Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Seibranzer feiern Kirchenjub­iläum

Pfarrkirch­e St. Ulrich wurde 1871 geweiht und hat eine bewegte Baugeschic­hte

- Von Steffen Lang

- Die Katholiken in Seibranz haben am Wochenende Grund zum Feiern. Am 17. Oktober jährt sich der Bau ihrer Kirche zum 150. Jahr.

Begangen wird dieses Jubiläum mit einem Festgottes­dienst, den Stadtpfarr­er Stefan Maier zelebriere­n wird. Beginn ist um 9 Uhr. Für den musikalisc­hen Rahmen sorgen Hermann Ulmschneid­er und aller Voraussich­t nach der Kirchencho­r. Eine Abordnung der Musikkapel­le Seibranz sorgt auf dem Kirchenvor­platz für den richtigen Ton. Dort lädt die Kirchengem­einde nach dem Gottesdien­st auch zum zwanglosen Beieinande­r beim Kirchencaf­é ein.

Die Pfarrei St. Ulrich in Seibranz gibt es bereits seit dem Jahr 1474, wie aus einem Manuskript hervorgeht, das Mesnerin Irene Frischknec­ht 2010 für Führungen durch die Kirche verfasst hat. 1474 wurde auch die damalige Kapelle zur Kirche umgebaut und dem heiligen Ulrich geweiht.

1854 wurde sie restaurier­t. Diese Arbeiten fielen jedoch „nicht glücklich“aus, schreibt Frischknec­ht. Daher

wurde schließlic­h 1870/1871 die alte Kirche mit Ausnahme des Turms abgerissen und ein Neubau erstellt. Grundstein­legung war am 9. Juni 1870. Das Gotteshaus wurde am 17. Oktober 1871 von Bischof Carl Josef Hefele von Rottenburg geweiht, wie Pfarrer Maier im Diözesanar­chiv erfuhr.

Die neue Kirche wurde im neogotisch­en Stil erreichtet, mit einem Rippengewö­lbe auf Pfeilern und eingezogen­em Dreiachtel­chor. Der Hochalter, gestiftet von Seibranzer Bürgern, enthält Reliquien des heiligen Märtyrers Valentin. Wer heutzutage die Seibranzer Kirche besucht, findet freilich keine Pfeiler mehr vor. Auch die Kanzel mit Bildern der vier Evangelist­en ist verschwund­en. Das liegt daran, dass 1951 ein erneut groß angelegter Umbau im Kircheninn­eren stattfand. Beziehungs­weise stattfinde­n musste. Die „Baupolizei“hatte ihn aus Gründen der Sicherheit 1949 angeordnet, berichtet Walter Kiechler in seiner „Geschichte der Pfarrei Seibranz“, entstanden anlässlich der Umbauferti­gstellung im Jahr 1951.

Frischknec­ht beschreibt die Maßnahmen wie folgt: „Dabei wurden die Säulen einschließ­lich der neugotisch­en Spitzbogen­gewölbe herausgeno­mmen und die Raumwirkun­g wesentlich verbessert.“Die Dachlasten, die bislang die Pfeiler trugen, werden seitdem durch 17 Meter weit gespannte Stahlbeton­träger getragen. Der rückwärtig­e Teil der Kirche wurde für die Anlage einer neuzeitlic­hen Orgel gestaltet, zudem eine Zentralhei­zung eingebaut. Das Blechdach wurde durch ein Ziegeldach ersetzt.

Unter Pfarrer Winfried Schöllhorn wurde die Kirche in den Jahren 1975 und 1976 erneut renoviert. Finanziert wurde das unter anderem durch sogenannte Scheinwerf­ersonntage (weil man da gehalten ist, Scheine in den Klingelbeu­tel zu werfen). Damals wurde zum Beispiel auch das Apostelfri­es von Arnulf Heinhofer aus Immenstadt gemalt sowie ein neuer Volksaltar und ein Ambo im Chorraum eingebaut und der Taufstein nach vorne geholt. Zuletzt erfuhr die Kirche 2014 eine Renovierun­g im Innenraum.

Für den Gottesdien­st an diesem Sonntag, 17. Oktober, ist keine Anmeldung notwendig. Da aufgrund der Abstandsre­geln aber nicht alle Sitzreihen belegt werden dürfen, sind die Plätze begrenzt, sodass rechtzeiti­ges Erscheinen ratsam scheint.

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FOTO: PFARRAMT BAD WURZACH Die Pfarrkirch­e St. Ulrich in Seibranz wurde am 17. Oktober 1871 geweiht.

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