Schwäbische Zeitung (Biberach)
Eine Lichterkette für verstorbene Kinder
Der Arbeitskreis „Trauer – Leben“veranstaltet einen ökumenischen Gottesdienst
BIBERACH/WARTHAUSEN - Der Verlust eines Kindes, egal ob es noch jung war, oder schon erwachsen, hinterlässt bei Angehörigen oftmals große Lücken. Noch Jahre später gibt es schmerzhafte Momente zum Beispiel an Geburts- oder Sterbetagen oder zu Weihnachten. Deshalb lädt der Arbeitskreis „Trauer – Leben“am Sonntag, 10. Dezember, zu einem ökumenischen Gottesdienst ein. Dieser soll ein Platz sein, um dieser Kinder zu gedenken.
Seit rund 15 Jahren veranstaltet der Arbeitskreis den Gottesdienst. Entstanden ist die Idee aus einer internationalen Initiative heraus – dem „weltweiten Kerzenleuchten“: In jeder Zeitzone werden um 19 Uhr Kerzen im Gedenken an verstorbene Kinder angezündet. Wenn also in der einen Zeitzone die Kerzen erlöschen, gehen sie in der nächsten an. So entsteht eine weltweite Lichterkette, die 24 Stunden leuchtet.
Auch im ökumenischen Gottesdienst in Warthausen spielt das Kerzenanzünden ein wichtige Rolle. „Den Weg mit der Kerze nach vorne zu gehen, ist sehr bewegend“, sagt Silvia Speidel, die vor neun Jahren ihren Sohn verloren hat und den Gottesdienst mitgestaltet. Auf einem Tisch werden die Kerzen dann angezündet, um an die Verstorbenen zu erinnern. Viele Besucher würden zu den Gottesdiensten schon eine eigene Kerze mitbringen, erklärt KarlHeinrich Gils, von der Diakonie Biberach. „Diejenigen, die keine Kerze dabei haben, bekommen eine von uns.“
„Jeder teilt das gleiche Schicksal“
Nicht alle trauernden Eltern hätten die Kraft, mit der Kerze nach vorne zu gehen. Deshalb zünde man auch eine Kerze für die verstorbenen Kinder an, deren Eltern das nicht schaffen, so Gils. Die ungezwungene Atmosphäre hebt Silvia Speidel als Betroffene besonders hervor. Wenn einmal Tränen kommen, haben die anderen Verständnis. Man muss sich nicht dafür rechtfertigen oder schämen. „Jeder teilt hier das gleiche Schicksal und kann nachvollziehen, wie es dem anderen geht“, sagt Speidel. Dieses Verständnis erführen Betroffene im privaten Umfeld nicht so häufig. „Die Gesellschaft genehmigt ein Trauerjahr, die Erinnerung an ihr verstorbenes Kind begleitet die verwaisten Eltern aber lebenslang“, sagt Gils.
Dass der Gottesdienst in der Adventszeit stattfindet liegt daran, dass gerade vor Weihnachten viele Familien zusammenkommen, und der Schmerz da mit am größten sei. Außerdem sei es im November und Dezember draußen immer recht früh dunkel. „Das drückt bei vielen Menschen auf das Gemüt“, sagt Björn Held, katholischer Dekanatsreferent Biberach.
Die Durchführung des Gottesdienstes übernehmen Björn Held sowie die evangelische Krankenhauspfarrerin aus Bad Buchau, Amrei Kleih. Held wird dieses Jahr die Predigt sprechen, seine Kollegin kümmert sich um den liturgischen Rahmen. Bei dem Gottesdienst handele es sich um eine überkonfessionelle Initiative. So seien auch Trauernde anderer Konfessionen herzlich willkommen.
Auch Familien mit Kindern können zum Gottesdienst dazukommen. Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst kümmert sich während des Gottesdienstes um die kleineren Kinder. „Bei uns können die Kinder zum Beispiel malen“, sagt Annette Brade, Koordinatorin beim ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst. Bei ihrer Arbeit mit Kindern erlebe sie ganz unterschiedliche Arten, mit dem Tod umzugehen. Oft könnten die Eltern auch nicht nachvollziehen, dass Geschwisterkinder anders trauern. „Bei Kindern ist es ein Auf und Ab, sie können erst sehr traurig und dann wieder glücklich sein“, sagt Annette Brade.
Nach dem ökumenischen Gottesdienst besteht die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch mit anderen Betroffenen. Dahinter und hinter dem Gottesdienst stecke die Idee, „dass Menschen in derselben Situation einander gut als Seelsorger unterstützen können“, so Björn Held.
Der ökumenische Gottesdienst ist am Sonntag, 10. Dezember, von 18.30 Uhr an im evangelischen Gemeindezentrum in Warthausen, Martin-Luther-Straße 6.