Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Mehr Anbaufläche, kleinere Hopfenernte
Experten rechnen in Tettnang mit guter Qualität, aber geringeren Erträgen als 2016
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TETTNANG - Eine leicht unterdurchschnittliche Ernte wird es in diesem Jahr im Hopfenanbaugebiet Tettnang geben. Das ist das Ergebnis der diesjährigen Ernteschätzung. Am Freitagmorgen haben Hopfenpflanzer, Händler, Brauer und Behördenvertreter die Hopfengärten in der Region gesichtet. Laut Jürgen Weishaupt vom Hopfenpflanzerverband Tettnang gibt es drei Ursachen: einen trockenen Juni und Juli, Hagel und Schäden durch eine Wanze.
Schädling kostet Ertrag
Zehn Prozent weniger voraussichtliche Ernte gibt es bei einem um 5,6 Prozent größeren Anbaugebiet. Waren es im letzten Jahr noch 43 000 Zentner auf etwa 1282 Hektar, werden es in diesem Jahr 39 500 Zentner auf 1353,47 Hektar sein. Die Schäden durch die Wanze sind geringer als befürchtet: Zwar hat der Schädling Ertrag gekostet, indem er den Wuchs gehemmt hat. Die Blüten- und Doldenbildung hat das laut Jürgen Weishaupt aber nicht beeinträchtigt: „Wir können den Schaden deswegen einfach nicht beziffern.“
Klarer ist das beim Hagel: Hier ist die Hälfte des Gebiets durch leichten Hagel betroffen gewesen. Zwei- bis dreitausend Zentner allerdings haben die starken Hagelschäden auf einer Fläche von 50 bis 80 Hektar mit Schwerpunkt rund um Prestenberg, Krumbach und Neukirch gekostet.
Ein weiteres Wetterphänomen, das sich auf die Ernte ausgewirkt hat, war die Trockenheit im Juni und Juli. „In den letzten Wochen hat es wieder ausreichend Wasser und Temperaturen um 30 Grad gegeben“, sagt Jürgen Weishaupt, „es gab dadurch einen unheimlichen Schub für die Doldenbildung und Ausreifung.“Bei der Schätzung gab es eine positive Prognose bezüglich der Qualität der Inhaltsstoffe, also der Aromen und Bittersäuren.
Jürgen Weishaupt freute sich über Walter König vom bayerischen Brauereibund, der die Qualität lobte. Die Empfehlung der Experten ist, ab 28. August mit der Ernte zu beginnen, um den Hopfen ausreifen zu lassen.
Die beiden größten Sorten sind die Landsorte Tettnanger (16 500 Zentner) und die Zuchtsorte Herkules (9500 Zentner). Allerdings gibt es in kleinem Umfang auch Versuche mit den neuen Aromasorten Amarillo, Monroe, Ariana und Callista, die insbesondere in der Craftbeer-Szene gesucht werden. Freihopfen wird es in diesem Jahr durch die geringere Erntemenge kaum geben. Die Ernte 2017 ist durch Vorkontrakte zum größten Teil bereits verkauft, gleiches gilt für 2018. „Die Vorkontrakte gehen teils sogar schon bis ins Jahr 2025“, sagt Jürgen Weishaupt.
Auch wenn die Hopfenschätzungen der letzten Jahre teils Punktlandungen waren, sagt Jürgen Weishaupt zu den nächsten Wochen: „Wir hoffen, dass es keine Unwetter mehr gibt. Das kann keiner brauchen.“
Einen Videobeitrag zum Thema finden sie im Internet unter www.schwäbische.de/hopfentt17