Schwäbische Zeitung (Biberach)
Alarmstufe Dunkelgelb
Heidenheim will im Abstiegsduell gegen Greuther Fürth die Relegation verhindern – Schnatterer-Einsatz fraglich
HEIDENHEIM - Alarmstufe Rot herrscht beim 1. FC Heidenheim nicht ganz. Doch gewarnt ist man an der Brenz.
Im viel zitierten verrückten Abstiegskampf der Zweiten Bundesliga zittern vor dem letzten Spieltag am Sonntag (15.30/Sky) noch sechs Mannschaften. Zwischen Platz zwölf, den Heidenheim mit 41 Punkten besetzt, und Platz 17, den Heidenheims Gegner Greuther Fürth innehat, liegen nur zwei Zähler. Weil Kaiserslautern bereits abgestiegen ist, kann Heidenheim aber schlimmstenfalls auf den Relegationsplatz zurückfallen – ein direkter Abstieg ist unwahrscheinlich. Ein Punkt genügt zur sicheren Rettung. Darum herrscht eher Alarmstufe Dunkelgelb auf der Ostalb.
Doch die aktive Fanszene des 1. FCH will rot sehen vor dem Schlager im Abstiegskampf: Sie hat dazu aufgerufen, am Spieltag in den Vereinsfarben vom Schlossberg in die VoithArena zu pilgern.
Fans sollen alle in Rot kommen
Unter dem Hashtag #FarbeBekennen mobilisieren die Heidenheimer im Kampf um den Klassenverbleib, also auch gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth. Für die Grünhemden um Ex-VfB-Stuttgart-Meisterspieler Roberto Hilbert (33) gilt eher Alarmstufe Dunkelrot. Der aktuelle Tabellenvorletzte kämpft darum, dem ersten Absturz in die Drittklassigkeit seit 1997 zu entkommen. Seit dem 6. Spieltag dieser Saison führen die Franken übrigens die Ewige Tabelle der 2. Bundesliga an. Übernommen hatten die Fürther Platz eins übrigens nach einem Sieg gegen Fortuna Düsseldorf, bei Erzrivale Nürnberg feierten sie den einzigen Auswärtssieg der Saison. Beide Aufsteiger schlagen und dann absteigen – das wäre ein besonderes Kuriosum.
Und im Gegensatz zu Heidenheim, reicht den Fürthern am Sonntag ein Punkt nicht. „Wir spielen am Sonntag auf Sieg, nur auf Sieg“, erklärte Trainer Damir Buric (37) im Vorfeld angriffslustig. Sein Team solle „volle Pulle, wie beim Boxen“in dieses Finale gehen. „Ein offener Schlagabtausch“, so erwartet es Buric, soll die Veranstaltung auf dem Schlossberg werden.
Sein Kollege aus Heidenheim sieht das relativ entspannt. Wie ein angeschlagener Boxer wirkte Frank Schmidt (44) am Freitag auf der Pressekonferenz nicht. Eher ruhig und entschlossen. Er würde „nicht so sehr reagieren, was vom Gegner kommt“, erklärte der Coach. Schmidt trainierte unter der Woche „in aller Ruhe“mit der Mannschaft, die im Heimspiel ihren Matchplan erfolgreich umsetzen soll.
Aktionismus lag ihm fern. Anders als den Fürthern, die unter der Woche ins Kurztrainingslager fuhren. Schmidt baut auf den „starken zwölften Mann“: Nicht nur die elf Spieler sind gefordert. „Diese positive Emotionalität wird der Mannschaft mit Sicherheit guttun“, sagt Schmidt.
Heidenheim, 2014 aufgestiegen, will sich selbst und den Fans mindestens noch ein weiteres Jahr Zweite Liga gönnen. Doch selbst bei einem Abstieg würde der Trainer wahrscheinlich Frank Schmidt sein. Es wäre seine zwölfte Saison als Trainer des FCH gehen. Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald könnte sich das vorstellen. Schmidt fokussiert sich auf den Abstiegskampf.
Ob ein weiterer Dauerbrenner im Finale am Sonntag mithelfen kann, den Sturz in die Drittklassigkeit zu vermeiden, ist fraglich. Für Kapitän Marc Schnatterer (32), der nach einer Serie von 133 Spielen am Stück nun zwei Partien wegen eines Muskelfaserisses im linken Oberschenkel ausfiel, gebe es noch „keine finale Entscheidung“, ob er am Sonntag spielen könne. „Ich hoffe, dass wir das bis Sonntag hinbekommen“, unterstreicht Schmidt die Bedeutung des personifizierten FCH.
Viel wichtiger als die fußballerische Fähigkeit jedes Spielers sei in diesem Endspiel um den Klassenverbleib der Kopf. „Der psychologische Aspekt ist der Wichtigste. Du kannst dir den besten Plan zurechtlegen, entscheidend ist aber, dass der Kopf mitspielt“, so Schmidt.
Dass noch Druck auf dem Kessel ist, hängt mit einer weiteren verpassten Chance um die frühzeitige Sicherung zusammen. Beim 1. FC Kaiserslautern hätte der FCH in der Vorwoche „den Deckel gerne draufgemacht“. Das 0:1 war das falsche Ergebnis. Sei nun aber „abgehakt“. Nun müsse sein Team „den letzten Schritt gehen“, so Schmidt. „Wir wollen ein Ergebnis erzielen, dass für uns nach der Partie diese Spielzeit mit dem geschafften Klassenerhalt beendet ist“, macht Schmidt klar. Bloß keine Relegation. Der FCH will hinter dem VfB Stuttgart schließlich die Nummer 2 auf der schwäbischen Fußball-Landkarte bleiben.