Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Träge Ravensburg­er kassieren bittere Heimpleite

FV verspielt in der Fußball-Oberliga eine 2:0-Halbzeitfü­hrung und verliert gegen Spielberg mit 2:3

- Von Alexander Tutschner

RAVENSBURG - Da war er wieder, der alte Schlendria­n: Der FV Ravensburg hat das Heimspiel gegen den Vorletzten der Fußball-Oberliga auf die leichte Schulter genommen und am Samstagnac­hmittag gegen den SV Spielberg verdient mit 2:3 verloren. Kaum zu glauben, trotz mäßiger Leistung führte die Mannschaft von Wolfram Eitel zur Halbzeit mit 2:0, gab die Partie aber mit einer desaströse­n zweiten Halbzeit noch her.

„Das war das ganze Spiel über viel zu wenig“, fand Kapitän Steffen Wohlfarth nach dem Spiel klare Worte, „wir führen zur Halbzeit 2:0 und wissen eigentlich gar nicht warum.“Denn nur in den ersten Minuten war Ravensburg überlegen, die Spielberge­r Abwehr wirkte wacklig. In der 7. Minute nutzte der FV dies erstmals aus. Robert Henning zirkelte eine seiner gefährlich­en Eckbälle von rechts zur Mitte, Torjäger Rahman Soyudogru verlängert­e Richtung langen Pfosten, wo Jona Boneberger goldrichti­g stand und den Ball zum 1:0 in die Maschen jagte.

Das war der Weckruf für Spielberg, die Gäste machten jetzt Druck. Nach einer Freistoßfl­anke von links köpfte Phil Weimer den Ball ins RaAndreas vensburger Tor, aber Schiedsric­hter Ilby hatte zuvor ein Foul gesehen (12.). Auf der anderen Seite machte Ravensburg mit der zweiten Chance das zweite Tor: Rahman Soyudogru öffnete das Spiel mit einem klasse Diagonalpa­ss auf die linke Seite. Burhan Soyudogru dribbelte mit viel Tempo zur Mitte und hämmerte den Ball von der Strafraumk­ante in die rechte Ecke zum 2:0, ein klasse Tor des Ravensburg­er Neuzugangs und eine starke Kombinatio­n der beiden Soyudogrus.

Aber Spielberg verkaufte sich weiter gut. Die Gäste blieben im Vorwärtsga­ng, drängten Ravensburg schon in der ersten Hälfte hinten rein. In der 32. Minute hatte der FV Glück: Als Felix Hörger im Strafraum der Ball beim Abwehrvers­uch an die Hand sprang, blieb die Pfeife des Unparteiis­chen stumm. Zwei Minuten später tankte sich Dominic Riedel in der Mitte durch, FV-Keeper Kevin Kraus musste Kopf und Kragen riskieren, um den Ball im eins gegen eins abzuwehren, der Anschluss wäre längst verdient gewesen. Vor der Halbzeit drückte auch Ravensburg noch mal aufs Tempo. Rahman Soyudogru nahm in der 39. Minute eine exakt gespielte Flanke von Jascha Fiesel direkt, der Ball ging Millimeter über die Latte des Spielberge­r Tors. So blieb es bei der schmeichel­haften 2:0-Führung zur Halbzeit.

„Wir schaffen es dann nicht, so ein Spiel gegen einen relativ schwachen Gegner in der Oberliga über die Runden zu bringen“, ärgerte sich Wohlfarth. Nach der Halbzeit brachte Eitel Harun Toprak für den angeschlag­enen Burhan Soyudogru, sowie Bartosz Broniszews­ki für Boneberger. Gästetrain­er Peter Hogen wechselte sogar dreimal und stellte das System um: „Wir sind all in gegangen und haben alles riskiert“, meinte der SVS-Coach nach dem Spiel. Ravensburg stellte jetzt das Fußballspi­elen weitgehend ein, die Gäste belohnten sich in der 56. Minute für ihr Engagement.

Nach einer Ecke von rechts kam Stefan Müller völlig frei zum Kopfball und trifft ungehinder­t zum 2:1Anschluss­treffer. Nur drei Minuten später flankte Florian Kappler in aller Ruhe von rechts zur Mitte, wo der eingewechs­elte Zimmermann sich die Ecke aussuchen konnte, er köpfte den Ball links ins FV-Tor zum verdienten 2:2-Ausgleich. Eine Ravensburg­er Gegenwehr war nicht auszumache­n.

Der FV war jetzt konsternie­rt und kam nicht mehr in die Zweikämpfe, Eitel brachte Sebastian Mähr für Philipp Altmann und Thomas Zimmermann für Burak Coban. Aber auch mit diesem Wechsel konnte der Trainer seine Mannschaft nicht mehr wachrüttel­n. Die beste Chance hatte Zimmermann, der links wegzog, den Ball aber frei vor Keeper Yannik Dressler über den Kasten schlenzte. Spielberg hatte weiter viel Platz, Ravensburg gab das Mittelfeld komplett preis. In der 79. Minute verpasste der agile Riedel mit einem Schuss aus 16 Metern noch knapp den Siegtreffe­r, in der 84. Minute machte er es besser: Nach einem Steilpass überlief er Sebastian Mähr und traf mit einem trockenen Schuss ins rechte Eck zum 3:2. Die Nordbadene­r hatten mit einem klasse Kampf das Spiel gedreht. „Es ist das gleiche Muster wie jedes Jahr, nach sechs guten Spielen kommt die Enttäuschu­ng“, sagte Wohlfarth, „die Art und Weise wie wir verloren haben, war enttäusche­nd. Ich hoffe, das war ein Ausrutsche­r.“

„Ich bin stolz auf meine Mannschaft, auf das, was sie in der zweiten Halbzeit gezeigt hat“, sagte Peter Hogen. „Es ist schade, dass wir nach einer guten Trainingsw­oche den Schwung nicht auf den Platz bekommen haben“, sagte Ravensburg­s Coach Wolfram Eitel. Schon beim Warmmachen habe er den Eindruck gehabt, dass die Konzentrat­ion nicht voll da war. „Wenn man nicht 100 Prozent bei der Sache ist, kann man im Spiel nicht mehr hochschalt­en“, sagte Eitel, „daraus müssen wir lernen.“FV Ravensburg – SV Spielberg 2:3 (2:0) – Tore: 1:0 (7.) Jona Boneberger, 2:0 (24.) Burhan Soyudogru, 2:1 (56.) Stefan Müller, 2:2 (59.) Alexander Zimmermann, 2:3 (84.) Dominic Riedel - FV: Kraus – Fiesel, Hörger, Altmann (61. Mähr), Henning – B. Soyudogru (46.Toprak), Boneberger (46. Broniszews­ki), Reiner, Coban (63. Zimmermann) - R. Soyudogru, Wohlfarth - Zuschauer: 550.

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FOTO: DEREK SCHUH Das tat weh: Burak Coban (Mitte) und der FV verspielte­n zu Hause einen 2:0-Vorsprung und mussten sich am Ende dem SV Spielberg (Robin Müller, links, rechts Claus Bückle) mit 2:3 geschlagen geben.

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