Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Liebherr setzt zehn Milliarden Euro um
Der oberschwäbische Mischkonzern Liebherr erwirtschaftet erstmals über zehn Milliarden Euro Jahresumsatz
BIBERACH (hego) - Gute Zahlen für 2018 präsentierte Liebherr am Donnerstag: Erstmals hat der Mischkonzern einen Umsatz oberhalb der Zehn-Milliarden-Euro-Marke erreicht. Im Vergleich zu 2017 erzielte der Hersteller von Krananlagen, Bergbaugeräten und Haushaltsgeräten einen Zuwachs um 739 Millionen auf 10,55 Milliarden Euro. Der Nettogewinn lag mit 321 Millionen Euro „leicht über dem Vorjahresniveau“, wie der in Biberach und Bulle in der Schweiz ansässige Konzern mitteilte. Das Ergebnis sei auch Folge der starken Nachfrage in der EU.
RAVENSBURG/BULLE
- Ein Kran, der Kräne befördert: Im Rostocker Hafen wird das demnächst Wirklichkeit. Dort beginnt der oberschwäbische Konzern Liebherr, Hersteller von Krananlagen, Bergbaugeräten, Verkehrstechnik, Luftfahrtausrüstungen und Haushaltsgeräten, mit der Installation des TCC 78000, eines landgebundenen Schwerlastkrans. Seine Aufgabe: Kräne aus eigener Produktion verladen. Mit einer Tragkraft von bis zu 1600 Tonnen ist er einer der weltweit leistungsstärksten.
Leisstungsstark: So lässt sich auch die Wirtschaftsbilanz der gesamten Firmengruppe beschreiben. Der 1949 in Kirchdorf an der Iller gegründete Konzern stellte am Donnerstag seine Zahlen für das Jahr 2018 vor. Das Unternehmen mit Sitz im schweizerischen Bulle sowie in Biberach an der Riß hat im vergangenen Jahr mit 10,55 Milliarden Euro einen neuen Rekordumsatz erzielt – erstmals knackte das Unternehmen damit die ZehnMilliarden-Euro-Marke. Das ist ein Plus von 7,5 Prozent gemessen am Vorjahr.
„Unsere Geschäfte haben sich unter anderem in Deutschland, Frankreich und Großbritannien sehr gut entwickelt. Aus Asien und Ozeanien kamen ebenfalls sehr wichtige Impulse, insbesondere aus Australien und China“, sagt Isolde Liebherr, die gemeinsam mit ihrem Bruder Willi Liebherr den Verwaltungsrat des Familienunternehmens führt. „Wir haben im vergangenen Jahr vom anhaltenden Wachstum der Weltkonjunktur profitiert“, sagt Willi Liebherr.
Kein großer Gewinn
Allerdings: Operativ sank der Gewinn um 54 Millionen Euro oder 9,5 Prozent auf 514 Millionen Euro. Unterm Strich verdiente das Unternehmen mit elf Produktionssparten 321 Millionen Euro. Im Jahr zuvor lag der Gewinn bei 319 Millionen Euro – er verbesserte sich also nur um 0,6 Prozent oder zwei Millionen Euro. Die operative Umsatzrendite liegt damit bei 4,87 Prozent. „Das diesjährige Betriebsergebnis entspricht unseren Erwartungen“, sagt Firmenchefin Isolde Liebherr, „wir haben in der jüngeren Vergangenheit zahlreiche Neuinvestitionen getätigt, deren Wirkung sich erst in den kommenden Jahren niederschlagen und dafür sorgen wird, dass sich auch unser Betriebsergebnis wieder verbessert.“Ein Beispiel hierfür sei die Eröffnung einer neuen Produktionsstätte in Indien. Das Investitionsvolumen Liebherrs lag im vergangenen Jahr bei 829 Millionen Euro.
Zuwachs bei Minenfahrzeugen
Zuwachs erfuhr die Sparte der Minenfahrzeuge bei Liebherr. In dem Bereich stiegen die Umsätze um 16,1 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Den umsatzstärksten Bereich der Firmengruppe macht jedoch die Sparte Erdbewegung mit dem Bau von Baggern und Planierraupen aus. Die Sparte erzielte im Jahr 2018 einen Umsatz von 2,7 Milliarden Euro. Das entspricht einem Zuwachs von rund zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Danach folgen nach Größe die Sparten Fahrzeugkrane, Verkehrsund Lufttechnik, Mining, Haushaltsgeräte, Martitime Krane, Turmdrehkrane, Verzahntechnik und Automationssysteme und Betontechnik.
Die Beschäftigtenzahl des Unternehmens stieg 2018 erneut an: Weltweit waren zum Jahresende 46 000 Mitarbeiter bei Liebherr tätig, 2000 mehr als als im Jahr zuvor. Etwa ein Drittel der Mitarbeiter sind in der Region Oberschwaben-BodenseeAllgäu beschäftigt.
Künftig will das Unternehmen einen Fokus auf alternative Antriebe und die Digitalisierung legen. „Alternative Antriebe beschäftigen uns in nahezu allen Sparten“, sagt Isolde Liebherr. Ihr Bruder ist sich sicher, dass dabei vor allem Hybridlösungen, wie dieselelektrische Antriebe, eine wichtige Rolle spielen werden. „Auf den Diesel können wir in der näheren Zukunft aufgrund seiner hohen Energiedichte nicht verzichten.“Die zentrale Herausforderung der Elektrifizierung sei bei Liebherr, wie in der Automobilindustrie auch, die Leistungsdichte von Batterien.
Neue Zentrale in Schanghai
Die bedeutendste Absatzregion bleibt nach Unternehmensangaben Europa, aber Liebherr konzentriere sich auf gezielte Weiterentwicklung. „Vor zwei Jahren haben wir beispielsweise in den USA die Aktivitäten unserer Firmengruppe in einer Vertriebs- und Servicegesellschaft gebündelt und sind nun dabei, unseren Standort in Newport News deutlich auszubauen. Auch in China haben wir entsprechende Maßnahmen ergriffen. In den kommenden zwei Jahren wird in Schanghai eine neue Zentrale für unser China-Geschäft entstehen“, sagt Isolde Liebherr.
Der nächste große Auftritt für das Unternehmen wird die Bergbau- und Baumaschinenmesse Bauma in München sein, die meist ein Gradmesser für die Stimmung in der Baubranche ist.
Die Branche ist in Europa 2018 weniger stark gewachsen als noch im Vorjahr, was auch in den kommenden Jahren so bleiben soll. Sorgen macht sich der Konzern deswegen nicht. Auch in der Vergangenheit habe das Unternehmen konjunkturschwächere Phasen gut gemeistert, sagt Willi Liebherr.