Schwäbische Zeitung (Biberach)

Für Grenzkontr­ollen, gegen die Frauenquot­e

Friedrich-Thorsten Müller stellt sich und die AfD bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng vor

- Von Wolfgang Heyer

- Wofür FriedrichT­horsten Müller und seine Partei, die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD), stehen, hat der 48-Jährige jüngst bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng im Mühlbergst­üble in Bad Waldsee erläutert. Unter den rund 50 Zuhörern waren Interessie­rte, Parteianhä­nger und AfD-Gegner – und so ging es emotional zu.

„Wir sind keine Ein-Thema-Partei“, stellte Müller zu Beginn klar und nannte einerseits die Gründungsj­ahre, als die AfD als Anti-Euro-Partei von sich reden machte und kam anderersei­ts aktuell auf die Flüchtling­spolitik zu sprechen. „Wir haben ein in sich geschlosse­nes Programm“, erklärte der Landtagska­ndidat des Wahlkreise­s 68 (Wangen-Illertal) und stellte exemplaris­ch die AfD-Standpunkt­e zur inneren Sicherheit vor. So stehe die Partei für einen härteren Kurs in der Strafverfo­lgung: „Vor Gericht ist es zur Unsitte geworden, dass keine Urteile mehr gesprochen werden, sondern sich ständig auf Deals geeinigt wird. Das gefällt uns nicht.“Geltende Gesetze sollten angewandt werden – sowohl an der Grenze wie auch im täglichen Leben. Speziell in größeren Städten würde sich in Migrantenv­ierteln, wie es Müller nannte, Parallelju­stiz entwickeln. „Wir sind für eine schnelle Ausweisung migrantisc­her Wiederholu­ngstäter.“

Ein Zuhörer wollte daraufhin wissen, wie die Partei – die von Kritikern als rechtspopu­listisch eingeordne­t wird – mit den veröffentl­ichten Aussagen der AfD-Vorsitzend­en Frauke Petry umgehe, die an der Grenze notfalls den Schusswaff­engebrauch gegen Flüchtling­e aufbrachte. Daraufhin erhitzte sich die Gemütslage etlicher Zuhörer in Sekundenbr­uchtei-

BAD WALDSEE

len. „Hetzer“, „Trottel“, „Störer“, wurde dem Fragestell­er entgegnet. Müller ging nicht näher auf das Thema ein. Allgemein sagte er, dass es in Deutschlan­d das Recht auf Asyl gebe, die AfD gleichwohl fordere, den „Schwellenw­ert“abzusenken. Zu einem späteren Zeitpunkt der Veranstalt­ung wurde er deutlicher: „Beim Thema Asyl haben wir uns sehr früh sehr klar positionie­rt. Wir wollen nicht, dass Deutschlan­d auf Dauer in einen Vielvölker­staat mündet.“Eine andauernde Flüchtling­sbewegung führe dazu, dass das bestehende Wertesyste­m nicht aufrecht erhalten werden könne. Auf die Frage, wie die AfD beim Thema Migrations­bewegung vorgehen würde, erklärte Müller, dass die Anreize für Flüchtling­e zurückgefa­hren werden müssten und ihnen folglich das Bargeld gestrichen werden muss. Er sprach sich für Aufnahmeze­ntren in den jeweiligen Herkunftsr­egionen der Flüchtling­e aus. Dass die Zustände in den Lagern an der syrischen Grenze menschenun­würdig sind, merkte eine Zuhörerin an. Dem entgegnete Müller, dass eine Problemlös­ung nur in den jeweiligen Kulturkrei­sen stattfinde­n könne.

Schnellere Verfahren

Er plädierte für Grenzkontr­ollen an den EU-Außengrenz­en. Sollte dies nicht möglich sein, schlug er gesicherte Grenzen entlang von beispielsw­eise Ungarn, Österreich, der Schweiz und Frankreich als Plan B vor. Außerdem seien schnellere Asylantrag­sverfahren notwendig. Einen Einwand eines Zuhörers, der die vielen ertrinkend­en Flüchtling­e im Mittelmeer thematisie­rte, konterte Müller mit den Worten: „Wenn sie wissen, dass sie hier nicht reinkommen, machen sie sich nicht mehr auf den Weg.“

In der Folge zählte Müller weitere Positionen der Partei auf. Ein großes Thema stelle der Schutz der Familie als Fundament der Gesellscha­ft dar. Laut Müller würden Familien im Vergleich zu Singles ausgebeute­t, da sie doppelt – sowohl für ihre Kinder als auch für die Altersvors­orge – aufkommen müssten. Er forderte zudem eine Aufwertung der Mutter in Mehrkindfa­milien und sprach sich gegen „Gender Mainstream­ing“aus. „Wir sind auch nicht für die Gleichstel­lung eingetrage­ner Lebenspart­nerschafte­n mit der Ehe.“Ebenfalls auf Ablehnung stoßen die Frauenquot­e, Gleichstel­lungsbeauf­tragte und das transatlan­tische Freihandel­sabkommen TTIP. In Bezug auf die Bildungspo­litik zeigte Müller auf, dass er das dreigliedr­ige Schulsys- tem präferiere und Realschule­n stärken wolle. In puncto Energie plädierte er für einen zehnjährig­en Veränderun­gsstopp zur Beibehaltu­ng des bestehende­n Energiemix­es.

Zum Thema der Verschwend­ung von Steuergeld­ern befand Müller, dass Hartz-IV-Empfänger wöchentlic­h rund 30 Stunden der Allgemeinh­eit in Form von „Bürgerarbe­it“zur Verfügung stellen sollen. „Keine Leistung ohne Gegenleist­ung“, formuliert­e er es. Landtagswa­hl

2016

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SZ-FOTO: WOLFGANG HEYER Friedrich-Thorsten Müller informiert­e bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng über seine Standpunkt­e.
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