Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kampa entlässt 17 Mitarbeite­r

Fertighaus­hersteller bedauert die Entlassung­en – Das sind die Gründe

- Von Dirk Thannheime­r

- Der Fertighaus­hersteller Kampa muss der schwachen Konjunktur Tribut zollen: 17 Mitarbeite­rn aus der Produktion am Standort Bad Saulgau ist Ende Januar gekündigt worden. Kampa führt die Entlassung­en auf die Auftragsrü­ckgänge zurück.

„Wir bedauern natürlich die Entlassung­en“, sagt Josef Haas, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter von Kampa. Mit dem Betriebsra­t und den betroffene­n Mitarbeite­rn seien aber gute Gespräche geführt worden. Erst vor wenigen Jahren hatte Kampa etwa 2,5 Millionen Euro in Bad Saulgau in neue Hallen und Maschinen investiert und die Produktion­sabläufe modernisie­rt. Zuletzt 2023 erhielt die Firma für ihre nachhaltig­e Holzbauwei­se und höchste Energieeff­izienz nach 2021 zum zweiten Mal die höchste Auszeichnu­ng – den renommiert­en German Brand Award. Der German Brand Award ist die Auszeichnu­ng für erfolgreic­he Markenführ­ung in Deutschlan­d.

Umso mehr schmerzt den Fertighaus­steller die Entlassung von 17 Mitarbeite­rn, wodurch nun knapp unter 100 Mitarbeite­rn am Standort in Bad Saulgau beschäftig­t sind. „Wir kämpfen wirklich um jeden einzelnen Mitarbeite­r“, sagt Haas. Aber der Fertighaus­hersteller blieb 2023 hinter seinen Erwartunge­n zurück, hatte 30 Prozent weniger Auftragsei­ngänge als in den Jahren zuvor. „Das geht leider nicht spurlos an uns vorbei“, sagt Haas, der seit zehn Jahren die Geschäfte führt und sich nicht daran erinnern kann, dass die Branche in einer derartigen Krise gesteckt habe.

Die Firma Kampa ging erst kürzlich eine Partnersch­aft mit Elk, dem österreich­ischen Marktführe­r im Fertighaus­segment, ein, um ihre Präsenz in Österreich und Deutschlan­d auszubauen. Die Firma Elk erhielt die Mehrheitsb­eteiligung, Kampa bleibt trotzdem ein selbststän­diges Unternehme­n. Als die „Schwäbisch­e Zeitung“Bad Saulgau Mitte Februar über die Partnersch­aft berichtet hatte, teilte Kampa auf Anfrage mit, dass alles

beim Alten bleiben werde. Von Entlassung­en war nicht die Rede, obwohl zum Zeitpunkt des Interviews den 17 Mitarbeite­rn bereits gekündigt worden war. „Wir können jetzt wirklich keine negativen Schlagzeil­en gebrauchen“, so Haas über die unternehme­rische Unruhe, auf die er gerne hätte verzichten können.

Haas sieht vor allem einen Grund für die schwierige Zeiten in seiner Branche: „2023 sind die Baugenehmi­gungen im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent zurückgega­ngen. Das sind erschrecke­nde Zahlen.“Der Einbruch bei den Baugenehmi­gungen für Einund Zweifamili­enhäuser hat sich demnach weiter verstärkt. Die Zahl der erteilten Baugenehmi­gungen rutschte bundesweit erstmals unter die Marke von 4000 Häusern pro Monat – ein neuer Negativrek­ord. Immerhin verzeichne­te der Fertigbau einen geringeren Rückgang bei den genehmigte­n Häusern und entwickelt­e sich minimal besser als der allgemeine Markttrend.

Diesen Negativtre­nd wiederum

führt Haas darauf zurück, „dass die Kosten und der Zins hochgegang­en sind und daher viele Familien nicht mehr so entscheidu­ngsfreudig sind, Geld für ein Kampa-Haus auszugeben, das allen Qualitätss­tandards entspricht“, ergänzt Haas, der seinen Frust auch an der Ampelregie­rung ablässt. „Sie dreht dazu

auch noch für Förderunge­n den Hahn zu.“Die Politik wolle weg von Öl und Gas hin zum Holz. Und trotzdem seien die Rahmenbedi­ngungen äußerst schlecht. „Wir stehen sogar im Branchenve­rgleich noch ganz gut da. Andere Häuser stehen viel schlechter da als wir“, ergänzt Haas.

Und auch für das Jahr 2024 tut

sich Haas schwer mit günstigen Prognosen, nachdem sich im Monat Januar der Negativtre­nd fortgesetz­t hat. „Ich kann nicht sagen, wie es weitergeht.“Kampa wolle mit allen Mitteln versuchen, weitere Entlassung­en zu vermeiden. Mitarbeite­r der Produktion würden jetzt beim Kundenserv­ice oder auf den Baustellen mitarbeite­n. „Das verlangt ein hohes Maß an Flexibilit­ät und Engagement“, so Haas. „Wir setzen alles daran, dass die Arbeitsplä­tze erhalten bleiben.“

Die nächsten Jahre würden auch ausschlagg­ebend dafür sein, wie sich Kampa in Zukunft aufstellen müsse. Eine Lösung für die Probleme in der Branche sieht Haas noch nicht. Die Politik sei daher genau so gefordert. Doch Haas betont an dieser Stelle: „Ich habe nicht vor, den Standort in Bad Saulgau aufzugeben.“Er ist überzeugt davon, dass sich Kampa wieder erholen werde, weil der Fertighaus­steller ein tadelloses Produkt anbiete. „Ich sitze momentan aber auch nur in der Glaskugel.“

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FOTO: PATRICK BRANDT Die Konjunktur­flaute macht sich auch in der Baubranche bemerkbar. Der Fertighaus­hersteller Kampa entlässt am Standort in Bad Saulgau 17 Mitarbeite­r der Produktion.
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FOTO: KAMPA 2023 erhält Kampa noch eine große Auszeichnu­ng – den German Brand Award. Der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Josef Haas will um jeden Mitarbeite­r kämpfen.

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