Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Das Sprungbret­t im Saarland

Magath und Brehme starteten Karriere beim 1. FC Saarbrücke­n – Im Pokal drücken sie ihrem Ex-Club die Daumen

- Von Holger Schmidt

(dpa) - Andreas Brehme und Felix Magath werden interessie­rt zuschauen, wenn ihr ExVerein 1. FC Saarbrücke­n an diesem Mittwoch im Pokal-Viertelfin­ale die nächste Sensation schaffen will. „Den ersten Proficlub vergisst man nicht“, sagt Brehme. „Es ist eine besondere Gemeinscha­ft und die Saarländer sind ein besonderes Völkchen, das eng zusammenhä­lt“, erklärt der Weltmeiste­r von 1990 vor dem Duell des Drittligis­ten mit Bundesligi­st Borussia Mönchengla­dbach (20.45 Uhr/ZDF und Sky).

Auch Magath verfolgt die Entwicklun­g im Saarland nach wie vor mit Interesse. „Ich drücke die Daumen, dass bald der erhoffte Aufstieg gelingt“, sagt der ehemalige Bayern-Trainer. Die zwei Jahre als Spieler in Saarbrücke­n seien „tolle Jahre gewesen. Ich wurde zum BNationals­pieler, wir sind aufgestieg­en und man konnte da auch gut ausgehen.“

Dass zwei der prominente­sten deutschen Fußballer der 1980erund 90er-Jahre ihre Profikarri­ere beim selben Club starteten, ist kein Zufall. Denn Magath lotste Brehme einst zum 1. FC Saarbrücke­n. Auch wenn er selbst gar nicht mehr da spielte. 1979 hatte Brehme als 19 Jahre alter Auszubilde­nder für Kfz-Mechanik ein Probetrain­ing beim Hamburger SV mit Spielmache­r Magath absolviert. HSV-Manager Günter Netzer unterbreit­ete ihm ein Angebot – aber nur für die zweite Mannschaft.

„Das hat mein Vater sofort abgelehnt, da ich bei Barmbek Uhlenhorst schon höherklass­ig einen Stammplatz hatte“, erzählt Brehme. „Dann vermittelt­e mich Felix zu seinem Ex-Verein Saarbrücke­n. Er erklärte mir, dass ich nach einer ordentlich­en Saison in der 2. Liga schnell in die Bundesliga wechseln könnte. Und es ist tatsächlic­h so gekommen. Danke, Felix!“

Auch Magath lacht bei dieser Anekdote. „Streng genommen war das mein erster Spielertra­nsfer“, sagt er über seine gelunge Vermittlun­gsaktion. „Im Endeffekt hatten alle was davon: Andy Brehme, der FCS und, wenn man auf die Entwicklun­g schaut, sogar ganz Fußball-Deutschlan­d.“Trotz Abstiegs hatte Brehme eine Saison beim FCS gereicht, um sich für den 1. FC Kaiserslau­tern zu empfehlen und seine Weltkarrie­re mit Stationen unter anderem beim FC Bayern und Inter Mailand zu starten. 1990 machte er Deutschlan­d mit seinem Final-Elfmeter gegen Argentinie­n zum Weltmeiste­r.

Magath war 1974 als 20-Jähriger von Viktoria Aschaffenb­urg nach Saarbrücke­n gewechselt und hatte dort ebenfalls seinen ersten Profivertr­ag unterschri­eben. Nach zwei erfolgreic­hen Jahren in der zweiten Spielklass­e ging er zum HSV, den er 1983 mit dem goldenen Tor im Finale gegen Juventus Turin zum Europacup-Sieger machte. 1982 und 1986 an der Seite Brehmes wurde er Vize-Weltmeiste­r.

1989 kehrte Magath als Manager nach Saarbrücke­n zurück. Und wegen gesundheit­licher Probleme von Chefcoach Klaus Schlappner betreute er das Team im Trainingsl­ager in Casablanca. „Man könnte also sagen, dass ich auch meine erste Erfahrung als Trainer dort gemacht habe“, sagt Magath, der nach einem halben Jahr ging, „weil der Präsident über meinen Kopf hinweg Anthony Yeboah an Frankfurt verkauft hat“.

Die Zeit als Spieler lief deutlich erfolgreic­her. Als Spielmache­r führte Magath das im ersten Jahr abgestiege­ne Bundesliga-Gründungsm­itglied 1976 wieder ins Oberhaus, wo Saarbrücke­n zwei Jahre blieb und dann noch mal 1985/86 und 1992/93 für jeweils ein Jahr vorbeischa­ute. Zwischenze­itlich war der Club 2008 bis in die fünfte Liga abgestiege­n. Heute ist er ein ambitionie­rter Drittligis­t, der schon 2020 im DFB-Pokal für Furore gesorgt hatte, als er als erster Viertligis­t im Halbfinale stand.

Magath glaubt, dass das diesmal nicht gelingen wird – trotz der imposanten Pokal-Erfolge gegen den Karlsruher SC (2:1), den FC Bayern (2:1) und Eintracht Frankfurt (2:0). „Ich fürchte, dass gegen Gladbach Schluss ist“, sagt er. „Das war bisher sensatione­ll, und die Bayern rausgekege­lt zu haben, wird wahrschein­lich einmalig bleiben. Aber Gladbach wird sich diese Gelegenhei­t nicht nehmen lassen.“

Brehme traut dem FCS dagegen den ganz großen Coup im Pokal zu. „Erst mal gilt es, ein weiteres Wunder gegen Gladbach zu vollbringe­n“, sagt er. „Doch bei drei verblieben­en Bundesligi­sten im Viertelfin­ale ist die Chance gar nicht so schlecht.“

 ?? FOTO: IMAGO ?? Felix Magath unterschri­eb 1974 seinen ersten Profivertr­ag beim FCS.
FOTO: IMAGO Felix Magath unterschri­eb 1974 seinen ersten Profivertr­ag beim FCS.

Newspapers in German

Newspapers from Germany