Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nordkorea droht mit Wasserstoffbombe
Kim will Trump für dessen Rede vor UN-Vollversammlung „teuer bezahlen“lassen
TOKIO - Der verbale Schlagabtausch zwischen Washington und Pjöngjang wird immer hitziger. Auf die Drohung von US-Präsident Donald Trump vor der UN-Vollversammlung, Nordkorea bei einem Angriff „total zu zerstören“, schlug Nordkoreas Diktator Kim Jong-un am Freitag zurück. Über seine Propagandaagentur KCNA höhnte der nordkoreanische Führer: „Ich werde den geisteskranken, senilen Greis sicher und endgültig mit Feuer bändigen.“Nordkorea bezeichnete Trumps Rede als „die grimmigste Kriegserklärung der Geschichte“, die der Chef des Weißen Hauses „teuer bezahlen“müsse.
Nordkorea droht einmal mehr mit einer „harten Gegenmaßnahme auf höchstem Niveau“. Was damit gemeint sein könnte, präzisierte Außenminister Ri Yong-ho. Wie Südkoreas Nachrichtenagentur Yonhap Pjöngjangs Chefdiplomaten zitiert, könne der nächste Atomtest Nordkoreas die „stärkste Explosion einer Wasserstoffbombe“im Pazifischen Ozean erzeugen.
Trump: „Ein Verrückter“
Anfang September hatte Pjöngjang bereits den angeblich erfolgreichen unterirdischen Test einer Wasserstoffbombe bekannt gegeben. Zahlreiche Experten bezweifeln jedoch, dass Nordkorea diese komplizierte Technologie tatsächlich so beherrscht, dass ein solcher Versuch auch unter freiem Himmel erfolgreich wäre.
Beide Seiten haben offenkundig jeden völkerrechtlichen Respekt voreinander verloren. Trump legte am Freitag nach der Replik Nordkoreas nach. „Kim Jong-un, der offensichtlich ein Verrückter ist und dem es nichts ausmacht, seine eigenen Leute verhungern zu lassen, wird geprüft wie niemals zuvor!“, schrieb Trump im Kurznachrichtendienst Twitter. Der Präsident spielte damit offensichtlich auf die neuen Sanktionen gegen Nordkorea an, die er am Vortag verhängt hatte.
Die Bundesregierung hat die Androhung einer Wasserstoffbombenexplosion über dem Pazifik durch Nordkorea scharf zurückgewiesen. „Die Staatengemeinschaft hat sich aus guten Gründen schon in den 1960er-Jahren geeinigt, keine atmosphärischen Nuklearwaffentestes mehr durchzuführen“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. „Wenn diese Einigkeit nun durchbrochen würde, wäre das eine neuerliche und ungeheuerliche Steigerung des schon jetzt verantwortungslosen Vorgehens Nordkoreas.“Seibert sprach von einer „Eskalation der Rhetorik“. Die EU stelle sich geschlossen gegen „fortgesetzte Brüche des Völkerrechts“durch Nordkorea. Es dürfe nur diplomatische Lösungen des Konflikts geben. Noch gibt es eine Chance, den Konflikt ohne Waffengang zu lösen. Immerhin hatte Präsident Trump vor den Vereinten Nationen auch gesagt, dass ein Militärangriff „hoffentlich nicht nötig sein wird“.
Ein konstruktives Treffen zwischen Trump und Kim scheint aber kaum mehr möglich zu sein. Trump versucht bisher relativ wirkungslos, die Sanktionsschlinge um Kim Jongun zu legen. Die neuen Strafmaßnahmen zielen darauf ab, Pjöngjang wirtschaftlich weiter zu isolieren. „Jede Bank der Welt steht vor einer klaren Entscheidung: Geschäfte mit den USA oder Geschäfte mit Nordkorea“, sagte Trump. Im Klartext: Wer künftig Business mit Pjöngjang betreibt, kann in Amerika nicht mehr straffrei agieren. Die EU zog nach und verständigte sich untereinander auf ein vollständiges Verbot von Investitionen und Ölexporten sowie auf Vermögenssperren und Einreisestopps.
Um die verschärften Sanktionen aber real durchzusetzen, müsste sich die politische Führung in Peking erheblich in Richtung USA und Europa bewegen. Bisher haben die Chinesen einschneidende Maßnahmen gegen Nordkorea mit humanistischen Gegenargumenten verhindert. Nun behauptet Trump, der chinesische Präsident Xi Jinping sei an seiner Seite und habe die Zentralbank inzwischen beauftragt, alle Banken des Landes aufzufordern, Geschäfte mit Nordkorea unverzüglich einzustellen. Eine Bestätigung aus Peking gibt es dafür aber bisher nicht.
Nordkorea bezieht nach US-Angaben jährlich rund 8,5 Millionen Barrel Öl aus dem Ausland, vor allem aus den Nachbarländern China und Russland.