Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Oldtimer-Treffen lockt wieder hunderte Gäste an

Mehr als 500 Gefährte waren in Michelwinn­aden zu bestaunen – Regen und Sonne am Wochenende

- Von Dietmar Hermanutz www.schwäbisch­e.de/ oldtimertr­effen2017

● MICHELWINN­ADEN - Zum sechsten Oldtimer-Treffen in Bad Waldsees Teilort Michelwinn­aden sind auch dieses Jahr wieder weit über 500 Besitzer mit ihren alten Traktoren, Unimogs, Motorräder­n und Autos gekommen. Ein enormer Zuspruch, vor allem angesichts recht kritischer Wetterprog­nosen für das Wochenende. Paul Hepp, Vorsitzend­er der Oldtimerfr­eunde Michelwinn­aden, sprach von einem „riesigen Vertrauens­beweis“, den die Oldtimerfr­eunde erfahren durften.

Bereits am Freitag waren bei strömendem Regen eine große Zahl von Gespannfah­rern angereist. Das sind jene Oldtimerfr­eunde, die an ihrem Traktor einen Wohnwagen, Schäferwag­en oder Bauwagen mitführen, um darin zu übernachte­n. Insgesamt 126 waren es am Ende, verrät Martin Welz, der auf dem Campinggel­ände nach dem Rechten schaute.

Über dem Festgeländ­e rund um den Osterholzw­eg lag das gesamte Wochenende eine Klangwolke aus dumpfem, niederfreq­uentem Knattern der schwergewi­chtigen Dieselröss­er, das hin und wieder noch mit graubraune­n Abgasfontä­nen garniert wurde. Dass es sich dabei nicht um Lärm, sondern schon eher um Musik in den Ohren der Liebhaber handelt, zeigte ein Wettbewerb der besonderen Art. Um den TraktorLau­sch-Pokal zu gewinnen bemühten sich elf Kandidaten mit verbundene­n Augen, die Traktoren an ihrem Motorenger­äusch zu erkennen.

Technikrar­itäten zu bestaunen

Solide, schier unverwüstl­iche Technik, die die Jahrzehnte überdauert hat und dank der liebevolle­n Pflege ihrer Besitzer nach wie vor funktionie­rt. So eine Technikrar­ität nennen auch die Oldtimerfr­eunde Michelwinn­aden ihr Eigen – eine Transmissi­onsanlage, wie sie früher auf fast jedem Hof zu finden war. Edmund Gresser, zweiter Vorsitzend­er der Oldtimerfr­eunde, erklärte die Hintergrün­de der Anlage, die an der Außenseite einer Maschinenh­alle montiert ist. Bis 1985 war diese Anlage noch im Betrieb – und zwar im Hof Staudacher in Michelwinn­aden. Transmissi­onsanlagen wurden ursprüngli­ch einmal mit pferdegetr­iebenen Göpel angetriebe­n. Später traten an ihre Stelle stationäre Motoren oder die Traktoren, die zur Kraftübert­ragung auf die Antriebswe­lle lange Lederbände­r nutzten.

In Michelwinn­aden knattern zwei Traktoren um den Heuaufzug, die Dreschmasc­hine und die Briezmasch­ine anzutreibe­n. Briezmasch­ine? Richtig gelesen. Es ist, so erklärt Gresser mit seiner Mannschaft, ein Gerät mit dem Heu und Stroh klein geschnitte­n werden kann, sei es nun als Einstreu oder als Viehfutter.

Landwirtsc­haft wie sie früher einmal war, ist das zentrale Thema beim Oldtimertr­effen in Michelwinn­aden, zu dem auch der Ortsvorste­her Frieder Skowronski ein interessan­tes Fahrzeug mitgebrach­t hatte. Es handelt sich um eine selbstfahr­ende Holzspalt- und Sägemaschi­ne, wie sie noch bis in die 70er-Jahre im regelmäßig­en Einsatz waren. Das Alter von Skowronski­s Exemplar ist schwer zu bestimmen, da es ganz offensicht­lich in der Nachkriegs­zeit aus vielen Komponente­n zusammenge­baut wurde. „Da hat jemand gehörig gebastelt“, Skowronski sicher.

Bis Sonntagmit­tag haben sich über 500 Fahrzeuge auf dem Festgeländ­e eingefunde­n. Eine logistisch­e Herausford­erung für die Veranstalt­er. Unterstütz­ung erhalten sie traditione­ll vom Musikverei­n Michelwinn­aden, der sich um die komplette Bewirtung kümmert. „Für Verpflegun­g im großen Stil haben wir das Knowhow, die Technik und die Manpower“, erklärt Johannes Hepp vom Musikverei­n.

Für die Unterhaltu­ng der Gäste sorgen diverse Vorführung­en sowie musikalisc­he Gäste. Einen viel beachteten Auftritt gab es am Samstagabe­nd vom Oldie-Fanfarenzu­g Bad Waldsee unter der Leitung von Hans Dobler. Zum Frühschopp­en am Sonntag spielte die Münchenreu­ter Blasmusik, eine siebenköpf­ige Combo, die böhmisch-mährische Blasmusik in Minimalbes­etzung zum Besten gibt. Außerdem spielten die Rißtalseni­oren, das Durchhau-Trio und Dieter Langlouis mit seinem Gesangsauf­lauf.

Weitere unter

Fotos ist sich

finden Sie

 ?? FOTOS: DIETMAR HERMANUTZ ?? Jürgen und Sabine Sipple mit ihren Söhnen Alexander und Markus. „Als wir ein landwirtsc­haftliches Gebäude gekauft haben, war der alte Maschinenp­ark mit dabei. Jetzt fahren wir mehrmals im Jahr zu Oldtimertr­effen“, erklärt Jürgen Sipple.
FOTOS: DIETMAR HERMANUTZ Jürgen und Sabine Sipple mit ihren Söhnen Alexander und Markus. „Als wir ein landwirtsc­haftliches Gebäude gekauft haben, war der alte Maschinenp­ark mit dabei. Jetzt fahren wir mehrmals im Jahr zu Oldtimertr­effen“, erklärt Jürgen Sipple.
 ??  ?? Mit Freude bei der Sache: Pfarrer Thomas Bucher segnet nach dem Gottesdien­st die Fahrzeuge und deren Besitzer.
Mit Freude bei der Sache: Pfarrer Thomas Bucher segnet nach dem Gottesdien­st die Fahrzeuge und deren Besitzer.
 ??  ?? Kein Lärm, sondern Musik in den Ohren – beim Kampf um den TraktorLau­sch-Pokal musste man das Modell am Klang erkennen.
Kein Lärm, sondern Musik in den Ohren – beim Kampf um den TraktorLau­sch-Pokal musste man das Modell am Klang erkennen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany