Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
U-Boot-Mörder nach Ausbruch schnell wieder gefasst
2017 tötete Peter Madsen die schwedische Journalistin Wall - Bei der Flucht kam er nur wenige Hundert Meter weit
KOPENHAGEN (dpa) - Der Erfinder und verurteilte Mörder Peter Madsen ist in Dänemark kurzzeitig aus dem Gefängnis ausgebrochen. Wenige Hundert Meter von der Haftanstalt entfernt wurde der 49-Jährige am Dienstag wieder gefasst, nachdem die schwer bewaffnete Polizei ihn – am Straßenrand sitzend – in Schach gehalten hatte.
Madsen war 2018 wegen Mordes an der jungen Journalistin Kim Wall auf einem von ihm selbst gebauten U-Boot zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Seinen Weg aus dem Gefängnis westlich von Kopenhagen bahnte sich Madsen, indem er eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter der
Haftanstalt bedrohte. Anstaltsleiterin Hanne Høegh Rasmussen bestätigte das auf einer Pressekonferenz im dänischen Albertslund nicht.
Sie sagte, dass physisch zwar keiner der Angestellten verletzt worden sei. Psychisch sei die Situation für die Betroffenen aber sehr belastend. Viel mehr könne sie noch nicht sagen – außer dass Madsen wieder in Gewahrsam genommen worden sei.
Trotz entsprechender Drohungen von seiten Madsens trug er vermutlich weder eine Bombe noch eine Pistole bei sich. Bei einem pistolenähnlichen Gegenstand habe es sich wohl nicht um eine echte Waffe gehandelt, sagte Polizeiermittler Mogens Lauridsen. Madsen habe auch etwas am Körper getragen, das einem Bombengürtel geähnelt habe. Es gebe aber keine Anzeichen dafür, dass dieser wirklich Sprengstoff enthalten habe. „Wir glauben, dass es eine Bombenattrappe gewesen ist“, so Lauridsen.
Madsens Flucht währte nicht lange: Um 10.21 Uhr habe die Haftanstalt den Ausbruch gemeldet, um 10.26 Uhr sei er gestoppt worden, sagte der Ermittler. Der Ort der Festnahme befindet sich nur einige Hundert Meter vom Gefängnis Herstedvester entfernt.
Hilfe bekam Madsen bei seinem Fluchtversuch ersten Erkenntnissen zufolge vermutlich nicht. Er sei zwar gefasst worden, als er in einen weißen Lieferwagen habe springen wollen. Es deute nichts darauf hin, dass der Fahrer den Ausbrecher gekannt habe.
Die dänischen Behörden wollen nun intensiv untersuchen, wie es zu dem aufsehenerregenden Fluchtversuch eines verurteilten Schwerverbrechers kommen konnte. Welche Folgen der Ausbruch für Madsen hat – ob er beispielsweise in eine andere Haftanstalt verlegt wird -, ist noch unklar.
Der dänische Justizminister Nick Haekkerup kündigte bereits an, dass es neue Maßnahmen geben werde. „Es versteht sich von selbst, dass lebenslänglich verurteilte Gefangene, die die schlimmsten Verbrechen begangen haben, nicht aus der Haft entkommen können sollten“, wurde er von seinem Ministerium zitiert.