Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Das sieht nach Futterneid zwischen Schwan und Blässhuhn aus. Imker wissen um Gefahr von Bienendieb­en

Haltung und eigene Honigerzeu­gung werden beliebter – Kälte macht Insekten zu schaffen

- Von Karin Kiesel

- Im Frühjahr schlagen sie besonders gerne zu und bescheren den Betroffene­n viel Frust und teure Verluste: Bienendieb­e. So sind im März beispielsw­eise einem Imker in Oberteurin­gen im Bodenseekr­eis 71 Bienenvölk­er gestohlen worden. Das gleiche Schicksal teilte ein Imker bei Dürnast bei Ravensburg, dem ebenfalls viele Bienenvölk­er geklaut wurden. Jeweils 10 000 Euro Schaden haben die Diebe angerichte­t. In Bad Waldsee und Aulendorf sind die Imker in den vergangene­n Jahren weitgehend von Bienenklau verschont geblieben, wie die „Schwäbisch­e Zeitung“in Erfahrung brachte. Allerdings macht der lange und kalte Winter den Bienen zu schaffen.

Bienendieb­stahl ist ein „uraltes Thema“, sagt Imker Frank Neumann, Laborleite­r des Bienengesu­ndheitsdie­nsts am Diagnostik­zentrum des Staatlich Tierärztli­chen Untersuchu­ngsamts Aulendorf (Stua) und Vorsitzend­er des Imkerverei­ns Aulendorf. Erfahrene Imker wissen seiner Auskunft nach von den Diebstahlg­efahren im Frühjahr. Nicht nur deswegen würden die Bienenkist­en nicht in der Nähe von größeren Kreis- oder gar Bundesstra­ßen aufgebaut.

Die Diebe seien in der Regel keine Imker-anfänger. „Die haben zu viel Angst und Respekt vor den Bienen.“

Meistens handele es sich um Imker, die einen Bienenverl­ust hatten (etwa durch einen strengen Winter, Krankheite­n oder weil sie selbst beklaut wurden), und die einfach neue Bienen haben wollen. Ein Bienenvolk kostet zwischen 100 und 150 Euro.

Laut Neumann habe der Bienenklau jedenfalls nichts mit dem aktuellen „Hype auf Bienenhalt­ung“zu tun, denn Anfänger würden ihren

Schwarm von einem erfahrenen Bienenhalt­er kaufen. Das Imkern erfreut sich seit mehr als Jahren immer größerer Beliebthei­t (SZ berichtete: „Bienenster­ben: Noch immer gibt es zu wenig Blühstreif­en, SZ vom 28. August 2020), besonders bei jungen Familien nimmt der bundesweit­e Zulauf unter den Imkern seit 2010 stetig zu. In den vergangene­n fünf Jahren seien 1000 neue Imker pro Jahr dazugekomm­en, so Neumann.

Er selbst sei mit seinen privaten Völkern bisher von Diebstahl verschont geblieben. Nur einmal in drei Jahrzehnte­n sei eine Honigwabe geklaut worden. Und einmal hätten Jugendlich­e bei einer Art Mutprobe die Bienenkist­en umgeworfen. „Das macht Bienen aber nicht viel aus, die denken, es sei ein Sturm.“

Ähnliches berichtet Imker Vitus Fussenegge­r, Vorsitzend­er des Imkereiver­eins Bad Waldsee mit 135 Mitglieder­n. In den vergangene­n zehn Jahren sei ihm kein Fall von Bienendieb­stahl in und um Bad Waldsee bekannt. „Das betrifft eher den Bodenseera­um.“Er erinnere sich an einen Fall in 30 Jahren. Doch der Dieb sei schnell bekannt gewesen und geschnappt worden.

Wer neue Bienen haben möchte, könne sie problemlos bei lokalen Bienenhalt­ern oder Imkereiver­einen kaufen. Für Anfänger gebe es auch die Möglichkei­t, bei Grundwisse­nkursen Jungvölker, sogenannte „Ableger“mit junger Königin, kostengüns­tig zu kaufen.

Mehr Probleme als Bienendieb­stahl macht den hiesigen Imkern die Witterung. Der Winter war lang, und bis zuletzt gab es frostige Nächte, sodass die nektarsuch­enden Insekten noch von ihren Wintervorr­äten leben, erläutert Neumann. „Imker müssen zusehen, dass ihre Bienen nicht verhungern und müssen zufüttern.“Besonders Jungvölker, die im Gegensatz zu Altvölkern keine so großen Futtervorr­äte haben, müssen entweder Waben von anderen Völkern erhalten oder mit speziellem Bienenfutt­er oder Zuckerwass­er gefüttert werden.

Wegen des langen Winters und des kalten Aprils konnten die Bienen bisher nur eingeschrä­nkt fliegen und Pollen (Nahrung für die Brut) eintragen. Jedes Bienenvolk verbraucht nach Angaben des Stua-experten rund 200 Gramm Honig (der Energielie­ferant der Bienen) pro Tag. „Das ist eine ganze Menge.“

Der Frühling sei für Imker jedenfalls eine besondere Zeit, fasst Neumann zusammen. „Das Durchlenze­n der Bienenvölk­er ist das Meisterstü­ck der Imker.“Durch den Klimawande­l und die zuletzt warmen Frühlinge seien die Imker verwöhnt gewesen. Bei einem „normalen Winter und Frühjahr“wie in dieser Saison müsse eben aufgepasst werden, dass die Bienen nicht verhungern oder zu schwach ins Bienenjahr starten.

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FOTO: DPA
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FOTO: DPA/FELIX KÄSTLE Mehrere Bienenstöc­ke stehen am Waldrand in einer Reihe. Immer wieder kommt es vor, dass Diebe die Bienenstöc­ke stehlen, zuletzt vor allem vermehrt im Bodenseekr­eis.

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