Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Weniger Windräder, dafür höhere
Die Pläne für den Windpark Röschenwald ändern sich – Jetzt soll sogar mehr Strom erzeugt werden
WOLPERTSWENDE - Überraschung im Wolpertswender Gemeinderat: Im Vorfeld war klar, dass es Änderungen am geplanten Windpark im Röschenwald zwischen Mochenwangen und Zollenreute geben wird. Doch, dass es nochmal ein Windrad weniger sein wird, war nicht zu erwarten. Dafür soll grundsätzlich ein anderer Windrad-Typ gebaut werden als ursprünglich angedacht. Der wird höher sein und sogar noch mehr Leistung bringen.
Bis Ende des Jahres wollen die Projektpartner Windkraft BodenseeOberschwaben (WKBO) mit Sitz in Ravensburg und der Windkraftanlagen-Hersteller Enercon aus Aurich in Niedersachsen die Unterlagen für das Genehmigungsverfahren beim Landratsamt Ravensburg einreichen. Eventuell könnte das auch Anfang des neuen Jahres der Fall sein. Das sagte WKBO-Geschäftsführer Helmut Hertle am Montagabend bei der Gemeinderatssitzung in der Panoramahalle in Wolpertswende.
Zu Beginn der Planungen starteten die beiden Projektpartner mit sechs Windrädern im Röschenwald. Es sollten sechs Anlagen des Typs E-138 EP3 E2 gebaut werden, der mit einer Nabenhöhe von 160 Metern und einem Rotordurchmesser von 138 Metern auf eine Gesamthöhe von 230 Metern kommt. Der neue Windradtyp (E-160 EP5 E2), mit dem die Projektpartner jetzt ins Rennen gehen wollen, wird etwas größer sein und kommt auf eine Gesamthöhe von 246 Metern. Die Nabenhöhe wird bei diesen Windrädern bei 166 Metern liegen, der Rotordurchmesser kommt auf 160 Meter.
„Diese Anlagen haben eine größere Leistung und eine bessere Auslastung“, erläuterte Helmut Hertle in der Gemeinderatsitzung. Das führt dazu, dass man mit den vier Anlagen sogar mehr Strom erzeugen kann als mit den fünf geplanten. Außerdem schalten die Anlagen bei stärkeren Windgeschwindigkeiten schneller ab. So geht es auch aus dem Datenblatt von Enercon und WKBO hervor. Demnach können die vier Windräder laut Hertle den Strombedarf von schätzungsweise 12 000 Haushalten decken. Der produzierte Strom soll über Erdkabel in Richtung Süden zum Umspannwerk Baindt abgeleitet werden. Durch die geringere Zahl an Anlagen verringert sich auch die benötigte Waldfläche. Aktuell rechnet man mit einer Fläche von 1,3 Hektar, die für alle vier Windräder benötigt werden.
Durch die etwas andere Anordnung der Windräder ist der Windpark etwas weiter weg von Durlesbach als ursprünglich geplant. Die Auswirkungen lassen sich am Beispiel der Schallprognose erklären, die sich auch leicht verändert hat. Die Schallprognose zeigt, wo, wie viel Lärm auf Wohnhäuser trifft. „Wichtig zu erwähnen ist, dass die Schallprognose immer vom schlimmsten Fall ausgeht“, so Hertle. Also: Alle Anlagen laufen auf Hochtouren, sind am lautesten und der Wind steht so, dass der Schall gut transportiert werden kann.
Direkt unter dem Windrad rechnet man mit 55 Dezibel, was mit einem Radio auf Zimmerlautstärke vergleichbar ist. Im engsten Kreis sind es 50 Dezibel, vergleichbar mit Vogelgezwitscher. Bis zur Bahnlinie und dort, wo der Schall des Windparks zum ersten Mal auf Wohnbebauung trifft, sind es 40 Dezibel. Das wird auf der Internetseite www.laermorama.ch mit einem ruhigen Wohngebiet verglichen. Bei der Visualisierung des Schattenwurfs hat es nur marginale Veränderungen gegeben.
Eine interessante Nachricht hatte Hertle für die Gemeinderäte im Gepäck: Sollte das neue ErneuerbareEnergien-Gesetz für 2021 so durchgehen wie angedacht, könnte für die klamme Gemeinde Wolpertswende sogar noch zusätzlich Geld in Form einer Standortabgabe abfallen. Ob diese dann nur Wolpertswende als Standortgemeinde zugutekommt, oder ob auch die Anrainer-Kommunen Bad Waldsee und Aulendorf etwas davon abbekommen könnten, ist noch nicht klar.
Eine Beispielrechnung zeigt, dass hierbei von insgesamt 92 000 Euro pro Jahr die Rede ist. Die berechnen sich so: Pro erzeugte Kilowattstunde gibt es 0,2 Cent. Bei erwarteten 11,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr und Windrad macht das bei vier Windrädern 92 000 Euro.
Gemeinderat Andreas Miller (UWV) wollte von Helmut Hertle wissen, wie effizient die Anlagen sind. Schließlich würden sie ja auch das Landschaftsbild verändern. Außerdem gebe es Gerüchte, dass sich diese „hässlichen Teile“nicht rechneten. Hertle gab zu, dass es sicherlich effizientere Standorte – zum Beispiel in höheren Lagen – gibt, versicherte aber auch: „Die Anlagen müssen sich im Wettbewerb behaupten, und wir wollen ja auch etwas daran verdienen. Wir gehen von einer Verzinsung aus, die vielleicht nicht im zweistelligen Bereich liegt, aber es wird eine gute einstellige Zahl sein.“Außerdem würden sich die Windparks mit denen anderer Regionen ergänzen.
Ob betroffene Anrainer ein Anrecht auf Entschädigung haben, wollte Gemeinderat Christoph Weixler (UWV) wissen. Das ist laut WKBOGeschäftsführer allerdings nicht der Fall, wenn alle Gesetze und Vorgaben eingehalten sind. Und Gemeinderätin Elisabeth Reiner (Bürgerliste) wollte einen Zeitplan wissen. Laut Hertle könnten sich bis Ende 2024 im Röschenwald Windräder drehen. Enercon habe allerdings „freudigere Erwartungen“.
Das Thema Windpark im Röschenwald wird in den kommenden Wochen auch in den Gemeinderäten von Aulendorf und Bad Waldsee aufschlagen. Auch im Rahmen des Genehmigungsverfahrens wird es wieder Thema in den Gemeinderäten werden. Dann können die Kommunen eine Stellungnahme zum Vorhaben abgeben.