Schwäbische Zeitung (Biberach)
Friedrichshafens OB Brand bekennt sich zur Strategie „ZF 2025“
5000 Mitarbeiter besuchen Betriebsversammlung – Keine Aussagen zur Zukunft von Konzernchef Stefan Sommer
FRIEDRICHSHAFEN - Kein Abrücken von der Konzernstrategie „ZF 2025“, kein Börsengang: Diese Botschaften hat Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand am Dienstag bei einer Betriebsversammlung an rund 5000 Mitarbeiter des Automobilzulieferers ZF gerichtet – und dafür offenbar wesentlich mehr Applaus als Buhrufe geerntet. Die Frage nach der Zukunft von Vorstandschef Stefan Sommer blieb unbeantwortet.
Seit Wochen tobt bei ZF vor und hinter den Kulissen ein Richtungsstreit über die Ausrichtung des Konzerns, der weltweit über 135 000 Menschen beschäftigt und zu 93,8 Prozent der städtischen Zeppelin-Stiftung gehört. Die Unternehmensführung um Sommer will aus dem ehemaligen Getriebespezialisten einen weltweit agierenden Systemanbieter machen; die Eigentümer halten den Weg in Teilen für zu schnell und finanziell riskant. Aufsichtsratschef Giorgio Behr ist wegen der Querelen zurückgetreten, auch ein baldiges Ende der Amtszeit Sommers ist durchaus wahrscheinlich.
Brand, der auf der nichtöffentlichen Veranstaltung des Betriebsrats als Vertreter der Zeppelin-Stiftung sprach, habe sich klar für die von Vorstand und Aufsichtsrat verabschiedete Strategie „ZF 2025“ausgesprochen, die auch Internationalisierung und Kostenführerschaft anstrebt, berichten Teilnehmer der Versammlung. So habe sich weder das Kontrollorgan noch der Eigentümer gegen die milliardenschwere Übernahme des US-Konzerns TRW gestellt. Auch der später gescheiterte Plan, den Bremsenhersteller Haldex zu kaufen, wurde befürwortet.
Einen im Aufsichtsrat diskutierten Börsengang des Konzerns habe der Oberbürgermeister namens der Zeppelin-Stiftung abgelehnt und dafür großen Beifall bekommen. Brand habe laut Versammlungsteilnehmern die Erhöhung der Dividende verteidigt und gesagt, dass sich Aufsichtsrat oder Eigentümer in operative Fragen nicht einmischten, etwa bei Produkten oder der Organisation einzelner ZF-Standorte.
„Angestellter des Konzerns“
Obwohl ein mögliches Ende der Amtszeit Sommers das bestimmende Thema der Veranstaltung war, habe keiner der Redner den Punkt direkt angesprochen. Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich habe aber darauf hingewiesen, dass auch ein Vorstand ein Angestellter des Konzerns und der aktuelle Geschäftserfolg der ZF das Werk vieler Mitarbeiter sei.
Zur „Schwäbischen Zeitung“sagte Dietrich, dass der Aufsichtsrat mit der Wahl des neuen Vorsitzenden Franz-Josef Paefgen Handlungsfähigkeit gezeigt habe. Unternehmen und Belegschaft müssten jetzt zur Ruhe kommen, forderte er. Dies sei aber nicht möglich, wenn die Meinungsverschiedenheiten innerhalb der ZF von interessierter Seite nach außen getragen würden.
Stefan Sommer hat an der Betriebsversammlung nicht teilgenommen. Auf Nachfrage wollten sich weder die Stadt noch ZF zu Verlauf und Inhalten der Veranstaltung äußern.