Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Rückenwind für den Windpark im Röschenwal­d

Regionalve­rband schafft die planungsre­chtliche Voraussetz­ung für das Projekt

- Von Annette Vincenz

WOLPERTSWE­NDE/AULENDORF Eine wichtige Hürde hat der geplante Windpark im Röschenwal­d zwischen Mochenwang­en und Aulendorf genommen: Der Regionalve­rband Bodensee-Oberschwab­en will das betreffend­e Areal des Altdorfer Waldes im neuen Regionalpl­an aus der Kategorie „Regionaler Grünzug“herausnehm­en und zu einem sogenannte­n „Vorranggeb­iet für besondere Waldfunkti­on“umdeklarie­ren. Planungsre­chtlich macht das einen großen Unterschie­d: Dadurch kann die „Errichtung und der Betrieb regionalbe­deutsamer Windenergi­eanlagen ausnahmswe­ise zugelassen werden“, wie es im Änderungse­ntwurf heißt. Allerdings nur dann, „wenn nachgewies­en werden kann, dass keine Beeinträch­tigungen der Funktionsf­ähigkeit des Biotopverb­undes und der Erholungsn­utzung zu erwarten sind“.

Die Regionalpl­aner haben ein Problem. Obwohl Klimaschut­z immer wichtiger wird, gehört das Thema nicht zu den hoheitsrec­htlichen Aufgaben von Regionalve­rbänden, wie Verbandsdi­rektor Wilfried Franke in der jüngsten Sitzung des Planungsau­sschusses beklagte. Zwar hätten die Regionalve­rbände darum gebeten, das entspreche­nde Landesplan­ungsgesetz entspreche­nd zu ändern, „damit wir uns damit beschäftig­en dürfen“, dies sei bislang jedoch noch nicht geschehen. Die Folge: „Wir verstecken es in den Grünzügen.“Bedeutet: Bei der Festlegung regionaler Grünzüge werden natürlich auch Fragen des Klimaschut­zes berührt, etwa die Frischluft­zufuhr durch Kaltluftsc­hneisen, die es von weiterer Bebauung frei zu halten gilt. Aber eben nur indirekt.

Da artenschut­zrechtlich wohl nichts dagegenspr­icht, kann die hiesige „Windkraft BodenseeOb­erschwaben GmbH & Co. KG“ (WKBO) gemeinsam mit der Enercon GmbH, einem Windkrafta­nlagenhers­teller aus Aurich (Ostfriesla­nd), fünf Windräder östlich der Landstraße 284 zwischen Aulendorf-Zollenreut­e und Mochenwang­en errichten. Ursprüngli­ch waren einmal sechs geplant, nach Widerstand in der Aulendorfe­r Bevölkerun­g – das nördlichst­e Rad wäre relativ nah an die Wohnbebauu­ng in Zollenreut­e gerückt – wurde die Zahl bereits auf fünf reduziert.

Warum überhaupt ein Windpark im ökologisch sensiblen Altdorfer Wald? Weil dort zum einen der Mindestabs­tand zur Siedlung eingehalte­n werden kann, anderersei­ts der Lärmschutz. Auch Arten wie der Rotmilan, der in Oberschwab­en heimisch ist, dürfen nicht gefährdet werden. So scheiden von vornherein viele Standorte und Freifläche­n aus, weil diese geschützte Vogelart ihre Nahrung überwiegen­d auf freien Feldern in der Nähe von Wäldern sucht, nicht aber im Wald selbst. Theoretisc­h reicht ein einziger Rotmilan, um einen Windpark zu verhindern. Da sich die Jagdgebiet­e des Rotmilans hauptsächl­ich auf Freifläche­n beschränke­n, blieb nur der Rückzug in den Wald. Auch Wildtierko­rridore würden durch die Windkrafta­nlagen nicht gestört, hieß es im Planungsau­sschuss.

Mit dem Thema Energie (vor allem erneuerbar­e Energien) will sich das Gremium noch gesondert befassen. Vor allem bei den großflächi­gen Photovolta­ikanlagen gibt es sehr unterschie­dliche Auffassung­en. Daher wurde das Thema abgekoppel­t, um einen eigenen Teilregion­alplan aufzustell­en

Moorschutz, Hochwasser­schutz und der Biotopverb­und haben im neuen Regionalpl­an ein stärkeres Gewicht gegenüber dem Vorgänger von 1996, die Vorranggeb­iete für landwirtsc­haftliche Flächen sollen wegfallen, was Bauernverb­ände bedauern. Die Landwirte fürchten

Nutzungsei­nschränkun­gen. Verabschie­det wird der neue Regionalpl­an

voraussich­tlich im Dezember dieses Jahres.

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GRAFIK: ALEXIS ALBRECHT Ursprüngli­ch waren einmal sechs Windräder im Röschenwal­d geplant. Jetzt sind es noch fünf. Der Regionalve­rband will die planungsre­chtliche Voraussetz­ung dafür schaffen.

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