Schwäbische Zeitung (Biberach)
Priester unter Betrugsverdacht
Laut Anklage soll ein Pfarrer aus Lahr die Kirche um 228 000 Euro gebracht haben
MANNHEIM (lsw) - Ein katholischer Priester, der des Betrugs an der eigenen Kirche angeklagt ist, hat vor Gericht sein schwieriges Verhältnis zum Geld geschildert. „Ich kann nicht mit Geld umgehen“, sagte der ehemalige Pfarrer aus Lahr vor dem Landgericht Mannheim. Trotz eines Bruttoeinkommens von 8000 Euro bis 15 000 Euro im Monat aus seinem Gehalt als Geistlicher und Einnahmen aus seiner Tätigkeit als Unternehmensberater sei ihm das Geld durch die Finger geflossen. Er sei auch nach über zehn Jahren aus dem Jesuitenorden ausgetreten, da dessen Gelübde, in Armut zu leben, nicht zu ihm passe.
Der 54-Jährige muss sich wegen des Betrugsvorwurfs und wegen des Verdachtes der Untreue und Urkundenfälschung verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Betrug und Untreue in 89 Fällen zu Lasten des Caritasverbandes Lahr vor, den er ehrenamtlich leitete. Weitere Geschädigte seien das Pfarramt Lahr und das Ursulinenkonvent in Mannheim. Er hatte 2004 das Pfarreramt in Lahr angetreten. Er habe das nur gemacht, weil ihm der damalige Personalreferent der Erzdiözese Freiburg und spätere Erzbischof Robert Zollitsch erlaubt habe, weiter als Unternehmensberater tätig zu sein. Eine schriftliche Einlassung von Zollitsch stellte aber klar, dass er dem Theologen nur erlaubt habe, bestehende Projekte abzuschließen.
Zum Prozessauftakt forderte Oberstaatsanwalt Uwe Siegrist den Angeklagten auf, zu Unrecht erworbene Mittel in Höhe von über 210 000 Euro zurückzugeben. Der Gesamtschaden beläuft sich laut Anklage auf 228 000 Euro. Der Mann konnte kaum angeben, wofür er die Summen ausgegeben habe. „Ich habe nicht drauf geachtet.“Der Vorsitzende Richter Oliver Ratzel hielt ihm eine Aufstellung von Ausgaben in Höhe von über einer Million Euro von 2013 bis 2017 vor, darunter Kosten für Reisen, Computer und Auto.