Schwäbische Zeitung (Biberach)

Das Leben mit „Pubertiere­n“ist nicht immer einfach

Unterhalts­ame Lesung mit Autor Jan Weiler in der Biberacher Stadthalle

- Von Alina Welser

- Chaos, Pickel und Hormone: So beschreibt der Autor und Kolumnist Jan Weiler die Pubertät in seinem Buch „Im Reich der Pubertiere“– gemeint sind hierbei Jugendlich­e in der Pubertät. In seinem zweiten Band kam zum weiblichen Pubertier Carla auch noch ein männliches namens Nick dazu. Das bedeutet doppeltes Chaos. Am Mittwoch war Jan Weiler zur Gast in der Stadthalle Biberach und las dort nicht nur aus seinem Buch vor, sondern präsentier­te auch viele seiner lustigen Kolumnen.

Zu Beginn erzählt er, wie er jedes Jahr über Silvester nach Österreich müsse. Und das Ganze nur wegen der Germknödel, die sein 13-jähriges Pubertier Jan so sehr verehre, dass man dann halt immer dorthin gehe. Seine 16-jährige Tochter Clara sei auch nicht viel besser. Seit sie in der Pubertät ist, fehle regelmäßig Geld, Rasier-

BIBERACH

ANZEIGE schaum und seine Rechte seien sowieso weg.

Trotzdem betont er, steckt irgendwo noch ein liebenswür­diges Wesen in ihr – und wäre das Haus ohne zwei Pubertiere nicht einfach zu still? Zwischen den zwei Pubertiere­n gebe es jedoch signifikan­te Unterschie­de. Während das weibliche Pubertier vor allem durch die Tätigkeite­n „Feiern, Schimpfen und Chatten“auffalle, widme sich das männliche lieber dem „Stinken, Zocken und Schweigen“. Jan Weiler macht den Eindruck eines liebenswür­digen Vaters, auch wenn er betont, dass er pädagogisc­h eine Null sei. Er stellt auch noch klar, „dass diejenigen, die heute Abend gekommen sind, um sich Erziehungs­tipps abzuholen, komplett falsch sind“.

„Chill doch mal dein Leben!“

Auch mit dem Aufräumen von Flaschen in der Familie gebe es da so ein Problem. Nach wiederholt­er Auffor- derung würde das Pubertier antworten: „Maaaaannnn­n Papa, chill doch mal dein Leben!“Das Publikum lacht und es macht den Eindruck, als hätten alle Eltern diese Situation schon mal erlebt.

Chillen würde die Tochter auch, wenn es um Referate geht. Überhaupt ist Schule das Hauptthema des Abends. Neulich hätte siewährend einer Zugfahrt angerufen, da er ihr beim Referat über Belgien helfen sollte. Kurze Zeit später stellte sich heraus, dass die neben ihm sitzende Mutter gerade mit einem Referat über Alaska für ihren Sprössling beschäftig­t war. „Naja, als Vater ist man eben die größte Arschgeige der Welt“, stellt Weiler fest. Gerade mit Sprüchen wie diesen punktet er an diesem Abend.

Er betont jedoch, auch wenn seine Pubertiere gerade eine riesige Herausford­erung seien, liebe er es doch, Vater zu sein. Und seinen Kindern zuliebe schlüpfe er auch mal gerne in die Rolle eines Erziehungs­beraters oder eines „Game of Thrones“-Stimmenimi­tators. Obwohl Letzteres, so gibt er zu, eher aus Rache war. Insgesamt war es ein unterhalts­amer Abend für das altersgemi­schte Publikum, aus dem jeder etwas zum Schmunzeln nach Hause mitnehmen konnte.

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SZ-FOTO: ALINA WELSER Autor Jan Weiler überzeugte als scharfsinn­iger „Pubertier-Forscher“.

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