Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Saturns „Ravioli-Monde“
Mission Cassini bringt neue Erkenntnisse über Himmelskörper
KÖLN (AFP) - Die letzte Phase der erfolgreichen Nasa-Saturnmission Cassini hat Wissenschaftlern einen einzigartigen Blick auf die bizarre Welt von fünf kleinen Monden des Ringplaneten ermöglicht. Die Monde Pan, Daphnis, Atlas, Pandora und Epimetheus wurden offenbar durch dynamische Prozesse im Saturnsystem geformt, wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen mitteilte.
Die Ergebnisse entsprechender Messungen präsentierte ein Forscherteam unter MPS-Beteiligung in der Fachzeitschrift „Science“. Während die meisten der 62 Saturnmonde in großem Abstand außerhalb des Hauptringsystems um den Riesenplaneten kreisen, ziehen die fünf ungewöhnlichen Körper mit einem Durchmesser zwischen acht und 120 Kilometern als sogenannte Ringmonde innen um den zweitgrößten Planeten des Sonnensystems.
Drei der innersten Saturnmonde sind laut MPS besonders: Mit ihren wulstartigen Verdickungen entlang des Äquators erinnern Pan, Daphnis und Atlas demnach in gewisser Weise an kosmische Ravioli. Während sich Pan und Daphnis innerhalb des von der Erde gut sichtbaren sogenannten A-Rings jeweils eine Umlaufbahn freigeräumt haben, findet sich Atlas am äußersten Rand desselben Rings.
Pandora und Epimetheus, beide eher kartoffel- als ravioliförmig, kreisen den Angaben zufolge nur wenig außerhalb des weiter außen angrenzenden, deutlich dünneren und staubreicheren sogenannten F-Rings um den Saturn.
Porös wie Kork
Insgesamt erscheint die Oberfläche der fünf Monde sehr porös, ihre mittleren Dichten sind vergleichbar mit der von Kork. All dies deutet laut MPS auf einen mehrstufigen Entstehungsprozess, in dem sich nach und nach lockeres Material aus den Saturnringen am Äquator der Ringmonde ablagerte.
Darunter könnte sich den Wissenschaftlern zufolge ein dichterer Kern verbergen – möglicherweise ein Bruchstück eines größeren Körpers, der einst den Saturn umkreiste und durch Zusammenstöße zerbrach. Die Messkampagne fand in den Monaten zwischen April und September 2017 statt, als Cassini zum Ende seiner Mission in den Bereich zwischen dem Planeten und seinem innersten Ring eintauchte.
Die Nasa-Sonde verglühte anschließend planmäßig in der SaturnAtmosphäre. Cassini war im Oktober 1997 gestartet und hatte im Juli 2004 den Ringplaneten erreicht.
Rund 13 Jahre zog die Sonde dann ihre Bahnen durch das faszinierende Saturn-System, entdeckte neue Ringe und Monde und enthüllte viele Geheimnisse des riesigen Gasplaneten.