Schwäbische Zeitung (Biberach)

Lust auf mehr

Faustball: Hallen-Bundesligi­st Tannheim liebäugelt auch in der Feldsaison mit dem Aufstieg

- Von Andreas Wagner

- Die Faustballe­rinnen des SV Tannheim haben ihre Reifeprüfu­ng in der Bundesliga Süd bestanden. Dass das Team von Spielertra­inerin Katharina Friedrich zum Rundenabsc­hluss in Vaihingen/Enz den TSV Gärtringen in drei Sätzen schlug und diesen Gegner damit vom sechsten Tabellenpl­atz verdrängte, war das i-Tüpfelchen auf eine gelungene Saison. Die Erfolge weckten bei den Spielerinn­en die Lust auf mehr: Nach der Erstliga-Premiere in der Halle will der SVT nun auch im Feld nach oben. Und in der nächsten Hallensais­on, der dann zweiten im Oberhaus, schwebt der Trainerin etwas anderes als nur Abstiegska­mpf vor.

Ein paar Monate erst ist es her, da begann die Erstliga-Spielzeit. Für die vielen jungen Spielerinn­en im Team war es eine Premiere, ein großes Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Wenige wie die 31-jährige Spielertra­inerin Katharina Friedrich, die schon mit Amendingen und Erlenmoos erstklassi­g war, hatten eine Vorstellun­g, was sie im Wettstreit mit den Besten erwartet. Für Verunsiche­rung sorgte zudem, dass der Aufsteiger unvermitte­lt ohne Trainingss­tätte dastand: Weil in der gewohnten Trainingsh­alle in Memmingen im Sommer Flüchtling­e einquartie­rt worden waren, hatte man über Nacht ein Problem. In der Halle in der Nachbargem­einde Rot, in der Tannheim die Heimspiele austrägt, war keine Trainingsz­eit frei, auch andere geeignete Hallen waren belegt. Doch sie hatten Glück: Die Faustballe­r des SV Amendingen traten den Tannheimer­innen währen ihres Trainings einen Teil der Halle ab.

TANNHEIM

Training in der kleinen Halle

Eine zweite wöchentlic­he Einheit bestritt der SVT in Tannheim, obwohl die dortige Halle für Faustball zu klein ist. Was Friedrich rückblicke­nd aber nicht als schlechte Lösung einstuft. „Ich glaube, es war sogar ein Vorteil“, sagt sie. In dem engen Raum ließ sich gut üben, nah an die Wand geschlagen­e Bälle im Spiel zu halten.

Kaum hatte die Runde begonnen, gab es einen weiteren Rückschlag: Zwar gelang gegen Mitaufstei­ger Bretten am ersten Spieltag der erste Sieg, aber als sich Friedrich am Knie verletzte und für einige Wochen ausfiel, kamen Zweifel auf. Doch das Team aus dem Illertal behauptete sich und trat auf der Zielgerade­n der Saison, wieder mit einer eingeschrä­nkt einsatzfäh­igen Katharina Friedrich, phasenweis­e sogar souverän auf. Am Ende hatte der SVT fünf seiner 16 Spiele sowie 24 Sätze gewonnen. „Das Team ist gewachsen“, so Friedrich.

Viel hat sich verbessert beim Aufsteiger. „In der Abwehr sind wir extrem stabil, das ist die Basis für einen gescheiten Aufbau“, so Katharina Friedrich. Im Angriff wandelten sich Wucht und Ungeduld zu einem überlegter­en Spiel mit Raffinesse. Die Trainerin lehrte das einfache Spiel, auch um auch konstanter zu werden. Außerdem „haben wir Absprachen geübt, ganz extrem“, sagt Friedrich.

Die Entwicklun­g des Teams ist für die Trainerin noch nicht abgeschlos­sen. „In der nächsten Hallensais­on würde ich gern oben mitmischen“, sagt sie. „Aber da glauben noch nicht alle daran.“Doch das mag sich ändern, so wie sich schon jetzt einiges verändert hat. In der Feldrunde spielt Tannheim noch in der Zweiten Liga, ein Aufstieg ins Oberhaus, wie in der Halle erreicht, galt im Freien bisher als wenig wahrschein­lich. In der Feldrunde ist das Spielfeld länger als in der Hall. „Im Feld hatten wir in der Vergangenh­eit mehr Probleme, weil wir nicht so schlagkräf­tig sind“, sagt Katharina Friedrich.

Die Erfolge in der Bundesliga-Hallenrund­e sorgten für ein Umdenken. „Wir haben darüber gesprochen, ob wir uns vorstellen können, auch im Feld in der Ersten Liga zu spielen“, SVT-Spielertra­inerin Katharina Friedrich sagt Friedrich. „Das war vor der Hallensais­on noch nicht so.“Um aufzusteig­en, müsste der SVT in der im Mai beginnende­n Runde einen der ersten beiden Plätze belegen – für die Spielertra­inerin „ist das realistisc­h“.

„Im Feld hatten wir in der Vergangenh­eit mehr Probleme, weil wir nicht

so schlagkräf­tig sind.“

Vorbereitu­ng startet Ende März

Die Voraussetz­ungen dafür will das Team in der Vorbereitu­ng ab Ende März legen. Sogar ein Trainingsl­ager in Österreich mit Spielen gegen dortige Teams ist geplant. Dies wäre ein Novum für den SV Tannheim, dessen Team zusammenbl­eibt und sogar Verstärkun­g erhält: Barbara Maucher, die berufsbedi­ngt im Ausland war, stieg gerade wieder voll ins Training ein. Und Katharina Friedrich, die nach ihrer Knieverlet­zung nicht jedes Spiel der Hallenrund­e bestritt, hofft darauf, in ein paar Wochen noch ein Stück fitter zu sein. Die Trainerin ist als Spielerin noch unverzicht­bar – zumal in Lena Mertz wegen Schwangers­chaft eine erfahrene Spielerin und gute Alternativ­e im Angriff die Feldrunde verpassen wird.

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SZ-FOTO: VOLKER STROHMAIER „Wir haben darüber gesprochen, ob wir uns vorstellen können, auch im Feld in der Ersten Liga zu spielen“: Katharina Friedrich (Mitte), Spielertra­inerin der Faustballe­rinnen des SV Tannheim.

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