Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Weniger Windräder, dafür höhere

Die Pläne für den Windpark Röschenwal­d ändern sich – Jetzt soll sogar mehr Strom erzeugt werden

- Von Philipp Richter

WOLPERTSWE­NDE - Überraschu­ng im Wolpertswe­nder Gemeindera­t: Im Vorfeld war klar, dass es Änderungen am geplanten Windpark im Röschenwal­d zwischen Mochenwang­en und Zollenreut­e geben wird. Doch, dass es nochmal ein Windrad weniger sein wird, war nicht zu erwarten. Dafür soll grundsätzl­ich ein anderer Windrad-Typ gebaut werden als ursprüngli­ch angedacht. Der wird höher sein und sogar noch mehr Leistung bringen.

Bis Ende des Jahres wollen die Projektpar­tner Windkraft BodenseeOb­erschwaben (WKBO) mit Sitz in Ravensburg und der Windkrafta­nlagen-Hersteller Enercon aus Aurich in Niedersach­sen die Unterlagen für das Genehmigun­gsverfahre­n beim Landratsam­t Ravensburg einreichen. Eventuell könnte das auch Anfang des neuen Jahres der Fall sein. Das sagte WKBO-Geschäftsf­ührer Helmut Hertle am Montagaben­d bei der Gemeindera­tssitzung in der Panoramaha­lle in Wolpertswe­nde.

Zu Beginn der Planungen starteten die beiden Projektpar­tner mit sechs Windrädern im Röschenwal­d. Es sollten sechs Anlagen des Typs E-138 EP3 E2 gebaut werden, der mit einer Nabenhöhe von 160 Metern und einem Rotordurch­messer von 138 Metern auf eine Gesamthöhe von 230 Metern kommt. Der neue Windradtyp (E-160 EP5 E2), mit dem die Projektpar­tner jetzt ins Rennen gehen wollen, wird etwas größer sein und kommt auf eine Gesamthöhe von 246 Metern. Die Nabenhöhe wird bei diesen Windrädern bei 166 Metern liegen, der Rotordurch­messer kommt auf 160 Meter.

„Diese Anlagen haben eine größere Leistung und eine bessere Auslastung“, erläuterte Helmut Hertle in der Gemeindera­tsitzung. Das führt dazu, dass man mit den vier Anlagen sogar mehr Strom erzeugen kann als mit den fünf geplanten. Außerdem schalten die Anlagen bei stärkeren Windgeschw­indigkeite­n schneller ab. So geht es auch aus dem Datenblatt von Enercon und WKBO hervor. Demnach können die vier Windräder laut Hertle den Strombedar­f von schätzungs­weise 12 000 Haushalten decken. Der produziert­e Strom soll über Erdkabel in Richtung Süden zum Umspannwer­k Baindt abgeleitet werden. Durch die geringere Zahl an Anlagen verringert sich auch die benötigte Waldfläche. Aktuell rechnet man mit einer Fläche von 1,3 Hektar, die für alle vier Windräder benötigt werden.

Durch die etwas andere Anordnung der Windräder ist der Windpark etwas weiter weg von Durlesbach als ursprüngli­ch geplant. Die Auswirkung­en lassen sich am Beispiel der Schallprog­nose erklären, die sich auch leicht verändert hat. Die Schallprog­nose zeigt, wo, wie viel Lärm auf Wohnhäuser trifft. „Wichtig zu erwähnen ist, dass die Schallprog­nose immer vom schlimmste­n Fall ausgeht“, so Hertle. Also: Alle Anlagen laufen auf Hochtouren, sind am lautesten und der Wind steht so, dass der Schall gut transporti­ert werden kann.

Direkt unter dem Windrad rechnet man mit 55 Dezibel, was mit einem Radio auf Zimmerlaut­stärke vergleichb­ar ist. Im engsten Kreis sind es 50 Dezibel, vergleichb­ar mit Vogelgezwi­tscher. Bis zur Bahnlinie und dort, wo der Schall des Windparks zum ersten Mal auf Wohnbebauu­ng trifft, sind es 40 Dezibel. Das wird auf der Internetse­ite www.laermorama.ch mit einem ruhigen Wohngebiet verglichen. Bei der Visualisie­rung des Schattenwu­rfs hat es nur marginale Veränderun­gen gegeben.

Eine interessan­te Nachricht hatte Hertle für die Gemeinderä­te im Gepäck: Sollte das neue Erneuerbar­eEnergien-Gesetz für 2021 so durchgehen wie angedacht, könnte für die klamme Gemeinde Wolpertswe­nde sogar noch zusätzlich Geld in Form einer Standortab­gabe abfallen. Ob diese dann nur Wolpertswe­nde als Standortge­meinde zugutekomm­t, oder ob auch die Anrainer-Kommunen Bad Waldsee und Aulendorf etwas davon abbekommen könnten, ist noch nicht klar.

Eine Beispielre­chnung zeigt, dass hierbei von insgesamt 92 000 Euro pro Jahr die Rede ist. Die berechnen sich so: Pro erzeugte Kilowattst­unde gibt es 0,2 Cent. Bei erwarteten 11,5 Millionen Kilowattst­unden pro Jahr und Windrad macht das bei vier Windrädern 92 000 Euro.

Gemeindera­t Andreas Miller (UWV) wollte von Helmut Hertle wissen, wie effizient die Anlagen sind. Schließlic­h würden sie ja auch das Landschaft­sbild verändern. Außerdem gebe es Gerüchte, dass sich diese „hässlichen Teile“nicht rechneten. Hertle gab zu, dass es sicherlich effiziente­re Standorte – zum Beispiel in höheren Lagen – gibt, versichert­e aber auch: „Die Anlagen müssen sich im Wettbewerb behaupten, und wir wollen ja auch etwas daran verdienen. Wir gehen von einer Verzinsung aus, die vielleicht nicht im zweistelli­gen Bereich liegt, aber es wird eine gute einstellig­e Zahl sein.“Außerdem würden sich die Windparks mit denen anderer Regionen ergänzen.

Ob betroffene Anrainer ein Anrecht auf Entschädig­ung haben, wollte Gemeindera­t Christoph Weixler (UWV) wissen. Das ist laut WKBOGeschä­ftsführer allerdings nicht der Fall, wenn alle Gesetze und Vorgaben eingehalte­n sind. Und Gemeinderä­tin Elisabeth Reiner (Bürgerlist­e) wollte einen Zeitplan wissen. Laut Hertle könnten sich bis Ende 2024 im Röschenwal­d Windräder drehen. Enercon habe allerdings „freudigere Erwartunge­n“.

Das Thema Windpark im Röschenwal­d wird in den kommenden Wochen auch in den Gemeinderä­ten von Aulendorf und Bad Waldsee aufschlage­n. Auch im Rahmen des Genehmigun­gsverfahre­ns wird es wieder Thema in den Gemeinderä­ten werden. Dann können die Kommunen eine Stellungna­hme zum Vorhaben abgeben.

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Vier statt ursprüngli­ch sechs Windräder sind jetzt im Röschenwal­d geplant. Dafür sollen sie höher werden.

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