Schwäbische Zeitung (Biberach)
Lust auf mehr
Faustball: Hallen-Bundesligist Tannheim liebäugelt auch in der Feldsaison mit dem Aufstieg
- Die Faustballerinnen des SV Tannheim haben ihre Reifeprüfung in der Bundesliga Süd bestanden. Dass das Team von Spielertrainerin Katharina Friedrich zum Rundenabschluss in Vaihingen/Enz den TSV Gärtringen in drei Sätzen schlug und diesen Gegner damit vom sechsten Tabellenplatz verdrängte, war das i-Tüpfelchen auf eine gelungene Saison. Die Erfolge weckten bei den Spielerinnen die Lust auf mehr: Nach der Erstliga-Premiere in der Halle will der SVT nun auch im Feld nach oben. Und in der nächsten Hallensaison, der dann zweiten im Oberhaus, schwebt der Trainerin etwas anderes als nur Abstiegskampf vor.
Ein paar Monate erst ist es her, da begann die Erstliga-Spielzeit. Für die vielen jungen Spielerinnen im Team war es eine Premiere, ein großes Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Wenige wie die 31-jährige Spielertrainerin Katharina Friedrich, die schon mit Amendingen und Erlenmoos erstklassig war, hatten eine Vorstellung, was sie im Wettstreit mit den Besten erwartet. Für Verunsicherung sorgte zudem, dass der Aufsteiger unvermittelt ohne Trainingsstätte dastand: Weil in der gewohnten Trainingshalle in Memmingen im Sommer Flüchtlinge einquartiert worden waren, hatte man über Nacht ein Problem. In der Halle in der Nachbargemeinde Rot, in der Tannheim die Heimspiele austrägt, war keine Trainingszeit frei, auch andere geeignete Hallen waren belegt. Doch sie hatten Glück: Die Faustballer des SV Amendingen traten den Tannheimerinnen währen ihres Trainings einen Teil der Halle ab.
TANNHEIM
Training in der kleinen Halle
Eine zweite wöchentliche Einheit bestritt der SVT in Tannheim, obwohl die dortige Halle für Faustball zu klein ist. Was Friedrich rückblickend aber nicht als schlechte Lösung einstuft. „Ich glaube, es war sogar ein Vorteil“, sagt sie. In dem engen Raum ließ sich gut üben, nah an die Wand geschlagene Bälle im Spiel zu halten.
Kaum hatte die Runde begonnen, gab es einen weiteren Rückschlag: Zwar gelang gegen Mitaufsteiger Bretten am ersten Spieltag der erste Sieg, aber als sich Friedrich am Knie verletzte und für einige Wochen ausfiel, kamen Zweifel auf. Doch das Team aus dem Illertal behauptete sich und trat auf der Zielgeraden der Saison, wieder mit einer eingeschränkt einsatzfähigen Katharina Friedrich, phasenweise sogar souverän auf. Am Ende hatte der SVT fünf seiner 16 Spiele sowie 24 Sätze gewonnen. „Das Team ist gewachsen“, so Friedrich.
Viel hat sich verbessert beim Aufsteiger. „In der Abwehr sind wir extrem stabil, das ist die Basis für einen gescheiten Aufbau“, so Katharina Friedrich. Im Angriff wandelten sich Wucht und Ungeduld zu einem überlegteren Spiel mit Raffinesse. Die Trainerin lehrte das einfache Spiel, auch um auch konstanter zu werden. Außerdem „haben wir Absprachen geübt, ganz extrem“, sagt Friedrich.
Die Entwicklung des Teams ist für die Trainerin noch nicht abgeschlossen. „In der nächsten Hallensaison würde ich gern oben mitmischen“, sagt sie. „Aber da glauben noch nicht alle daran.“Doch das mag sich ändern, so wie sich schon jetzt einiges verändert hat. In der Feldrunde spielt Tannheim noch in der Zweiten Liga, ein Aufstieg ins Oberhaus, wie in der Halle erreicht, galt im Freien bisher als wenig wahrscheinlich. In der Feldrunde ist das Spielfeld länger als in der Hall. „Im Feld hatten wir in der Vergangenheit mehr Probleme, weil wir nicht so schlagkräftig sind“, sagt Katharina Friedrich.
Die Erfolge in der Bundesliga-Hallenrunde sorgten für ein Umdenken. „Wir haben darüber gesprochen, ob wir uns vorstellen können, auch im Feld in der Ersten Liga zu spielen“, SVT-Spielertrainerin Katharina Friedrich sagt Friedrich. „Das war vor der Hallensaison noch nicht so.“Um aufzusteigen, müsste der SVT in der im Mai beginnenden Runde einen der ersten beiden Plätze belegen – für die Spielertrainerin „ist das realistisch“.
„Im Feld hatten wir in der Vergangenheit mehr Probleme, weil wir nicht
so schlagkräftig sind.“
Vorbereitung startet Ende März
Die Voraussetzungen dafür will das Team in der Vorbereitung ab Ende März legen. Sogar ein Trainingslager in Österreich mit Spielen gegen dortige Teams ist geplant. Dies wäre ein Novum für den SV Tannheim, dessen Team zusammenbleibt und sogar Verstärkung erhält: Barbara Maucher, die berufsbedingt im Ausland war, stieg gerade wieder voll ins Training ein. Und Katharina Friedrich, die nach ihrer Knieverletzung nicht jedes Spiel der Hallenrunde bestritt, hofft darauf, in ein paar Wochen noch ein Stück fitter zu sein. Die Trainerin ist als Spielerin noch unverzichtbar – zumal in Lena Mertz wegen Schwangerschaft eine erfahrene Spielerin und gute Alternative im Angriff die Feldrunde verpassen wird.