Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Zu warm, zu düster und zu nass
Der Wetterrückblick für den Monat Januar
BAD SCHUSSENRIED - Von tief verschneiter Winterlandschaft und Schneeverwehungen, über vorfrühlingshaft laue Temperaturen mit Pollenflug, Starkregen und Überschwemmungen bis hin zu Sturmböen war alles geboten. Dieser Januar lieferte eine Achterbahn der Wettergefühle.
Zum Jahresbeginn herrschten bei Schneehöhen von 25 bis teils mehr als 60 Zentimetern selbst in tieferen Lagen beste Wintersportbedingungen. Doch über Nacht schmolz die weiße Pracht. Starkes Tauwetter und ergiebige Regenfälle ließen die mächtige Schneedecke selbst auf den Alb- und Allgäuhöhen im Zeitraffer dahinschmelzen und die Pegel der Flüsse rapide ansteigen.
Vorfrühling im Winter
Nach einer kurzen Wetterberuhigung um Dreikönig herum folgten bald wieder neue Schlechtwetterfronten. Angetrieben von einem starken, zeitweise stürmischen Wind um Südwest bis West zog ein Tief nach dem anderen über unsere Region hinweg. Dabei wurden in den Niederungen Windböen von 70 bis 85 Kilometer pro Stunde und auf den Berghöhen, so auf dem Klippeneck, um die 100 Kilometer pro Stunde verzeichnet.
Es gelangte vorübergehend laue Azorenluft nach Süddeutschland. Sie trieb das Quecksilber am Samstag, 10. Januar auf vorfrühlingshafte Werte von 12 bis 16 Grad (Lindau und Friedrichshafen: 16,2 Grad). Mancherorts wurden sogar die höchsten Januarwerte seit Messbeginn registriert und mitten im Winter waren bereits die ersten Hasel- und Erlenpollen unterwegs. Nach zwei ungewöhnlich milden Januarwochen nahm der Winter einen neuen Anlauf, zuerst in höheren Lagen, zum Monatsende hin dann auch allmählich bis in die Täler herab.
Sehr viele Tiefs
Allerdings hielt sich die Kälte in Grenzen, sodass dieser Januar um rund zwei Grad zu warm ausfiel. Bei der Dominanz der Schlechtwettertiefs war er natürlich erheblich zu nass: Es verging kaum ein Tag, an dem es nicht regnete oder schneite. Die Wetterzentrale in Bad Schussenried verbuchte mit 91,7 Liter je Quadratmeter beinahe das Doppelte der sonst üblichen Niederschlagsmenge (48,8 Liter/m2).
Im Allgäu, aber auch im Raum Schelklingen wurden mehr als 120 Liter/m2, in der Gegend um Wangen sowie auf der 930 Meter hoch gelegenen Steinbergalm in der Adelegg gar 150 Liter/m2 gemessen. Entsprechend dürftig war die Sonnenscheindauer: An den meisten Wetterstationen blieb sie unter dem Januar-Soll.
Die Tage werden nun rasch länger, bis Ende des Februars um immerhin eineinhalb Stunden. Damit nimmt langsam, aber sicher die Kraft der Sonnenstrahlen wieder zu. Trotzdem ist der Frühling noch in weiter, weiter Ferne. Statistisch gesehen ist der Februar ohnehin der schneereichste Monat und die von Computermodellen erstellten Wetterkarten lassen auch noch kein Ende der Winters erkennen.