Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Die Inflationsgefahr steigt“
Finanzexperte Fischer über das Sichern der Abfindung
MÜNCHEN - Ingo Fischer (Foto: privat), Direktor bei der Bayerische Vermögen AG aus München, erklärt, worauf geachtet werden muss, wenn große Summen den Jobausstieg ermöglichen sollen und wie die Balance zwischen Flexibilität, Sicherheit und Rendite gelingt.
Was ist momentan ein typischer Abfindungsfall aus Ihrer Praxis?
Zum Beispiel ein leitender Angestellter Ende 50 aus der Automobilbranche, dem im Zuge von betrieblichen Umstrukturierungen eine Abfindungslösung in Höhe von 150 000 Euro angeboten wird. Er unterschreibt einen Aufhebungsvertrag zum Jahresende und steht jetzt vor der Herausforderung, dass das Geld die nächsten Jahre den Verdienstausfall ausgleichen und zur Ruhestandsvorsorge beitragen soll.
Was ist dabei die größte Herausforderung?
Im Prinzip hätten Kunden immer gerne das magische Dreieck: Absolute Sicherheit, größtmögliche Flexibilität
und hohe Rendite. Aber auf dem heutigen Niedrigzinsniveau ist alles auf einmal nicht mehr so leicht erfüllbar. Deswegen empfehlen wir den Teil der Abfindung, der in den nächsten zwei bis drei Jahren entnommen werden soll, kurzfristig verfügbar und schwankungsfrei anzulegen, auch wenn dafür auf Rendite verzichtet werden muss. Zusätzlich sollte man sich zur Sicherheit einen Notgroschen von zwei bis drei Nettogehältern zur Seite legen. Nur was darüber hinausgeht, kann mit längerer Perspektive chancenorientierter platziert werden.
Warum die Abfindungssumme nicht einfach gleich ganz auf dem Girokonto liegen lassen?
Je länger die Nullzinsphase dauert, desto größer wird der Druck für Banken und Sparkassen den Kostendruck auch an Privatkunden weiterzugeben. Immer mehr Institute werden Negativzinsen für größere Guthaben einführen. Und es gibt noch ein zweites Gegenargument: Durch die Corona-Hilfen steigt die Staatsverschuldung und damit auch die Inflationsgefahr. Das heißt, das Geld auf dem Giro wird sowohl von Negativzinsen als auch Kaufkraftverlusten bedroht.