Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Recycling bei den Riedwegen
Wurzacher Bauhof hat marode Holzbohlen durch Kunststoffmaterial ersetzt
BAD WURZACH (sz) - Im Herbst hat der städtische Bauhof Bad Wurzach auf einer Länge von etwa 80 Metern westlich des Riedsees morsche Holzbohlen durch Kunststoff-Recyclingmaterial ersetzt. Wie die Stadt Bad Wurzach mitteilt, soll diese Maßnahme der Stadt mittelfristig bei der Instandhaltung der Wege im Ried Kosten einsparen.
Neben Treppen und Aussichtsplattform am Riedsee erstrecken sich die Bohlenpfade im Ried insgesamt über eine Länge von rund 1,5 Kilometern.
„Bislang wurde hier vorwiegend unbehandeltes Lärchen- beziehungsweise Eichenholz als Werkmaterial eingesetzt“, sagt Bauhofsleiter Karl Mayer. „Die entsprechenden Bohlen müssen dabei witterungsbedingt und wegen des dauerfeuchten Lebensraumes im Ried erfahrungsbedingt alle acht bis zehn Jahre ausgetauscht werden, was einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungsaufwand darstellt.“
Besonders erschwerend sei es, dass im Ried keine größeren Maschinen eingesetzt werden können und daher die meisten Arbeiten an den Pfaden von Hand erfolgen müssten.
Insofern waren Überlegungen angestellt worden, wie sich der Kostenund Unterhaltungsaufwand für die Bohlenpfade gegebenenfalls reduzieren lassen kann. Ausschlaggebend sei hier auch die zwischenzeitliche Entwicklung bei modernen Werkstoffen gewesen.
„Die Kunststoffbohlen sind laut Nachweis des Herstellers umweltfreundlich ohne Imprägnierungen hergestellt, mit dem Umweltzeichen Blauer Engel ausgezeichnet und können nach Ablauf der Nutzungsdauer sogar im werkstofflichen Kreislauf erneut recycelt werden“, sagt Mayer weiter.
Die Kosten für das Recyclingmaterial liegen laut dem Bauhofsleiter bei rund 66 Euro pro laufendem Meter, für das bislang eingesetzte Lärchenholz bei rund 33 Euro. Bei der Haltbarkeit der Recyclingbohlen gibt der Hersteller eine Garantie von 15 Jahren, wobei nach den Erfahrungen mit entsprechenden Kunststoffmaterialien zum Beispiel bei Parkbänken mit einer noch deutlich längeren Haltbarkeit von wenigstens 20 bis 25 Jahren kalkuliert werden könne. „Auf den ersten Blick sieht das vielleicht wie ein Nullsummenspiel aus“, so Mayer. Man dürfe jedoch nicht den hohen Arbeitsaufwand vergessen, der so erst wieder sehr viel später anfalle. „Pro laufendem Meter kommen für Arbeitsaufwand und Unterbau nämlich nochmals rund hundert Euro an Kosten dazu“.
Nachdem noch keine konkreten Erfahrungen in Moorgebieten vorliegen, habe man sich in Abstimmung mit dem Naturschutzzentrum zuletzt dafür entschieden, zunächst lediglich einen Teilabschnitt als Versuchsfläche anzulegen, um hier eigene Einschätzungen sammeln zu können. Außerdem sei noch ein weiterer Vergleichsabschnitt von etwa zehn Metern Länge mit imprägniertem Kiefernholz angelegt worden bei Materialkosten von rund 50 Euro pro Meter und einer erwarteten Haltbarkeit von wenigstens 15 Jahren.
„Ein gewisser Nachteil von nicht naturbelassenen Materialien ist deren Optik“, berichtet Horst Weisser, Leiter des Naturschutzentrums Bad Wurzach zu den Versuchsflächen. „Passt denn so etwas überhaupt zur Natur und zum Ried“, seien daher auch immer wieder gestellte Fragen. „Mit den Versuchsflächen wollen wir daher im ersten Jahr auch einmal beobachten, wie sich diese beispielsweise bei hohen Temperaturen verhalten. Dann wollen wir entscheiden, ob wir mittelfristig nach und nach weitere Bereiche mit Recyclingkunsstoff ersetzen.“Über den ersten Winter hinweg hätten sich die neuen Bohlen jedenfalls schon bewährt.