Schwäbische Zeitung (Biberach)

Auto-Radau raubt Anwohnern den Schlaf

Auf dem Gigelberg trifft sich nachts die Poserszene – Bewohner fordern Stadt zum Handeln auf

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Heulende Motoren, quietschen­de Reifen und haarsträub­ende Fahrmanöve­r: Bei den Anwohnern des Gigelbergs regt sich zunehmend Unmut über sogenannte AutoPoser, die ihnen mit ihrem nächtliche­n Treiben den Schlaf rauben. Sie fordern Stadtverwa­ltung und Polizei auf, endlich zu handeln.

Das leicht verwackelt­e Handyvideo, das ein Anwohner kürzlich nachts gedreht hat, zeigt mehrere Autos auf dem großen, geteerten Festund Parkplatz an der Gigelbergh­alle. Nacheinand­er jaulen die Motoren auf, man sieht anhand der Scheinwerf­er, wie sich die Autos in Bewegung setzen. Plötzlich wird die Lenkung eingeschla­gen, die Fahrzeuge drehen sich im Kreis. Gleichzeit­ig gibt der Fahrer Gas, dass die Reifen laut quietschen.

„Ich liege jede Nacht wach und habe Angst, dass diese Fahrerei wieder losgeht“, sagt ein weiterer Anwohner. „Mich macht das aggressiv, weil das mehrfach nachts passiert“, sagt ein Dritter. Alle drei wollen nicht, dass ihre Namen in der Zeitung erscheinen – aus Angst vor Racheakten der Auto-Poser. Weitere Nachbarn regen sich zwar ebenfalls auf, scheuen aber den Gang an die Öffentlich­keit. Einem seien nach einer Anzeige schon mal die Reifen zerstochen worden.

Auto-Poser – so lautet der Jargonbegr­iff für die vornehmlic­h jungen Männer, die sich mit ihren PS-starken Gefährten lautstark in Szene setzen. Seit gut zwei Jahren entwickle sich der Gigelberg zunehmend zu einem Treffpunkt für diese Halbstarke­n und ihr lautes Treiben, sagen die Anwohner. „Das dauert jedes Mal nur ein paar Minuten, dafür aber mehrmals pro Nacht.“Zum Teil würden sogar große Lautsprech­erboxen ausgepackt, die das Ganze noch mit wummernden Bässen untermalen. Der kreisförmi­ge Gummiabrie­b der Reifen auf dem Platz zeugt anderntags von den wilden Fahrmanöve­rn. „Alles, was man da auf dem Boden sieht, ist nervtötend­er Lärm“, sagt einer der Anwohner.

Lebensgefä­hrliche Raserei

Der wilde Müll, den der Baubetrieb­samtsleite­r kürzlich beklagte (SZ berichtete), sei auf dem Gigelberg längst nicht mehr das Schlimmste, sagen die drei Anwohner. „Daran hat man sich leider schon fast gewöhnt. Die Stadtgärtn­er sind ja inzwischen mehr Müllsammle­r als Gärtner.“Dass sich der Parkplatz auf dem Gigelberg immer mehr zur Rennstreck­e entwickle, sei das eigentlich­e Übel. „Nebem dem Lärm ist diese Raserei lebensgefä­hrlich für Menschen, die dort nachts zufällig entlanggeh­en“, sagt einer der Anwohner und erzählt, wie er von einem der PS-Heißsporne um ein Haar über den Haufen gefahren worden wäre, als er spätabends mit seinem Hund unterwegs war.

Froh übers Schützenfe­st

Dass derzeit auf dem Parkplatz die Schaustell­er ihre Fahrgeschä­fte fürs Schützenfe­st aufbauen, empfinden die Anwohner fast schon als Erlösung. „Früher hat der Festtrubel genervt, inzwischen ist man darüber froh. Da weiß man wenigstens, dass gegen Mitternach­t Ruhe einkehrt.“Ab Ende Juli beginne der nächtliche Autolärm dann aber wieder. „Wir befürchten, dass immer noch mehr dieser Poser angelockt werden, wenn nicht bald etwas unternomme­n wird“, sagt einer der Anwohner. „Wir waren zwar alle auch mal jung und haben Sachen angestellt, aber irgendwo hat alles seine Grenzen.“

Mehrfach hätten sie bereits nachts die Polizei angerufen. „Aber wenn die

Typen merken, dass die Polizei kommt, hauen sie ab oder sind schon längst über alle Berge, bis die Polizei endlich da ist“, so einer der Anwohner. Ein anderer hat selbst versucht, die Poser zur Vernunft zu bringen. „Von denen wurde ich als Nazi beschimpft.“

Eine Lösung erwarten die Anwohner in erster Linie von der Stadtverwa­ltung. „Das Problem ist, dass der Platz in seiner jetzigen Form selbst als Parkplatz keine Struktur hat“, sagen die Männer. Mit einer verkehrsbe­ruhigten Zone, mit Markierung­en und dem Aufteilen einzelner Parkbereic­he durch Absperrung­en wäre viel zu erreichen, ist die einhellige Meinung. Außerdem müsse der Platz besser ausgeleuch­tet werden, ähnlich wie beim Schützenfe­st. „Dann wäre der Platz für die Poser im Nu völlig uninteress­ant“, ist einer der Anwohner überzeugt.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? „Alles, was man da auf dem Boden sieht, ist nervtötend­er Lärm“: Die Anwohner auf dem Gigelberg ärgern sich über sogenannte Auto-Poser, die Menschen dort mit ihrer Fahrerei um den Schlaf bringen.
FOTO: PRIVAT „Alles, was man da auf dem Boden sieht, ist nervtötend­er Lärm“: Die Anwohner auf dem Gigelberg ärgern sich über sogenannte Auto-Poser, die Menschen dort mit ihrer Fahrerei um den Schlaf bringen.

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