Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Spatzennest“zieht nach Aulendorf
Leih-Omas und -Opas sollen Familien mit Kindern als Ersatzgroßeltern unterstützen
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AULENDORF - Vor drei Jahren hat das Ehepaar Richter das Projekt Leihoma/Leihopa ins Leben gerufen. Was in Bad Waldsee begann, soll nun auch in Aulendorf Fuß fassen. Denn seit vergangenem Herbst wohnen Richters in Aulendorf.
„Liebe zu Kindern ist das Wichtigste, was Leihomas und Leihopas mitbringen sollten“, erklärt Wolfgang Richter und seine Frau Gerlinde nickt zustimmend. Vor drei Jahren hat das Ehepaar, damals noch wohnhaft in Michelwinnaden, das Projekt Leihoma/Leihopa mit dem Namen „Spatzennest“in Bad Waldsee ins Leben gerufen. Eigentlich wollten sich die beiden in ein bestehendes Projekt als Leihgroßeltern einbringen. Da der Wirkungskreis aber nicht bis Bad Waldsee reichte, beschlossen sie kurzerhand, selbst ein solches Projekt auf die Beine zu stellen. „Da gab es ganz schön viel an Bürokratie zu überwinden“, blickt Gerlinde Richter zu den Anfangszeiten zurück. Versicherungstechnische Fragen mussten geklärt, Kontakt zum Jugendamt und zur Stadtverwaltung aufgenommen werden.
Neue Leihomas im Einsatz
Mittlerweile läuft es rund. Neun Leihomas sind in und um Bad Waldsee im Einsatz. Etliche Familien, für die bisher keine Ersatzgroßeltern gefunden werden konnten, stehen noch auf der Warteliste.
Seit Oktober 2017 leben die Richters in Aulendorf und möchten das Projekt auf ihren neuen Wohnort ausweiten. Deshalb suchen sie in und um Aulendorf einerseits nach interessierten Großeltern, die Zeit mit Kindern verbringen wollen, und rufen andererseits Familien auf, die den Service einer Leih-Oma gerne in Anspruch nehmen wollen, sich zu melden. Selbstverständlich seien auch Leih-Opas willkommen. Dann machen Richters mit den Interessierten zuerst ein Erstgespräch aus und erklären das Angebot. „Wir treffen uns getrennt mit den Familien und den künftigen Leihomas und -opas. Im Gespräch merkt man dann schnell, wer zu wem passen würde“, erklärt die Großmutter zweier eigener Enkelkinder. Wenn menschlich alles passe, müssten noch ein paar Formulare ausgefüllt werden.
Beim ersten Treffen mit dabei
Beim ersten Zusammentreffen von Familie und Leihoma oder -opa sind die Richters mit dabei. Die Ersatzgroßeltern verbringen nach Absprache mit der Familie Zeit mit den Kindern, damit die Mütter etwa in Ruhe einmal zum Friseur oder Arzt gehen können. Wie die Zeit verbracht wird, mit Vorlesen, Basteln und Spielen in der Wohnung der Familie oder auf dem Spielplatz wird zwischen Familie und Leih-Großeltern vereinbart.
Während die Senioren von den Familien eine kleine finanzielle Anerkennung bekommen, ist das große Engagement der beiden Initiatoren ehrenamtlich. „Auch die Senioren werden nicht reich“, lacht Wolfgang Richter. Es seien die Kontakte, die oft über Jahre hinaus bestehen, die das Ganze so wertvoll für alle Beteiligten machen.