Schwäbische Zeitung (Biberach)
Tannheim plant den weiteren Breitbandausbau
Backbone-Netz sowie Ausbau in Egelsee und im Gewerbegebiet sind Thema im Rat
TANNHEIM - Praktisch eine Sondersitzung zum Breitbandausbau hat der Gemeinderat Tannheim am Montag abgehalten. Neben der Planung des Backbone-Netzes, das die Städte und Gemeinden untereinander im Landkreis und über die Kreisgrenzen hinaus verbinden soll, ging es auch um den Breitbandausbau im Teilort Egelsee sowie im Tannheimer Gewerbegebiet und der östlichen Bahnhofstraße. Während die Backbone-Planung Sache des Landkreises ist, rechnet die Gemeinde für die anderen Projekte mit Ausgaben in Höhe von rund 389 000 Euro.
Das Backbone-Netz als überregionale Verflechtung der Breitbandverkabelung im Landkreis wird circa 684 Kilometer lang sein, nach aktuellen Schätzungen liegen die zu erwartenden Projektkosten kreisweit bei 33 Millionen Euro netto. Die Gemeinden sollen das Vorhaben mittragen, der Landkreis darf auf dem Gemeindegebiet bauen und vorhandene Infrastruktur nutzen. Auf Tannheimer Gemarkung ist geplant, in ein bestehendes Leerrohr zwischen Tannheim und Rot an der Rot ein weiteres Glasfaserkabel einzuziehen beziehungsweise auch die bereits verlegte Glasfaser zwischen den beiden Gemeinden teilweise mitzunutzen. Außerdem schafft der Landkreis die Verbindung vom Einmündungsbereich Hauptstraße/Eggmannstraße zum künftigen Breitbandserver beim Rathaus.
Bürgermeister Thomas Wonhas erklärt im SZ-Gespräch, dass Tannheim gemeinsam mit Rot an der Rot in diesem Bereich interkommunal in der Vergangenheit bereits einiges gemacht habe. Deshalb würde Tannheim von den Planungen des Landkreises nicht so sehr profitieren wie andere, die noch nicht so weit seien. Dem Gemeinderat und ihm persönlich sei es wichtig, dass Tannheim keine Nachteile entstehen. Dies sei von Manfred Storrer (Dezernent Verwaltung, Kommunales und Kultur im Landratsamt) und Monika Ludy-Wagner (Leiterin des Kommunalund Prüfungsamts im Landratsamt) in der Sitzung bestätigt worden. So sprach sich der Gemeinderat geschlossen für das Backbone-Projekt aus.
Für die zweite Breitband-Ausbaustufe im Tannheimer Teilort Egelsee hat die Gemeinde Anfang des Jahres den Bedarf abgefragt. 55 Eigentümer wurden angeschrieben. Von elf gab es keine Rückmeldung, 15 zeigten kein Interesse. Von den 29 (entspricht 53 Prozent) Interessierten gaben jedoch einige an, zwar das Leerrohr verlegen zu lassen, einen Glasfaseranschluss mit anschließendem Vertrag jedoch auf absehbare Zeit nicht zu wollen. Am größten sei das Interesse zwischen der Opfinger Straße in Richtung Tannheim gewesen, erklärt Bürgermeister Wonhas. Wenig Interesse hätten die Eigentümer im Abschnitt von der Autobahn bis zur Iller gezeigt.
Der Gemeinderat musste sich nun für eine Ausbauvariante entscheiden. Entweder das Verlegen von Glasfaserkabel bis ins Gebäude („FTTB“) oder bis zum Kabelverzweiger („FTTC“). Mit Blick auf die Kosten und die teils verhaltenen Rückmeldungen fiel die Wahl einstimmig auf FTTC, belaufen sich doch die Gesamtkosten hier auf 157 000 Euro, bei der anderen Variante sind es 547 000 Euro. 110 000 Euro, so die Schätzung, wird die Gemeinde aufbringen müssen. Westlich des Illerkanals sollen dann zwischen 40 und 50 Mbit/s möglich sein, je weiter es vom Kabelverzweiger weg geht, desto geringer wird die Bandbreite. Nahe der Iller soll die Versorgungsrate noch zwischen sechs und acht Mbit/s liegen.
Schritt für Schritt
Für das Tannheimer Gewerbegebiet und die östliche Bahnhofstraße hatte der Gemeinderat bereits entschieden, die FTTB-Technik zu verwenden. Von den 417 000 Euro Gesamtkosten werden geschätzt 278 000 Euro bei der Gemeinde verbleiben. „Viel Geld“, wie Thomas Wonhas feststellt. „Deutlich mehr, als wir an Gewerbesteuer einnehmen.“Im nächsten Schritt sollen für dieses Projekt und jenes in Egelsee die Förderanträge gestellt werden. 2019 ist die Realisierung geplant. „Im Hauptort sind wir in Sachen Breitband dann sehr gut aufgestellt“, sagt Bürgermeister Wonhas. In den Teilorten Kronwinkel, Arlach und Haldau müsse natürlich weitergemacht werden – Schritt für Schritt. Denn bei aller Wichtigkeit sei dieses Thema auch eine „Riesenherausforderung für ländliche Kommunen“, sagt Wonhas. „Das Ganze muss nicht nur finanziell sondern auch personell machbar sein.“