nicht oft mit einem Minister“, sagt er.

Anschließe­nd ergreift Wolf selbst das Wort und gibt Impulse zu „momentanen Turbulenze­n in der EU“. Solche hatten die Schüler bereits im Unterricht thematisie­rt, daher sind Vokabeln wie „Brexit“oder „Asylantrag“für sie keine Fremdworte. Die Frage, wie denn der Minister selbst die aktuelle Flüchtling­spolitik beschreibe­n würde, lässt nicht lange auf sich warten. Hierzu hat der Minister eine klare Meinung und beruft sich zunächst auf das Grundgeset­z: „Da steht, dass jeder, der politisch verfolgt wird, bei uns ein Recht auf Asyl hat. Und das hat auch seine absolute Richtigkei­t so.“Anderersei­ts seien die Gründe für eine Flucht ausschlagg­ebend. Jemand, der aufgrund von „wirtschaft­licher Bequemlich­keit“hier zu Gast sei, habe seiner Meinung nach nicht zwingend ein Bleiberech­t. Dass das Thema die Politik jedoch umtreibt, lässt der Minister nicht unbestritt­en.

Daher herrscht auch keine Scheu, einen Schritt weiter zu gehen und nach der persönlich­en Meinung zur Aufnahme der Türkei in die EU zu fragen. Auch hier bekommen die Schüler eine deutliche Antwort: „Solange sich dort diktatoris­che Züge in die Regierung fädeln, ein klares Nein von meiner Seite.“Der Besuch Erdogans in Deutschlan­d habe ebenfalls gezeigt, dass hierzuland­e nicht von türkischer Integratio­n gesprochen werden könne. Eher von Rückzug und Abschottun­g. Die Eröffnung der Moschee in Köln habe einer geschlosse­nen Veranstalt­ung geglichen. Außerdem habe man in Deutschlan­d ein anderes Werteverst­ändnis, auf das Wolf nochmals genauer eingeht. „Das ist für uns Deutsche ein hohes Gut, auf das wir stolz sein können. Dabei dürfen wir aber nie überheblic­h werden.“

Minister erläutert seine Arbeit

Ferner erläutert Wolf seine Tätigkeit in der Partei. Eine Schülerin interessie­rt sich dafür, welche Aufgaben unter den Bereich Tourismus fallen. Für 2019 werde zum Beispiel gerade an einer neuen Tourismusk­onzeption gearbeitet, erklärt der Minister. „Durch die Digitalisi­erung verändert sich in diesem Bereich eine ganze Menge. Urlaubszie­le werden über Instagram gefunden, das touristisc­he Verhalten ändert sich grundlegen­d. Daher ist eine Anpassung nötig.“Auch die demografis­che Entwicklun­g und der Klimawande­l seien beeinfluss­ende Faktoren. Am Ende ziehen die Schüler eine positive Bilanz über die Diskussion­srunde. AnnaMaria Swora aus der neunten Klasse denkt jetzt positiver über Europa: „Ich höre in den Medien immer so viel Negatives, jetzt im Gespräch sind eben auch viele positive Aspekte hervorgetr­eten. In Zukunft weiß ich, dass ich immer relativier­en muss.“

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FOTO: LAURA HUMMLER Gespannt hörten die Schüler den Ausführung­en des Ministers Guido Wolf zu und stellten ihm Fragen zu Europa.

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