Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Einfach mehr Mobilität
Die Scheu, einen Rollator zu benutzen, hat deutlich nachgelassen
Schwindel, Schmerzen, Kraftlosigkeit: Wenn das Gehen allein nicht mehr möglich ist oder extrem schwer fällt, kann ein Rollator helfen. „Viele Leute gewinnen so Selbstständigkeit zurück“, sagt Sibylle Liebchen-Offt vom Verein Barrierefrei Leben in Hamburg. Sie können dann wieder manche Wege erledigen und werden mobiler. „Genau das wollen die Menschen.“
Früher waren Rollatoren oft mit einem Stigma verbunden: Freiwillig wollte kaum jemand auf vier Räder gestützt durch die Gegend laufen. Das hat sich geändert, hat Liebchen-Offt beobachtet: „Häufig merken die Leute selbst, dass ihnen ein Rollator helfen könnte.“
Manchmal entscheiden Angehörige über den Kopf der Betroffenen, dass diese einen Rollator brauchen. Das ist der falsche Weg. „In den Entscheidungsprozess sollten sie mit einbezogen sein“, erklärt Cornelia Brodeßer, die RollatorTrainings anbietet und mit verschiedenen Verkehrswachten zusammenarbeitet.
Wo und wofür soll der Rollator genutzt werden? Soll ein Rollator angeschafft werden, sei das die erste und wichtigste Frage, sagt Brodeßer. Die Expertin erklärt es an einigen Beispielen: Man wird häufig im Auto irgendwohin gefahren oder fährt mit dem Bus. Dann sollte der Rollator leicht zu falten sein und zusammengefaltet noch stehen, damit er etwa im Bus abgestellt werden kann.
Schon vor dem Kauf die Bremse ausprobieren
Auf Kopfsteinpflasterwegen und unebenem Grund bewähren sich größere, weichere Reifen, weil sie die Schläge besser abfangen, erklärt Brodeßer. Natürlich ist auch die Konstitution des Nutzers wichtig. Schwere Menschen wählen besser verstärkte und breitere Rollatoren, damit sie bei Pausen sicher sitzen können. Besonders bei arthritischen Beschwerden sollte vor dem Kauf die Handhabung der Bremse ausprobiert werden: Manchmal bringen die Finger die Kraft zum Betätigen nicht auf. Bei einer einseitigen Lähmung kann es nötig sein, dass die Bremskraft von einem Griff auf beide Reifen übertragen wird. „So etwas sollte schon in der Verordnung des Arztes festgehalten sein“, sagt Brodeßer.
Die Preisspanne bei Rollatoren ist groß: Sie reicht von 40 bis 1000 Euro, schätzt Liebchen-Offt. Zu kaufen gibt es sie auch im Internet und bei Discountern. Die Experten raten eher zum Gang ins Fachgeschäft. Dort sollte die Auswahl jedoch entsprechend groß sein: Zwei bis drei Rollatoren genügen da nicht, betont Brodeßer. „Man sollte den Mut haben, ganz direkt nach dem Rollator-Spezialisten im Haus zu fragen.“
Die Krankenkassen bieten auf Basis des ärztlichen Rezepts eigene Rollatoren als Leihmodelle. Die Zuzahlung beträgt fünf bis zehn Euro. Sonderwünsche können dabei jedoch extra kosten. Prinzipiell seien die Kassenmodelle besser als ihr Ruf, sagt Brodeßer. Aber: „Sie können manchmal geeignet sein, manchmal allerdings auch nicht.“Manche Kassen zahlen auch eine Pauschale für den Rollatorkauf, die meist zwischen 70 und 80 Euro liegt, sagt Appel. Die Summe wird dann beim Kauf vom Rollator-Preis abgezogen. (dpa)