Schwäbische Zeitung (Biberach)
Harriet Tubman verbannt Andrew Jackson auf die Rückseite
Erstmals ziert das Bild einer schwarzen Sklavin und Freiheitskämpferin eine Dollar-Note
- Von Barack Obama stammt der schöne Satz, dass er nun mal anders aussehe als all die anderen Präsidenten auf den DollarScheinen, gesprochen im Wahlkampf des Jahres 2008. Damit machte er deutlich, was für ein Meilenschritt sich mit der Aussicht verband, einen Präsidenten mit dunkler Haut im Oval Office zu sehen. Dollarnoten waren und sind eine WeißeMänner-Domäne. Umso bemerkenswerter also, dass demnächst das Antlitz einer schwarzen Frau einen solchen Schein ziert. Nicht irgendeinen, sondern den Zwanziger, den meistgebrauchten, denjenigen, den amerikanische Geldautomaten am häufigsten ausspucken.
Harriet Tubman wird die Ehre zuteil, weil sich der Finanzminister Jack Lew dem Willen der Bürgerinitiative
WASHINGTON
„Women on Twenties“beugt. Es gab auch andere Kandidatinnen, die frühere First Lady Eleanor Roosevelt zum Beispiel oder Rosa Parks, die den Rassengesetzen trotzte, als sie sich weigerte, ihren Sitzplatz in einem Bus in Alabama an einen weißen Passagier abzutreten. Am Ende aber war es Tubman, die eine hochpopuläre Online-Umfrage gewann und damit Andrew Jackson von der Vorderseite der 20-Dollar-Note verdrängt. Unter Jackson, dem siebten US-Präsidenten, wurde 1830 der Indian Removal Act durchgesetzt, ein Gesetz, das der Regierung die Vollmacht gab, Indianerstämme aus ihren Gebieten zu vertreiben und zu internieren. Höchste Zeit, fanden sie bei „Women on Twenties“, dass man ihn ersetzt. Die bisher einzigen Frauen, die es auf einen Dollar-Schein schafften, waren übrigens Martha Washington, die Gattin George Washingtons, und die Indianerin Pocahontas. Das war im 19. Jahrhundert.
Harriet Tubman, ihr Mädchenname war Araminta Ross, kam um 1822 im Bundesstaat Maryland als Sklavin zur Welt. Ihr Geburtsjahr ist nicht verbürgt. Mit Hilfe eines Anwalts findet sie irgendwann heraus, dass die Familie, die sie ihrer Freiheit beraubt, auch noch gegen den letzten Willen eines Altvorderen handelt. Ein Sklavenhalter namens Atthow Pattison hatte nämlich in seinem Testament verfügt, dass Harriet Green, Aramintas Mutter, freizulassen sei, sobald sie das Alter von 45 Jahren erreicht habe. Eine Enkeltochter Pattisons hat den letzten Willen ihres Großvaters dann ignoriert. Obwohl Araminta im Recht ist, kann sie nichts dagegen tun.
Flucht in den Norden
1849 erfährt sie, dass sie und zwei ihrer Brüder verkauft werden sollen an verschiedene Besitzer, was wahrscheinlich bedeutete, dass sie die beiden nie wiedersieht. Bevor das geschehen kann, fliehen die drei über die Mason-Dixon-Linie in den freien Norden. Araminta, die einen gewissen John Tubman heiratet und den Vornamen ihrer Mutter annimmt, kehrt bald darauf zurück nach Maryland, um Verwandten und Freunden zur Flucht zu verhelfen. Harriet Tubman überlegt sich Schmuggelrouten und findet Verstecke, in denen die Fliehenden tagsüber abtauchen können, bevor sie nachts weiterziehen – die „Underground Railroad“, ein geheimes Netzwerk von SklavereiGegnern, schwarzen wie weißen.
Als 1861 der amerikanische Bürgerkrieg beginnt, stellt Tubman ihre Kenntnis verschlungener Wege quer durch den Süden in den Dienst der Nordstaatenarmee. Sie wird Spionin, die auskundschaftet, wie sich die Einheiten des Südens am besten überrumpeln lassen. Sie starb am 10. März 1913.