Schwäbische Zeitung (Biberach)
Rat beschließt konkreten Sanierungsplan
Rot an der Rot steckt künftig jedes Jahr eine Million in sein Wasserversorgungssystem – Standort für Haslach weiterhin unklar
- Der Roter Gemeinderat hat diese Woche einen Sechs-Jahres-Plan für die umfassende Sanierung des Wasserversorgungssystems beschlossen. Der frühere Bürgermeister Robert Balle hatte die Sanierung angestoßen. Seine Nachfolgerin Irene Brauchle setzte sich in den vergangenen Wochen und Monaten nun erneut intensiv damit auseinander und traf in Absprache mit dem Gemeinderat einige weitreichende Entscheidungen.
Rot an der Rot ist eine Flächengemeinde, das Wasserversorgungssystem umfasst 135 Kilometer an Leitungen. Da Haslach und Ellwangen bis zur Gemeindegebietsreform 1974 selbstständig waren, besitzen sie eigene Trinkwassersysteme. Ziel ist es, bis 2022 die drei Systeme zusammenzuführen und von externen Einflüssen und Anbietern unabhängig zu machen. Die Anlagen, die erhalten werden, benötigen zudem dringend eine Sanierung, um auch in Zukunft den hohen Hygienestandard im Bereich des Lebensmittels Wasser sicherstellen zu können. Laut den aktuellen Kostenschätzungen muss hierfür jährlich rund eine Million Euro investiert werden.
Landwirte in Sorge
Mehrere Fragen bewegten den Gemeinderat und die Verwaltung im Vorfeld dieser Sitzung. Erstens ging es darum zu klären, wie viele Hochbehälter das System benötigt und ob diese besser saniert oder neu gebaut werden sollten. Eine ähnliche Entscheidung galt es bezüglich der Brunnen zu treffen. Großer Knackpunkt ist und bleibt die Standortsuche für einen Brunnen in Haslach. Zur Gemeinderatssitzung waren mehrere Bürger erschienen. Vor allem die Landwirte unter ihnen treibt die Sorge um, was es für ihre Betriebe bedeuten würde, sollte das neue Wasserschutzgebiet landwirtschaftliche Flächen einschließen.
Brauchle betonte, dass es in diesem Punkt keine schnelle Entscheidung geben werde. „Ich möchte zuerst alle Fakten aufarbeiten, alle sollen die ganze Tragweite der unterschiedlichen Ansätze verstehen“, sagte sie im Gespräch mit der SZ. Geprüft werde dabei „in alle Richtungen“. Die Verwaltung würde sich nicht auf die bisher genannten fünf potenziellen Standorte festgelegen. Brauchle sagte, ihr Ziel sei es, das ganze Thema so transparent wie möglich aufzuarbeiten. Darum werde es zu gegebener Zeit auch noch eine Bürgerinformationsveranstaltung geben. Der jetzt aufgestellte Plan reicht bis in das Jahr 2022. Die Aufstellung sei nötig gewesen, um in Zukunft rechtzeitig Förderanträge stellen
Bürgermeisterin Irene Brauchle zur Standortsuche in Haslach.
zu können und Aufträge auszuschreiben. Das gesamte Gemeindegebiet soll zukünftig über die zwei Brunnen in Haslach und Spindelwag versorgt werden, der Standort in Ellwangen wird aufgegeben. Um auch in Hochzeiten den Trinkwasserbedarf abzudecken, bleiben die drei Hochbehälter (HB) Bärenschachen, Jägerhaus und Buchwald/Haslach erhalten. Im Bedarfsfall kann so jede Fassung den Bedarf der Gemeinde abdecken, eine Notversorgung durch eine Nachbarversorgung ist nicht nötig. Zur Illertalwasserversorgung soll ein einseitiger Verbund hergestellt werden, der der Notversorgung der Nachbargemeinden dient. Die Baukosten werden von der Illertalwasserversorgung übernommen.
Leitungen werden saniert
Mithilfe eines elektronischen Prozessleitsystems sollen die laufenden Kosten minimiert und der ganze Kreislauf besser überwacht werden. Das Konzept sieht vor, dass noch in diesem Jahr die restlichen Leitungen rund um Dietenberg, Untermittelried und Eichwald fertig saniert werden. Der Hochbehälter Bärenschachen soll 2017/2018 neu gebaut werden, der HB Jägerhaus dann in den Jahren 2018 und 2019. Die Arbeiten für den Verbund mit der Illertalwasserversorgung sollen auch zeitnah beginnen, ebenso wie der Aufbau des zentralen Prozessleitsystems. Die Druckminderungsanlage in Untermittelried soll 2017 fertiggestellt werden, durch sie wird die Kreuzmühle versorgt und die Einspeisung für Habsegg und Murrwangen gesichert. Die Investitionskosten belaufen sich dadurch für 2017 auf 913 000 Euro. Darin enthalten sind auch 100 000 Euro für den Bau eines Versuchsbrunnens in Haslach. Dieser Posten wird jedoch solange geschoben, bis ein Standort gefunden ist.
„Ich möchte zuerst alle Fakten aufarbeiten, alle sollen die ganze Tragweite der unterschiedlichen Ansätze verstehen.“