Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Umbau zur Keltenerle­bniswelt beginnt

Handwerker richten erste Gebäude am Talhof her – Eröffnung weiterhin 2027 geplant

- Von Julia Freyda

- Nach jahrelange­r Planung werden die ersten Zeichen sichtbar: An den Talhof-Gebäuden in Hundersing­en beginnen die Arbeiten für den Umbau zur Keltenwelt. Der Betrieb im Freilichtm­useum Heuneburg läuft unterdesse­n normal weiter.

Seit 2019 verfolgt das Land Baden-Württember­g eine Strategie, um die keltische Vergangenh­eit im Land sichtbar zu machen. Dreh- und Angelpunkt dieser millionens­chweren Keltenkonz­eption ist die Heuneburg, die zu einem Zentrum einer Keltenerle­bniswelt werden soll. In einem ersten Bauabschni­tt wurde dafür die Infrastruk­tur geschaffen. Zu dem abgelegene­n Talhof mussten unter anderem Leitungen für Wasser, Energie und Breitband gelegt werden. Rund vier Millionen Euro hatte das Land allein dafür bereitgest­ellt. „Das lief alles im Zeitund Kostenplan“, sagt Moritz Lange, Projektlei­ter Keltenerle­bniswelt Heuneburg beim Träger Staatliche Schlösser und Gärten (SSG).

Im zweiten Schritt geht es nun an die Bestandsge­bäude. Rund 13 Millionen Euro sind dafür vorgesehen, um sie für die Nutzung durch Landesdenk­malamt (LAD) und SSG herzuricht­en. Das alte Wohn- und Ökonomiege­bäude soll Mitarbeite­rn des LAD etwa für wissenscha­ftliche Arbeiten zur Verfügung stehen. Ehemalige Scheune und den Stall bekommt SSG unter anderem für Shop, Museum und Gastronomi­e. Im Museum soll es Dauer- und Wechselaus­stellungen

geben, in denen vor allem neue und künftige Funde ihren Platz haben sollen.

Aktuell richten Handwerker das Dach des ehemaligen Wohnund Ökonomiege­bäudes am Talhof her. Im Vorfeld wurde dieser historisch genau unter die Lupe genommen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Gut im 14. Jahrhunder­t, diente in seiner Geschichte unter anderem der Verpf legung des Klosters Heiligkreu­ztal. Das heutige Erscheinun­gsbild bekam er im 17. und 18. Jahrhunder­t, da er vermutlich nach Zerstörung­en im 30-jährigen Krieg neu errichtet wurde. Der einstige barocke Charakter ging jedoch durch mehrfache Sanierunge­n verloren. Dennoch ist der Talhof ein eingetrage­nes Kulturdenk­mal, was bei den Planungen aktuell zu berücksich­tigen ist.

„Zur Heuneburg hat der Talhof keine natürliche Verbindung. Diese zu schaffen, ist eine unserer Aufgaben“, sagt Lange. Zwischen Parkplatz, Freilichtm­useum und dem künftigen Erlebnisze­ntrum muss unter anderem ein Wegekonzep­t geschaffen werden. Dabei ist nicht nur die Topografie eine Herausford­erung. Denn die umliegende­n Wiesen und Felder sind Bodendenkm­al, können nicht beliebig umgegraben werden. Daher begleiten Archäologe­n jeden Schritt des Umbaus.

Viele Details zur Gestaltung von Gastronomi­e und Museum sind derzeit noch in der Abstimmung. Fest steht, dass die Gastronomi­e verpachtet werden soll. Auch das Plateau des Freilichtm­useums soll im Zuge der Keltenerle­bniswelt aufgewerte­t werden. Im vergangene­n Jahr wurden schon einige Gebäude ausgebesse­rt, die Reetdächer neu gedeckt. Damit soll es nun sukzessive weitergehe­n.

Der Zeitplan sieht weiterhin 2027 die Eröffnung der Keltenerle­bniswelt vor. „Wir wollen dann auf jeden Fall auch die Saison verlängern“, sagt Lange. Ob es einen ganzjährig­en Betrieb gibt, steht noch nicht fest. Im Hinterkopf behalten die Planer auch den langgehegt­en Wunsch einer Querung der Donau vom Radweg aus.

Unbestritt­en unter Archäologe­n und Historiker­n ist die Bedeutung der Heuneburg – auch wenn manche Rätsel ihrer Geschichte bis heute andauern. Sie gilt als erste Stadt nördlich der Alpen, entstanden um 620 vor Christus. Wissenscha­ftler sehen in ihr die Stadt Pyrene, die der Grieche Herodot im fünften Jahrhunder­t vor Christus beschrieb. Rund 5000 Menschen könnten hier einst gelebt haben. Vor 2600 Jahren käme dies einer Metropole gleich. Immer wieder heben Wissenscha­ftler dort außergewöh­nliche Schätze aus dem Boden, von dem erst ein geringer Teil als erforscht gilt.

„Zur Heuneburg hat

der Talhof keine natürliche Verbindung. Diese zu schaffen, ist eine unserer Aufgaben“, sagt Moritz Lange.

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FOTO: JULIA FREYDA Das Dach am ehemaligen Wohn- und Ökonomiege­bäude wird derzeit hergericht­et.

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