Schwäbische Zeitung (Biberach)
Von der Leyen trauert mit den Soldaten
Verteidigungsministerin besucht Camp Castor in Mali – Kommandeur der verstorbenen Piloten weist Vorwurf der mangelnden Erfahrung zurück
(dpa) - Marja Alm hatte nicht viel Zeit für Trauer. Wenn so ein Unglück passiere, müsse ein Soldat schließlich funktionieren, sagt die 33-jährige Stabsoffizierin aus Erfurt . Alm erzählt von der Fassungslosigkeit, der Hilflosigkeit, auch der Wut im Camp Castor in Mali in den vergangenen Tagen. Sie kannte die beiden gestorbenen Soldaten persönlich.
Am Mittwoch stürzten zwei Soldaten mit einem Kampfhubschrauber Tiger in Mali ab – die ersten Todesfälle deutscher Soldaten im Einsatz seit 2015. Die Leichen sind seit dem Wochenende wieder in Deutschland, das Wrack liegt immer noch an der Absturzstelle 70 Kilometer nordöstlich von Gao. Ein Team der Bundeswehr hat mittlerweile einen von zwei Flugschreibern gefunden, die Ursache des Absturzes bleibt unklar.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zog ihre ohnehin geplante Mali-Reise nun vor, um mehr Zeit mit der Truppe verbringen zu können. Es ist ihre letzte geplante Einsatzreise als Verteidigungsministerin vor der Bundestagswahl – und es dürfte wohl die emotional schwierigste sein. Die beiden toten Kameraden seien unter den Soldaten hochgeschätzt gewesen, die anderen hätten zu ihnen aufgesehen. „Dieser Verlust wiegt schwer.“Am Vormittag versammeln sich in Camp Castor 100 deutsche Soldaten zum Feldgottesdienst unter der Wüstensonne. „Wir haben eine sehr schwere Woche hinter uns“, sagt Militärpfarrer Andreas Bronder.
Der Auftrag der Bundeswehr und der UN-Truppen ist die Sicherung eines Friedensabkommens zwischen Regierung und Rebellen. Denn der Feind schläft nicht – und der Frieden in Mali ist brüchig. Mali ist mittlerweile nach Afghanistan der zweitgrößte Einsatz der Bundeswehr. Mehr als 890 Soldaten der Bundeswehr sind in der früheren Rebellenhochburg Gao stationiert. Minusma ist aber auch die tödlichste aktuelle UN-Mission. Immer wieder werden Blauhelmsoldaten bei Angriffen von Aufständischen getötet.
Im Falle des Hubschrauberabsturzes spricht aber bislang nichts für einen Angriff oder Abschuss. Der Hubschrauber krachte einfach auf den Boden, brannte komplett aus. Weder Pilot noch Schütze setzten einen Notruf ab. Die UN-Mission berichtet von Erkenntnissen, die auf technisches Versagen hindeuten. Die Piloten-Gemeinschaft der Bundeswehr hatte zuvor kritisiert, dass die Tiger-Hubschrauber nicht ausreichend für den Einsatz in Mali getestet seien und den Piloten die vorgeschriebene Routine fehle. Diese Kritik wies der Kommandeur der verstorbenen Soldaten, Thomas Blum, scharf zurück. „Unsere Besatzungen sind gut ausgebildet, sind auf den Einsatz gut vorbereitet, haben sich hier mit den Bedingungen entsprechend auseinandergesetzt“, sagte Blum am Sonntag im Camp Castor.