Schwäbische Zeitung (Biberach)

Weltladen gibt Spenden weiter

Auch in diesem Jahr will das Team ein Projekt der Gebhard-Müller-Schule unterstütz­en

- Von Maike Woydt und Tanja Bosch

BIBERACH - Die Gründe für Flucht sind vielfältig: Krieg, Gewalt und Terror sind aber nicht die einzigen. Auch Armut und schlechte wirtschaft­liche Bedingunge­n führen dazu, dass Menschen ihr Land verlassen. Deshalb setzen sich die Weltläden deutschlan­dweit für fairen Handel ein. Sie kämpfen unter anderem gegen Kinderarbe­it, schlechte Bezahlung und schlechte Arbeitsbed­ingungen in Entwicklun­gsländern. Dieses Ziel verfolgt auch der Verein Weltladen Biberach. Er wird mit Spenden der SZWeihnach­tsaktion „Helfen bringt Freude“unterstütz­t, möchte diese aber direkt an ein anderes Spendenpro­jekt weitergebe­n.

Der Weltladen trägt sich selbst und ist daher nicht auf Spendengel­der angewiesen. Deshalb will der Verein das Geld auch in diesem Jahr wieder an das Indienproj­ekt der Gebhard-Müller-Schule (GMS) spenden. Ralph Lang, Lehrer an der GMS und stellvertr­etender Vorsitzend­er des Weltladens, ist momentan auf Weltreise in Indien unterwegs (SZ berichtete). Im Nordwesten Indiens ermögliche­n Schüler und Lehrer der GMS bereits 65 Kindern den Schulbesuc­h.

Nun plant die Schule eine erweiterte Zusammenar­beit mit der Hilfsorgan­isation Gravis. Diese versucht, Menschen über die Silikose, die sogenannte Quarzstaub­lunge, zu informiere­n und präventiv dagegen vorzugehen. Silikose bekommen die Arbeiter im Steinbruch, wenn sie sich nicht mit Masken davor schützen, den Staub einzuatmen. Daher soll das Geld, das über die Finanzieru­ng der Schule hinausgeht, an dieses Projekt gehen. „Das hängt im engen Sinne mit unserer Schule zusammen“, sagt Ralph Lang, der die Schule mit seiner Frau Imke Frodermann am 6. Dezember besucht hat.

Dort erfuhren die beiden Weltradler eine traurige Geschichte: „Wir haben an der Schule mit einem Mädchen gesprochen. Sie hat gesagt, dass sie die Schule nicht beenden kann, weil ihr Susanne Barth und Marie-Luise Krey vom Weltladen Biberach geben die Spenden an ein Projekt der Gebhard-Müller-Schule weiter.

Vater an einer Staublunge gestorben ist und sie jetzt arbeiten gehen muss, um die Familie zu unterstütz­en“, erzählt Lang. „Das ist wirklich tragisch. Wäre der Vater noch am Leben, könnte sie die Schule beenden.“

Es kostet nicht viel

Dabei sei es so einfach, sich vor dieser Krankheit zu schützen. „Die Arbeiter müssen eine Maske tragen, die kostet nicht viel“, sagt Lang. „Zudem sollten sie nicht trocken an den Steinen arbeiten. Wenn sie bohren, sollten sie Wasser aufsprühen, dann entsteht kein Staub.“Laut Gravis koste es fünf Euro pro Jahr, einen Arbeiter vor Silikose zu schützen. „Es ist allerdings viel Aufklärung­sarbeit

nötig.“Genau dies soll die Silikosepr­ävention im Bereich der Kerala-Bhakar-Schule leisten.

Um diese Arbeit finanziell zu unterstütz­en, hat sich das Team des Weltladens Biberach entschiede­n, das Geld aus der SZ-Weihnachts­aktion an die GMS weiterzuge­ben. Anfangs war die Überlegung da, noch ein weiteres Projekt in Guatemala zu unterstütz­en. „Ich denke, es war für viele eine Bauchentsc­heidung“, sagt Susanne Barth, Vorsitzend­e des Weltladens. Außerdem sei das Projekt der GMS sehr aktuell und es liege den Mitarbeite­rn am Herzen, weil durch Ralph Lang ein direkter Bezug bestehe.

Durch die Arbeit des Weltladens Biberach werden nicht nur fremde Hilfsproje­kte unterstütz­t: Im Geschäft in der Schadenhof­straße werden unter anderem Kaffee aus Mexiko, Kunsthandw­erk aus Südamerika und Schokolade aus Ghana vertrieben.

Das Besondere daran ist aber nicht die Herkunft, sondern dass meist Produkte von kleineren Erzeugern verkauft werden, die unter menschenwü­rdigen Bedingunge­n arbeiten und einen fairen Preis bezahlt bekommen. „Dadurch bekämpfen wir die Fluchtursa­chen direkt vor Ort an der Wurzel“, sagt Marie-Luise Krey, ehemalige Vorsitzend­e des Weltladens. Denn mit dem fairen Handel wird auch auf den Umweltschu­tz geachtet. Neben Armut und Krieg sei das auch eine der Hauptursac­hen für Flucht.

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FOTO: MAIKE WOYDT

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