Schwäbische Zeitung (Biberach)
Weltladen gibt Spenden weiter
Auch in diesem Jahr will das Team ein Projekt der Gebhard-Müller-Schule unterstützen
BIBERACH - Die Gründe für Flucht sind vielfältig: Krieg, Gewalt und Terror sind aber nicht die einzigen. Auch Armut und schlechte wirtschaftliche Bedingungen führen dazu, dass Menschen ihr Land verlassen. Deshalb setzen sich die Weltläden deutschlandweit für fairen Handel ein. Sie kämpfen unter anderem gegen Kinderarbeit, schlechte Bezahlung und schlechte Arbeitsbedingungen in Entwicklungsländern. Dieses Ziel verfolgt auch der Verein Weltladen Biberach. Er wird mit Spenden der SZWeihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“unterstützt, möchte diese aber direkt an ein anderes Spendenprojekt weitergeben.
Der Weltladen trägt sich selbst und ist daher nicht auf Spendengelder angewiesen. Deshalb will der Verein das Geld auch in diesem Jahr wieder an das Indienprojekt der Gebhard-Müller-Schule (GMS) spenden. Ralph Lang, Lehrer an der GMS und stellvertretender Vorsitzender des Weltladens, ist momentan auf Weltreise in Indien unterwegs (SZ berichtete). Im Nordwesten Indiens ermöglichen Schüler und Lehrer der GMS bereits 65 Kindern den Schulbesuch.
Nun plant die Schule eine erweiterte Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation Gravis. Diese versucht, Menschen über die Silikose, die sogenannte Quarzstaublunge, zu informieren und präventiv dagegen vorzugehen. Silikose bekommen die Arbeiter im Steinbruch, wenn sie sich nicht mit Masken davor schützen, den Staub einzuatmen. Daher soll das Geld, das über die Finanzierung der Schule hinausgeht, an dieses Projekt gehen. „Das hängt im engen Sinne mit unserer Schule zusammen“, sagt Ralph Lang, der die Schule mit seiner Frau Imke Frodermann am 6. Dezember besucht hat.
Dort erfuhren die beiden Weltradler eine traurige Geschichte: „Wir haben an der Schule mit einem Mädchen gesprochen. Sie hat gesagt, dass sie die Schule nicht beenden kann, weil ihr Susanne Barth und Marie-Luise Krey vom Weltladen Biberach geben die Spenden an ein Projekt der Gebhard-Müller-Schule weiter.
Vater an einer Staublunge gestorben ist und sie jetzt arbeiten gehen muss, um die Familie zu unterstützen“, erzählt Lang. „Das ist wirklich tragisch. Wäre der Vater noch am Leben, könnte sie die Schule beenden.“
Es kostet nicht viel
Dabei sei es so einfach, sich vor dieser Krankheit zu schützen. „Die Arbeiter müssen eine Maske tragen, die kostet nicht viel“, sagt Lang. „Zudem sollten sie nicht trocken an den Steinen arbeiten. Wenn sie bohren, sollten sie Wasser aufsprühen, dann entsteht kein Staub.“Laut Gravis koste es fünf Euro pro Jahr, einen Arbeiter vor Silikose zu schützen. „Es ist allerdings viel Aufklärungsarbeit
nötig.“Genau dies soll die Silikoseprävention im Bereich der Kerala-Bhakar-Schule leisten.
Um diese Arbeit finanziell zu unterstützen, hat sich das Team des Weltladens Biberach entschieden, das Geld aus der SZ-Weihnachtsaktion an die GMS weiterzugeben. Anfangs war die Überlegung da, noch ein weiteres Projekt in Guatemala zu unterstützen. „Ich denke, es war für viele eine Bauchentscheidung“, sagt Susanne Barth, Vorsitzende des Weltladens. Außerdem sei das Projekt der GMS sehr aktuell und es liege den Mitarbeitern am Herzen, weil durch Ralph Lang ein direkter Bezug bestehe.
Durch die Arbeit des Weltladens Biberach werden nicht nur fremde Hilfsprojekte unterstützt: Im Geschäft in der Schadenhofstraße werden unter anderem Kaffee aus Mexiko, Kunsthandwerk aus Südamerika und Schokolade aus Ghana vertrieben.
Das Besondere daran ist aber nicht die Herkunft, sondern dass meist Produkte von kleineren Erzeugern verkauft werden, die unter menschenwürdigen Bedingungen arbeiten und einen fairen Preis bezahlt bekommen. „Dadurch bekämpfen wir die Fluchtursachen direkt vor Ort an der Wurzel“, sagt Marie-Luise Krey, ehemalige Vorsitzende des Weltladens. Denn mit dem fairen Handel wird auch auf den Umweltschutz geachtet. Neben Armut und Krieg sei das auch eine der Hauptursachen für Flucht.