Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Rückenwind für den Windpark im Röschenwald
Regionalverband schafft die planungsrechtliche Voraussetzung für das Projekt
WOLPERTSWENDE/AULENDORF Eine wichtige Hürde hat der geplante Windpark im Röschenwald zwischen Mochenwangen und Aulendorf genommen: Der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben will das betreffende Areal des Altdorfer Waldes im neuen Regionalplan aus der Kategorie „Regionaler Grünzug“herausnehmen und zu einem sogenannten „Vorranggebiet für besondere Waldfunktion“umdeklarieren. Planungsrechtlich macht das einen großen Unterschied: Dadurch kann die „Errichtung und der Betrieb regionalbedeutsamer Windenergieanlagen ausnahmsweise zugelassen werden“, wie es im Änderungsentwurf heißt. Allerdings nur dann, „wenn nachgewiesen werden kann, dass keine Beeinträchtigungen der Funktionsfähigkeit des Biotopverbundes und der Erholungsnutzung zu erwarten sind“.
Die Regionalplaner haben ein Problem. Obwohl Klimaschutz immer wichtiger wird, gehört das Thema nicht zu den hoheitsrechtlichen Aufgaben von Regionalverbänden, wie Verbandsdirektor Wilfried Franke in der jüngsten Sitzung des Planungsausschusses beklagte. Zwar hätten die Regionalverbände darum gebeten, das entsprechende Landesplanungsgesetz entsprechend zu ändern, „damit wir uns damit beschäftigen dürfen“, dies sei bislang jedoch noch nicht geschehen. Die Folge: „Wir verstecken es in den Grünzügen.“Bedeutet: Bei der Festlegung regionaler Grünzüge werden natürlich auch Fragen des Klimaschutzes berührt, etwa die Frischluftzufuhr durch Kaltluftschneisen, die es von weiterer Bebauung frei zu halten gilt. Aber eben nur indirekt.
Da artenschutzrechtlich wohl nichts dagegenspricht, kann die hiesige „Windkraft BodenseeOberschwaben GmbH & Co. KG“ (WKBO) gemeinsam mit der Enercon GmbH, einem Windkraftanlagenhersteller aus Aurich (Ostfriesland), fünf Windräder östlich der Landstraße 284 zwischen Aulendorf-Zollenreute und Mochenwangen errichten. Ursprünglich waren einmal sechs geplant, nach Widerstand in der Aulendorfer Bevölkerung – das nördlichste Rad wäre relativ nah an die Wohnbebauung in Zollenreute gerückt – wurde die Zahl bereits auf fünf reduziert.
Warum überhaupt ein Windpark im ökologisch sensiblen Altdorfer Wald? Weil dort zum einen der Mindestabstand zur Siedlung eingehalten werden kann, andererseits der Lärmschutz. Auch Arten wie der Rotmilan, der in Oberschwaben heimisch ist, dürfen nicht gefährdet werden. So scheiden von vornherein viele Standorte und Freiflächen aus, weil diese geschützte Vogelart ihre Nahrung überwiegend auf freien Feldern in der Nähe von Wäldern sucht, nicht aber im Wald selbst. Theoretisch reicht ein einziger Rotmilan, um einen Windpark zu verhindern. Da sich die Jagdgebiete des Rotmilans hauptsächlich auf Freiflächen beschränken, blieb nur der Rückzug in den Wald. Auch Wildtierkorridore würden durch die Windkraftanlagen nicht gestört, hieß es im Planungsausschuss.
Mit dem Thema Energie (vor allem erneuerbare Energien) will sich das Gremium noch gesondert befassen. Vor allem bei den großflächigen Photovoltaikanlagen gibt es sehr unterschiedliche Auffassungen. Daher wurde das Thema abgekoppelt, um einen eigenen Teilregionalplan aufzustellen
Moorschutz, Hochwasserschutz und der Biotopverbund haben im neuen Regionalplan ein stärkeres Gewicht gegenüber dem Vorgänger von 1996, die Vorranggebiete für landwirtschaftliche Flächen sollen wegfallen, was Bauernverbände bedauern. Die Landwirte fürchten
Nutzungseinschränkungen. Verabschiedet wird der neue Regionalplan
voraussichtlich im Dezember dieses Jahres.