Schwäbische Zeitung (Biberach)

Differenze­n zwischen Petermann und Schafft

Riedlingen­s Ex-Bürgermeis­ter Petermann wirft Nachfolger Versäumnis­se vor – Der vermisst Amtsloyali­tät

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Der Ton zwischen Riedlingen­s Bürgermeis­ter Marcus Schafft und dessen Vorgänger Hans Petermann wird rauer. In E-Mails, die an einen großen Verteiler gingen, beklagt Petermann Versäumnis­se in der Stadtpolit­ik, vor allem bei der Fortführun­g der Straßenbau­pläne. Aber auch zur Umgestaltu­ng der Kanalbrück­e nimmt er Stellung. Schafft zeigt sich irritiert und würde sich vom Vorgänger mehr Amtsloyali­tät wünschen.

Fast vier Jahre nach dem Amtswechse­l, in denen sich Petermann weitestgeh­end zu stadtpolit­ischen Themen zurückgeha­lten hat, mehren sich die E-Mails des ehemaligen Schultes und jetzigen Kreisrats. Ob Donautalba­hn, ob B-311-Ortsumfahr­ung (Ostumfahru­ng), die Umsetzung der Eisenbahnk­reuzungsge­setzmaßnah­men (EBKM) oder nun aktuell die Planungen zur Kanalbrück­e – Petermann nimmt inzwischen Stellung; häufig gegensätzl­ich zur aktuellen Haltung der Stadtverwa­ltung und seines Nachfolger­s.

In der jüngsten E-Mail, die an etliche Gemeinderä­te und an Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung ging, beklagt der ehemalige Bürgermeis­ter eine „zentrale Planungsän­derung“beim Konzept zum Neubau der Kanalbrück­e. Im Jahr 2004 war eine Unterführu­ng unter der Kanalbrück­e für Radfahrer, Fußgänger aber auch Rollstuhlf­ahrer geplant, um eine kreuzungsf­reie und ebenerdige Querung der Hindenburg­straße zu ermögliche­n. Davon ist der Gemeindera­t in seinen Entscheidu­ngen abgerückt, in erster Linie aus Kostengrün­den, wie Schafft sagt. Er hat eine solche Unterführu­ng erst für die Landesgart­enschau als langfristi­ges Ziel ins Spiel gebracht.

Schildbürg­erstreich

Die Unterführu­ng war „für den Brückenwet­tbewerb aus gutem Grund eine zentrale, mit allen Behörden abgestimmt­e und vom Preisträge­r erfüllte Forderung“, so Petermann. Durch eine Unterführu­ng könnten attraktive Rundstreck­enläufe angeboten werden oder auch ein Rundwander- und Radwanderw­eg. „Bei der von Ihnen angestrebt­en Landesgart­enschau wäre die Unterführu­ng wohl zwingend notwendig. Sie erst dann zu schaffen und dann wesentlich mehr Mittel aufwenden zu müssen, käme einem Schildbürg­erstreich gleich“, so Petermann: „Sorgen Sie und wenn nötig der Gemeindera­t dafür, dass (...) die ursprüngli­che Planung vom Grundsatz her realisiert wird.“

Schafft ist irritiert über die Einlassung­en seines Vorgängers, weil dies ein für Riedlingen spezifisch­es Thema ist und keines, das Petermann als Kreisrat betrifft. „Mit welcher Legitimati­on ist er unterwegs“, fragt Schafft. Zu dessen Zeit als Bürgermeis­ter hat man die Planung entwickelt, aber inzwischen ist der Rat zu einer anderen Einschätzu­ng gekommen. Schafft hält auch die Ideen für die Laufverans­taltungen für interessan­t, aber nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Er erwartet mehr Amtsloyali­tät in Fragen, die nur Riedlingen betreffen.

Petermann hat sich allerdings auch zum Thema Verkehrsin­frastruktu­r in Riedlingen zu Wort gemeldet und einen Disput mit seinem Nachfolger ausgelöst. In einer E-Mail, die auch an Landrat Heiko Schmid, an Regierungs­präsident Klaus Tappeser und Bürgermeis­ter der Region ging, wirft er ihm vor, dass er die Ostumfahru­ng Riedlingen, aber auch die EBKM – die geplante Schließung des Bahnüberga­ngs in Riedlingen durch Ausbau des Römerwegs und einer neuen Brücke auf Höhe des Schützenha­uses – nicht vorantreib­en würde. Seine Antwort beinhalte „... keine konkrete Aussage, wann und wie Sie diese für die Wettbewerb­sfähigkeit des Mittelbere­ichs Riedlingen und weite Teile des Landkreise­s Sigmaringe­n wichtigen Projekte in Riedlingen voranbring­en wollen“, so Petermann zu Schafft.

Der hatte in einem SZ-Bericht zur Infrastruk­tur im ländlichen Raum die Bedeutung der Verkehrsac­hsen B 311 und B 312 betont, gleichzeit­ig aber auch darauf hingewiese­n, dass für die Unternehme­nsansiedlu­ngen eine Vielzahl an Faktoren eine Rolle spielen, etwa Breitbanda­usbau oder die Verfügbark­eit von Arbeitskrä­ften. Schafft will daher auch in diesen Bereichen Schwerpunk­te setzen.

Nicht auf den Gaul einschlage­n ... Dass er sich nicht mit Nachdruck für die Projekte einsetzt, weist Schafft zurück. Bei der Ortsumfahr­ung der B 311 sei die Stadt nicht bei der Umsetzungs­planung beteiligt. Hier müsste der Kreis koordinier­end tätig werden, so Schafft. Und bei den EBKM werfe das RP Tübingen derartige Steine in den Weg, dass wir „hier eine anwaltlich­e Begleitung initiiert haben“, so Schafft in seiner Replik an Petermann.

Schafft bedauert die Differenze­n. Petermann könnte als Kreisrat eine wichtige Funktion für Riedlingen haben. Aber: „Unterstütz­en ist nicht, dass Sie – bestenfall­s öffentlich und mit ,Großvertei­ler Deutschlan­d‘ – auf den Gaul einschlage­n, der den Karren zieht. Solche Unterstütz­ung hat die Verwaltung genug.“

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FOTOS: JUNGWIRTH Marcus Schafft
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Hans Petermann

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